3397/J XX.GP
Anfrage
der Abg. Dr. Pumberger, Koller und Kollegen
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Import eines artengeschützten Ameisenbären zur
Imagepflege von Regierungsmitgliedern
Der überaus öffentlichkeitsbewußte Direktor des Schönbrunner
Zoos setzt seine animalischen Insassen intensiv für Werbe-
zwecke ein, wobei sich auch Sponsoren, Regierungsmitglieder
und andere Prominente in Szene setzen dürfen.
Als im November 1994 ein Ameisenbär aus dem Dortmunder Zoo
nach Schönbrunn gebracht wurde, übernahm der Bundesminister
für Umwelt, Jugend und Familie die Patenschaft, das Tier
erhielt den Namen "Martin“.
Im Juli 1997 Importierte die Zoodirektion, wieder aus Dort-
mund, einen weiblichen Ameisenbären, da sich der Zoo Schön-
brunn der Teilnahme an einem internationalen Erhaltungszucht-
programm gefährdeter Arten rühmt. Die Koordination dürfte aber
mangelhaft gewesen sein, da sich nach der Ankunft des Tieres
dessen Verwandtschaft mit dem anderen Ameisenbären herausstellte,
weshalb eine Weiterzucht nicht in Frage kam.
Daher wurde Anfang Dezember kurzerhand eine Ameisenbärin aus
Brasilien eingeflogen. Kurier ‚4.12.1997: „Dafür mußte für
ihre Ausreise der widerspenstige Amtsschimmel gebändigt werden.
Ameisenbären sind auch in ihrer Heimat selten. Eine Ausreise ist
nur über Ministerbeschluß möglich. Die österreichische Botschaft
half. “Kronen-Zeitung" 4.12.1997: "Da das Weibchen aber noch
sehr bissig ist, durfte nur Martin allein zum Fototermin mit
Tiergartenchef Pechlaner, Sepp Forcher und Minister Bartenstein
mitkommen. "
Es bedurfte also massiver Interventionen und der Umgehung
internationaler Artenschutzbestimmungen sowie nationaler
Artenschutz- und Artenhandelsgesetze, um dieses Tier für den
Schönbrunner Zoo zu erwerben. Die Ameisenbärin wurde nicht im
Wege eines Austauschprogramms mit einem brasilianischen Zoo,
sondern anderweitig beschafft. Wäre sie nicht bissig, hätte
sie sogar unter Mißachtung aller für Drittstaaten geltenden
Quarantänebestimmungen an dem erwähnten Promi- Fototermin
teilnehmen dürfen.
Pointe am Rande: dieser Ameisenbären-Deal wurde knapp vor
den Beratungen eines neuen Artenhandelsgesetzes im Wirt-
schaftsausschuß des Nationalrates durchgezogen
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn
Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie die nachstehende
Anfrage:
1. Wieviel kostete die von Ihnen übernommene Patenschaft für
den 1994 aus Dortmund in den Schönbrunner Zoo verbrachten
Ameisenbär Martin ?
2. Unter welcher Budgetpost Ihres Ressorts wurde diese Ausgabe
verbucht ?
3. Haben Sie auch für die kürzlich eingeflogene brasilianische
Ameisenbärin die Patenschaft übernommen ?
Wenn ja: zu welchen finanziellen und sonstigen Bedingungen ?
4. War Ihnen zum Zeitpunkt des Fototermins bekannt, daß diese
Ameisenbärin durch Intervention der österreichischen Botschaft
in Brasilien, unter Umgehung internationaler und nationaler
Artenschutzbestimmungen, für den Schönbrunner Zoo und seinen
überaus geschäftstüchtigen Direktor beschafft worden war ?
5. Welche Begründung wurde Ihnen zu der Tatsache gegeben, daß
die "Neuschaffung" aus Brasilien nicht am Fototermin teil-
nehmen durfte ?
6. Wäre es Ihrem Image als Umweltminister nicht dienlicher,
für eine Beachtung umwelt- und artenschutzrechtlicher
Bestimmungen auch seitens öffentlichkeitsbewußter Zoo-
direktoren - zu sorgen, statt Fototermine mit animalischen
Patenkindern wahrzunehmen ?