3401/J XX.GP
Anfrage
der Abg. Ing. Reichhold, Wenitsch, Aumayr, Koller Dr. Salzl
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend unrichtige Anträge auf Flächenprämien, zu hohe
Milchquoten in anderen EU-Mitgliedstaaten
Im Jahresbericht des EU-Rechnungshofes 1996 wird festgestellt,
daß die Überprüfung der Anträge auf Flächenprämien folgendes
Resultat brachte:
Beim Neumitglied Österreich waren 7 % der Anträge unrichtig,
bei den Alt—Mitgliedstaaten dagegen wesentlich mehr, nämlich
Italien 55 %, Deutschland 53 %, Luxemburg 56 % unrichtige
Anträge auf Flächenprämien.
Während also die Fehler in Österreich auf Informationsmangel
Zeitdruck und Umstellungsprobleme zurückzuführen waren,
hat der Schwindel in den Altstaaten offenbar Methode. Die
hohen Schwindelprozentsätze erstaunen um so mehr, als die
Landwirte in Italien schon 10 Tage vor anstehenden Flurbegehungen
durch die EU-Inspektoren von den italienischen Behörden vorge-
warnt wurden, um nicht des Mißbrauchs von Flächenhilfen überführt
zu werden. In Frankreich betrug die Vorwarnfrist ‚nur‘ 48 Stunden,
ein Ansuchen um Fristverlängerung wurde aber gewährt.
Die FPÖ-Abgeordneten haben also zu Recht im Budgetausschuß
auf die Diskrepanzen bei der Hartweizenförderung zugunsten
Italiens und Frankreichs und zu Lasten Österreichs aufmerksam
gemacht. Dieser Umstand wurde aber vom Bundesminister für Land—
und Forstwirtschaft als uninteressant abqualifiziert.
Ähnliche Mißstände bei den Milchquoten in Italien werden
derzeit festgestellt, was zu wütenden Protesten der Beschul-
digten führt, obwohl sich der italienische Staat bereit er
klärt, einen Teil der von der EU verlangten Rückforderungen
für zuviel bezogene Förderungen kompensieren zu wollen.
Österreichische Bauern können seitens österreichischer Behörden
und Quasibehörden (z.B. AMA) keinesfalls mit solch großzügigem
Entgegenkommen rechnen: fehlerhafte Anträge wurden retourniert,
Förderungen wurden gestrichen, Fristversäumnisse durch Förde-
rungsentzug bestraft. Dies hat viele Betriebe an den Rand der
Existenz gebracht. Aber auch erfolgreiche Förderungswerber
sind Im Nachteil gegenüber jenen Schwindlern in den Altstaaten,
die mit Deckung ihrer Behörden wesentlich höhere Flächenprämien
und Quoten lukrieren, als ihnen aus dem EU-Haushalt zustehen
würden.
Dieser Schwindel wird von Österreich als Nettozahler finanziert,
anstatt den österreichischen Bauern die reibungslose Teilnahme
am EU-Agrarmarkt zu ermöglichen.
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn
Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft die nachstehende
A n f r a g e
1. Wie lautet Ihre Stellungnahme zum Jahresbericht des
EU-Rechnungshofes 1996 hinsichtlich der Fehlerprozent-
sätze bei den Anträgen auf Flächenprämien
a) in den alten Mitgliedstaaten,
b) beim Neumitglied Österreich ?
2. Werden Sie sich dafür einsetzen, daß die EU die im großen Stil
erschwindelten Flächenprämien von den alten Mitgliedstaaten
eintreibt ?
3. Werden Sie sich dafür einsetzen, daß diese 1996 ausbezahlten
und rück zu fordernden Mittel als Starthilfe an jene Betriebe
in den neuen Mitgliedstaaten ausbezahlt werden, deren Arbeits-
plätze wegen des durch den großangelegten Schwindel geför-
derten Marktdruckes auf die inländische Produktion gefährdet
wurden?
4. Werden Sie sich aufgrund des zutage getretenen Schwindels
in den alten Mitgliedstaaten für eine Neuverteilung der
geförderten Flächen auf die 15 Mitgliedstaaten auf einer
realistischen Basis einsetzen ?
5. Werden Sie in diesem Lichte auch eine Neuverteilung der
Hartweizenflächen zugunsten Österreichs fordern, wie dies
die FPÖ-Abgeordneten im Budgetausschuß bereits angeregt
haben ?
6. Werden Sie diese Haltung auch bei der Aufteilung der
EU-Milchquoten einnehmen, damit z.B. Österreich einen
ehrlichen Anteil an den erschwindelten Italienischen
Quoten erhält?
7. Was werden Sie gegen die Benachteiligung der ehrlichen und
sanftmütigen österreichischen Bauern unternehmen, die sich
ausufernde Kontrollen durch die AMA, oft sogar im vorhinein,
gefallen lassen, während Landwirte in den Altmitgliedstaaten
mit Deckung ihrer nationalen Behörden EU-Kontrolleure an der
Nase herumführen oder gar bedrohen ?
8. Befürworten Sie die Kärntner Initiative einer Haftpflicht-
versicherung für Beratungsleistungen von LWK- oder AMA-
Beratern, um die betroffenen Bauern bei Beratungsfehlern
schadlos zu halten, auch in den anderen Bundesländern ?