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der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend die Stellungnahme von Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums zu der von
uns an Sie gerichteten Anfrage vom 28. Februar 1996 in der rechtsextremen Zeitschrift
"Junge Freiheit" vom 15.3.1996
ln einer Anfrage vom 28. Februar fragten die obengenannten Abgeordneten an, wie Sie dazu
stehen, daß die Angehörigen ihres Ministeriums, Dr. Heinz Magenheimer bzw. Dr. Egbert
Apfelknab in rechtsextremen Zeitungen publizieren bzw. Interviews geben.
In der Ausgabe der Zeitschrift ''Junge Freiheit'' (JF) vom 15. März 1996 wird nun ein
Interview mit dem ''rechtskundigen Offizier im österreichischen Verteidigungsministerium''
Rüdiger Stix publiziert. Stix nimmt in diesem Interview auf die Anfrage der obengenannten
Abgeordneten vom 28. Februar Bezug. Weiters wird festgehalten, daß Stix ''häufiger Gastautor
in der JF ist. ''
Der Mitarbeiter im Verteidigungsministerium Stix bezieht sich in dem lnterview auf eine
Aussage des Leiters des Büros für Wehrpolitik Brigadier Dr.phil Wolfgang Schneider.
Schneider soll gegenüber Stix folgende Stellungnahme zur obengenannten Anfrage abgegeben
haben: ''Es stellt eine immense Unverfrorenheit der Anfragesteller dar, unbescholtene
rechtschaffene Mitarbeiter einer Stabsabteilung im Kabinett des BMLV des
Rechtsextremismus zu zeihen und so kritische Stimmen mundtot zu machen - ganz im Sinne der
derzeit propagierten Political correctness. '' Weiters zitiert Stix Brigadier Schneider mit
folgenden Worten: ''Es ist aus den Fakten ersichtlich, daß der Vorwurf der Verbreitung des
rechtsextremen Gedankengutes durch Dr. Apfelknab völlig absurd ist und der Vorwurf
offensichtlich nur zum ,Beschrnutzen' des Bundesheeres dient. ''
Die österreichische Zeitschrift ''Junge Freiheit'' (Chefredakteur: Andreas Mölzer) ist eine
Schwesternzeitung der ''Jungen Freiheit'' - Deutschland. Der Verfassungsschutz des Landes
Nordrhein-Westfalen schätzt in seinem Zwischenbericht 1995 die Blattlinie der als rechtsextrem
eingestuften ''Jungen Freiheit'' unter anderem wie folgt ein: ''Bei jeder Gelegenheit wird zudem
eine behauptete Ungleichheit der Menschen propagiert, die im Denkmuster des extremistischen
Teils der ,Neuen Rechten' als Konsequenz aus biologischen Unterschieden auch
Ungleichwertigkeit von Menschen verschiedener Herkunft bedeutet. ''
Das Landesamt für Verfassungsschutz BerIin schätzt in einer über die ''Junge Freiheit''
herausgegebenen Broschüre diese Publikation u. a. folgendermaßen ein: ''In der 'Jungen
Freiheit finden sich Äußerungen, die auf eine gewisse VerharmIosung der
nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands schIießen lassen. ''
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1 . Stimmen die Ausführungen in der ''Jungen Freiheit'' vom 15. März 1996, daß Rüdiger Stix
''rechtskundiger Offizier im österreichischen Verteidigungsministerium - Büro für
Wehrpolitik'' ist?
2. Wie stehen Sie dazu, daß ein ''rechtskundiger Offizier des österreichischen
Verteidigungsministerium - Büro für Wehrpolitik . . . häufiger Gastautor in der JF,' ist?
3. Ist der in der "Jungen Freiheit" vorgestellte "rechtskundige Offizier des österreichischen
Verteidigungsministerium - Büro für Wehrpolitik" Rüdiger Stix ident mit den Wiener
Landtagsabgeordneten gleichen Namens?
Wenn ja: Wie gewährleisten Sie, daß er als Offizier Ihres Ministeriums interne Vorgänge
nicht für poIitische und publizistische Zwecke mißbraucht?
4. Ist für ein lnterview oder einen Beitrag in einer von Verfassungsschutzberichten mehrerer
deutscher Bundesländer beobachteten Zeitschrift für ein Mitglied des österreichischen
Verteidigungsministerium eine Zustimmung des Dienststellenleiters oder der vorgesetzten
Dienststelle erforderlich?
Wenn ja: Wurde eine solche erteiIt oder wurde eine solche erforderliche Meldung gar nicht
erstattet?
Wenn nicht: Warum?
5. Haben Sie dem Angehörigen des Verteidigungsministeriums Rüdiger Stix die Erlaubnis
erteilt, in einer rechtsextremen Zeitungen Interna aus Gesprächen mit anderen Angehörigen
Ihres Ministeriums zu veröffentlichen, wie dies in der ''Jungen Freiheit'' vom 15. März
1996 geschah?
Wenn ja: Warum?
Wenn nein: Warum nicht?
6. Ist es üblich, daß Stellungnahmen von bzw. Gespräche zwischen Angehörigen Ihres
Ministeriums über parlamentarischen Anfragen an Ihr Ministerium vor der Beantwortung in
rechtsextremen Zeitungen abgedruckt bzw. diskutiert werden?
Wenn ja: Warum
Wenn nein: Warum nicht?
7. Verstößt es gegen eine Dienstvorschrift, interne Gespräche zwischen Angehörigen Ihres
Ministeriums in rechtsextremen Zeitungen wiederzugeben?
Wenn ja: Ist bei dem obengenannten Interview vom 15. März 1996 eine Dienstvorschrift
lhres Ministeriums verletzt worden
Wenn nicht: Warum?
8. Wie stehen Sie zu der angeblichen Aussage Ihres AbteiIungsleiters für WehrpoIitik
Brigadier Wolfgang Schneider, unsere Anfrage vom 28. Februar aIs ''Unverfrorenheit der
Anfragesteller'' zu bezeichnen.
9. Der Angehörige lhres Ministeriums sagt in dem Interview, daß ''. . . der Kabinettchef des
Ministers, genauso wie der Chef des wehrpolitischen Büros, sich selbst und viele meiner
Kameraden nicht nur die Gesetze zu vollziehen'' zu haben, sondern auch dem Eid ''Treu bis
in den Tod,' verpflichtet seien.
Wie ist dieser Eid zu interpretieren?
Gibt es eine Situation, wo Angehörige des Bundesheeres ''nicht nur die Gesetze zu
vollziehen'' haben? Wenn ja: Welche?
10. Glauben Sie, daß die Aussagen und Einschätzungen von bundesdeutschen
Verfassungsschutzbehörden über und von rechtsextreme Publikationen unglaubwürdig sind
bzw. für Ihr Ministerium keine Bedeutung haben?
Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht?
11 . Haben Sie zwecks Einschätzung der Zeitschrift ''Junge Freiheit'' Kontakte mit
Verfassungschutz-Einrichtungen in Deutschland aufgenommen?
Wenn ja: Warum?
Wenn nein: Warum nicht?