3453/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend entwicklungspolitische Relevanz von Exportförderungen
Wenn bei Exportförderungskrediten das Zuschußelement mindestens 35% bis 50 % beträgt,
werden sie der ODA (Official Development Assistance) angerechnet. Bei den sog. „Rahmen
II-Krediten“ handelt es sich um Kredite mit langen Laufzeiten und niedriger Verzinsung.
Voraussetzung für die Gewährung eines Rahmen II-Kredites ist das Vorhandensein einer
staatlichen Garantie gegen Exportrisken, d.h. eine Haftungsübernahme durch die
Kontrollbank im Namen des Staates.
Im Zusammenhang mit der Exportförderung wird zurecht kritisiert, daß der volle Betrag
dieser Kredite als ODA gemeldet wird und nicht nur das Zuschußelement. Auch besteht
kein Zusammenhang zwischen den Zielsetzungen der österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und der Exportförderung. Das führt dazu, daß kaum
eines der Hauptempfängerländer zu den Schwerpunktländern der österreichischen EZA oder
zu den LLDCs (Least Developed Countries) gehört. Nach wie vor geht es bei der
Exportförderung primär um Wirtschafts- und Exportinteressen. Entwicklungs— und Umwelt—
und Menschenrechtsanliegen werden ausgeblendet. Zurecht eingefordert wird auch mehr
Transparenz.
Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende
ANFRAGE:
1. Inwiefern wird bei den Exportgarantien die Kohärenz mit entwicklungspolitischen
Zielsetzungen Österreichs überprüft?
2. Inwiefern ist die Vergabe von soft loans (gem. OECD-Consensus) mit den Grundsätzen
des Drei-Jahresprogrammes der österreichischen EZA abgestimmt?
a) Wer sind die Hauptempfängerländer 1995, 1996 und 1997 (bitte auch um Angabe der
Höhe der Kredite)?
b) Sind unter den Hauptempfängerländern die Schwerpunktländer der österreichischen
EZA?
c) Welche LDCs waren 1996 und 1997 unter den Hauptempfängerländern?
d) Wie hoch war die Erteilung von Exportkrediten (aller Art, insbes. soft bans) in die
LLDCs?
3. 1996 ist die ODA von insgesamt 7.730 Mio. öS im Jahr 1995 auf 5.892 Mio. öS
zurückgegangen. Als Grund für diesen Nettorückgang der ODA 1996 wird u.a. der
starke Rückgang der Rahmen II-Kredite (1995: 1.723 Mio. ÖS, 1996: 522 Mio. öS)
angeführt. Begründet wird der starke Rückgang der Rahmen-II-Kredite mit der Änderung
der Meldepraxis. Inwiefern wurde die Meldepraxis 1996 gegenüber dem Vorjahr
geändert?
4. Wenn der Kredit ein Zuschußelement von 35 bzw. 50% aufweist, wird der volle Kredit
als ODA an die OECD gemeldet, was von der OBCD kritisiert wurde. Angeblich hat
Österreich begonnen, über die Änderung der Meldepraxis zu verhandeln. Wie weit sind
die diesbezüglichen Verhandlungen mit der OECD fortgeschritten und gibt es schon
Ergebnisse? Wenn ja, welche?
5. Werden Sie sich dafür einsetzen, das Ausfuhrförderungsgesetzes 1981 zu ändern in
Richtung
- mehr Transparenz (z.B. in Form einer jährlichen Berichterstattung an den Nationalrat)
- mehr Mitsprache und Miteinbeziehung der NGOs
- Einbeziehung sozialer, ökologischer, entwicklungspolitischer Prüfungskriterien und
Berücksichtigung der Menschenrechte?
6. Welche Länder wurden 1996, 1997 neu umgeschuldet? Und für welche wurden
Zinssatzreduktionen vereinbart?