3440/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Prinzhorn, Blünegger, Dipl.-Ing. Schöggl
und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend
Schleppende Umsetzung der Technologieoffensive
Einem von FFF-Präsident Dr. Werner Frantsits an Sie gerichtetem Schreiben vom 7.
November dieses Jahres ist folgendes zu entnehmen: „Laut Mitteilung der APA und
Bestätigung durch das Finanzministerium wurden im Budgetausschuß die für den FFF als
Dotation vorgesehenen öS 470 Mio. in die „allgemeine Wirtschaftsförderung“ des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten transferiert. Damit ist der
Budgetansatz für den FFF für 1998 auf öS Null, entgegen den Mitteilungen des
Wirtschaftsministers an die Presse. Für die österreichische Forschungsförderung und den FFF
stellt dies eine außergewöhnlich prekäre Situation dar. Auch wenn der FFF seine
Darlehnsrückflüsse (verfügbar etwa 460 Mio. öS) in Zuschüsse umwandelt, würde sich damit
gegenüber 1997 (Barwert knapp 1 Mrd. öS) de facto der mögliche Förderbarwert des
kommenden Jahres halbieren und die Förderungstätigkeit muß sich ausschließlich in
eingeschränktem Umfang auf die Fortsetzung früher begonnener F&E-Projekte konzentrieren.
Neue Forschungsprojekte können keine in Angriff genommen werden, erfolgreiche und
notwendige Aktionen, wie die geplante und den Firmen bereits avisierte
Lebensmittel initiative, Kooperation KMU-Wissenschaft, Technologiecluster KFZ-Zulieferer,
Ansiedlung von F&E-Abteilungen internationaler Konzerne müssen abgesagt oder
zurückgestellt werden.“
Die dargestellte Situation ist für die österreichische Industrie mehr als beunruhigend, vor
allem da der Erfolg von Firmen vielfach nur über den Technologiestandard ihrer Produkte zu
halten ist. Als plakatives Beispiel in diesem Zusammenhang sei die Situation der Jenbacher
Energiesysteme AG geschildert:
Bei einem Exportanteil von 85 Prozent kann die JES AG nur durch einen hohen
Technologiestandard der Konkurrenz internationaler Großkonzerne standhalten. Aus diesem
Grund investiert die JES AG rund 6 Prozent des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung.
Die staatliche Förderquote beträgt dabei knapp 10 Prozent des F&E-Budgets. Dieser Betrag
dient speziell der mittelfristigen Technologieverbesserung. Sollte sich die Fördersituation
weiter verschlechtern, so sieht die Firmenleitung in Zukunft den Standort Jenbach mit rund
800 Mitarbeitern gefährdet. Eine erste konkrete Auswirkung stellt sich in Form
eingeschränkter Zusammenarbeit mit den Universitäten dar. Derzeit werden bei der JES AG
zehn Jungakademiker (Diplomanden und Dissertanten) im Zuge von Projekten finanziert, was
in Zukunft wohl nicht mehr möglich sein wird.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage
1. Laut „Die Presse“ vom 9. September machte Sie bereits damals in einem Memorandum
FFF-Päsident Frantsits auf die prekäre Situation des FFF aufmerksam. Warum wurden
seither keine konkreten Ergebnisse bei der Umsetzung der Technologieoffensive im
Rahmen des FFF erzielt?
2. Warum wurde die Dotation des FFF in Höhe von 470 Mio. öS in die allgemeine
Wirtschaftsförderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten
übertragen?
3. Warum wurden keine Mittel vorgesehen, um die Zeit der Umstellung der
Technologieförderung ohne finanzielle Engpässe gewährleisten zu können‘? Wie wird vor
allem die kurzfristige Finanzierung der Forschungsförderung erfolgen?
4. Sind durch die derzeitige Situation im Bereich der Forschungsförderung und die fehlende
Dotation des FFF bereits bestehende Forschungsprojekte gefährdet? Wenn ja, in welchem
Umfang? Wenn nein, warum nicht?
5. Sind Mittel vorgesehen, um den Bestand von gefährdeten, bereits bestehenden
Forschungsprojekten, wie im Falle der JES AG, durch Sofortmaßnahmen zu sichern‘?
Wenn nein, warum nicht‘? Wenn ja, in welcher Form und in welcher Höhe?
6. Sind durch die derzeitige Situation in, Bereich der Forschungsförderung und die fehlende
Dotation des FEF geplante Forschungsprojekte gefährdet? Wenn ja, in welchem Umfang‘?
7. Wie viele österreichische Unternehmen haben sich mit der Bitte um rasche Klärung dieser
schwierigen Situation im Bereich der Forschungsförderung an Sie gewandt?
8. Laut APA335 vom 10. Dezember 1997 soll das BFT nun beim Kanzleramt angesiedelt
werden. Worin liegen die Vorteile dieser Variante? Sind dadurch auch Nachteile zu
erwarten? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
9. Laut APA335 vom 10. Dezember 1997 wird über das BFT ein Rat für Forschung und
Technologie (RFT) mit Minister Einem als Vorsitzenden installiert, dem Beamte aus dem
Wirtschafts- und dem Wissenschaftsministerium, sowie Persönlichkeiten aus der
Industrie, der Wissenschaft und Sozialpartner angehören. Entspricht das den
Vorstellungen einer schlanken, zukunftsorientierten Forschungsförderung? Worin liegen
die Vorteile eines derartig aufgeblähten RFT? Sind Sie der Ansicht, daß große Gremien
die Entscheidungsfindung bei der Vergabe von finanziellen Mitteln beschleunigen? Wenn
ja. warum?
10. Auf welche Höhe werden sich die für die Verwaltung des laut APA335 vom 10.
Dezember vorgeschlagenen Modells vorgesehen
Kosten belaufen?
11. Auf welche Höhe beläuft sich der Schaden, der der Wirtschaft aufgrund der
Kompetenzstreitigkeiten und der dadurch unklaren Situation im Bereich der
Forschungsförderung erwachsen ist?