3395/J XX.GP
Anfrage
der Abg. Dr. Pumberger, Koller und Kollegen
an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten
betreffend Import eines artengeschützten Ameisenbären zur
Imagepflege von RegIerungsmitgliedern
Der überaus öffentlichkeitbewußte Direktor des Schönbrunner
Zoos setzt seine animalischen Insassen intensiv für Werbe--
zwecke ein, wobei sich auch Sponsoren, Regierungsmitglieder
und andere Prominente in Szene setzen dürfen.
Als im November 1994 ein Ameisenbär aus dem Dortmunder Zoo
nach Schönbrunn gebracht wurde, übernahm der Bundesminister
für Umwelt, Jugend und Familie die Patenschaft, das Tier
erhielt den Namen „Martin“.
Im Juli 1997 Importierte die Zoodirektion, wieder aus Dort-
mund, einen weiblichen Ameisenbären, da sich der Zoo Schön-
brunn der Teilnahme an einem internationalen Erhaltungszucht-
programm gefährdeter Arten rühmt. Die Koordination dürfte aber
mangelhaft gewesen sein, da sich nach der Ankunft des Tieres
dessen Verwandtschaft mit dem anderen Ameisenbären herausstellte
weshalb eine Weiterzucht nicht in Frage kam.
Daher wurde Anfang Dezember kurzerhand eine Ameisenbärin aus
Brasilien eingeflogen. Kurier ‚4.12.1997: „Dafür mußte für
ihre Ausreise der widerspenstige Amtsschimmel gebändigt werden.
Ameisenbären sind auch in ihrer Heimat selten. Eine Ausreise ist
nur über Ministerbeschluß möglich. Die österreichische Botschaft
half. “Kronen--Zeitung, 4.12.1997: „Da das Weibchen aber noch
sehr bissig ist, durfte nur Martin allein um Fototermin mit
Tiergartenchef Pechlaner, Sepp Forcher und Minister Bartenstein
mitkommen.“
Es bedurfte also massiver Interventionen und der Umgehung
internationaler Artenschutzbestimmungen sowie nationaler
Artenschutz- und Artenhandelsgesetze, um dieses Tier für den
Schönbrunner Zoo zu erwerben. Die Ameisenbärin wurde nicht im
Wege eines Austauschprogramms mit einem brasilianischen Zoo,
sondern anderweitig beschafft. Wäre sie nicht bissig, hätte
sie sogar unter Mißachtung aller für Drittstaaten geltenden
Quarantänebestimmungen an dem erwähnten Promi-Fototermin
teilnehmen dürfen.
Pointe am Rande: dieser Ameisenbären-Deal wurde knapp vor
den Beratungen eines neuen Artenhandelsgesetzes im Wirt-
schaftsausschuß des Nationalrates
durchgezogen.
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn
Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten die
nachstehende
Anfrage:
1. Ist Ihrem Ressort bekannt, wie hoch die Anschaffungskosten
und die Transportkosten für die brasilianische Ameisenbärin
waren, die der Zoo Schönbrunn Anfang Dezember erworben hat ?
2. Geht aus den Begleitpapieren und Kaufdokumenten hervor,
a) wer der Verkäufer des Tieres ist,
b) aus welcher Region Brasiliens dieses Tier stammt,
c) wann es dem ursprünglichen Biotop entnommen wurde ?
3. Welche Beamten Ihres Ressorts waren mit diesem Fall befaßt ?
4. Welcher brasilianische Minister genehmigte die Ausreise ?
5. Welche Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzüberein-
kommens gelten allgemein für nicht aus öffentlichen Tier-
gärten stammende Ameisenbären ?
6. Wie erfolgte die Umgehung internationaler und nationaler
Artenschutzbestimmungen in diesem Fall ?
7. Ist Ihrem Ressort bekannt, welche Quarantänebestimmungen
beim Import eines Ameisenbären aus Drittstaaten, insbesondere
Südamerika, in Österreich einzuhalten sind ?
8. Wurden diese tierseuchenrechtlichen Bestimmungen und Unter-
suchungen seitens des Tiergartens Schönbrunn im Falle dieses
Ameisenbären ordnungsgemäß durchgeführt ?
9. In welcher Art und Weise ist der Tiergarten Schönbrunn an
einem Erhaltungszuchtprogramm für Ameisenbären beteiligt ?
10. Warum konnte der auf seine Teilnahme an Erhaltungszucht-
programmen so stolze Tiergarten Schönbrunn erst nach
Ankunft einer Ameisenbärin aus Dortmund die Verwandtschaft
dieses Tieres mit dem ebenfalls aus Dortmund stammenden
Ameisenbären Martin feststellen, so daß eine Weiterzucht
mit diesem Paar nicht in Frage kam ?
11. Wohin wurde die für die Weiterzucht ungeeignete Ameisenbärin
aus Dortmund verbracht ?
12. Ist Ihrem Ressort bekannt, wie hoch die Anschaffungs-,
Transport- und Wegschaffungskosten für die Ameisenbärin
aus Dortmund waren ?
13. Hat der Tiergarten Schönbrunn für die Ameisenbärin aus
Dortmund einen Verkaufserlös erzielt ? Wenn ja: wieviel ?
14. Wurde der Direktor des Schönbrunner Tiergartens von Ihrem
Ressort in die Erarbeitung oder Begutachtung des neuen
Artenhandelsgesetzes einbezogen ?
Wenn ja: welche Formulierungen gehen auf seine Anregung
zurück ?