3521/J XX.GP
der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend entwicklungspolitische Auswirkungen des Multilateral Agreement on Investment
(MAI)
Seit mehr als zwei Jahren wird von den OECD-Ländern das Multilateral Agreement on
Investment (MAI) ausgehandelt, dessen Ziel der Schutz und die Liberalisierung
ausländischer Investitionen ist. Laut OECD ist das MAI „der erste Versuch, in einem
internationalen Abkommen multilaterale Verpflichtungen zu schaffen, welche den Schutz
von Investitionen, die Liberalisierung und Investitionstätigkeit und verpflichtende
Streitbeilegungsmechanismen kombiniert“. Es zielt auf die „Eliminierung von
Rahmenbedingungen, welche internationale Investitionsflüsse stören könnten“. Investoren
soll zumindest „nationale Behandlung“ und ein „Meistbegünstigungsstatus“ gewährt werden.
Multinationale Unternehmen sollen auch das Recht erhalten, Staaten auf die Einhaltung der
MAI-Bestimmungen zu klagen und Schadenersatz zu verlangen. Die Staaten verpflichten
sich, dem Urteil des MAI-Schiedsgerichtes Folge zu leisten. Da „Investitionen“ vom MAI
extrem weit definiert werden, (u.a. fallen auch geistiges Eigentum, Grund und Boden,
indirekte Investitionen wie Beteiligungen darunter) wird nahezu die gesamte Ökonomie
eines Landes prinzipiell von den MAI-Bestimmungen erfaßt.
Nach Ansicht von Kritikern stellt das MAI eine neoliberale Verschärfung der NAFTA-
Bestimmungen (Nordamerikanisches Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada
und Mexiko) dar und ist der Versuch ihrer Ausdehnung auf den ganzen Globus. Kritisiert
wird vor allem auch, daß die Verhandlungen bisher fernab jeder Öffentlichkeit erfolgten
und daß die Machtverschiebung zugunsten multinationaler Unternehmen und ihre
Auswirkungen auf die Lebenswelt politisch nicht diskutiert werden.
Das angestrebte Abkommen wird auch Nicht-OECD-Mitgliedstaaten und damit
insbesondere den Entwicklungsländern zum Beitritt offenstehen. Diese selbst sind jedoch in
die laufenden Verhandlungen nicht eingebunden und können daher keinen Einfluß auf den
Inhalt des Abkommens nehmen. Es ist zu erwarten, daß äuf die Entwicklungsländer
gehöriger Druck ausgeübt werden wird, sie nach dem Abschluß der Verhandlungen zum
Beitritt zu bewegen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
ANFRAGE:
1. Sind Sie in die Verhandlungen über das MAI eingebunden und welche Vorschläge
wurden von Ihrer Seite eingebracht?
2. Warum sind die Entwicklungsländer nicht in die laufenden Verhandlungen
miteingebunden?
3. Gibt es Analysen über die Auswirkungen der MAI-Bestimmungen auf die
Entwicklungsländer? Wenn ja, welche?
4. Was werden Sie unternehmen, daß in diesem Vertragswerk auch Beschwerderechte
von Menschen, Gemeinschaften und Staaten gegenüber multinationalen
Unternehmungen eingeführt werden hinsichtlich der Einhaltung ökologischer und
sozialer Mindeststandards?