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der Abgeordneten Dr. Grollitsch, Dr. Haider und Kollegen

an den Herrn Bundeskanzler

betreffend „Olympia ohne Grenzen“ - eine Bewerbung ohne Vorbereitung

Wie aus den Medien zu entnehmen ist, scheint die gemeinsame Bewerbung Kärntens, Slowe --

niens und Italiens um den Standort für die olympischen Winterspiele 2006 mehr als fraglich.

Italien bewirbt bereits den Standort Turin und läßt durchblicken, die Dreiländerbewerbung

weder finanziell noch ideell zu unterstützen; Slowenien wiederum läßt sich die Kärnten - Idee

teuer abkaufen und weigert sich zudem, in der Frage der verfassungsmäßigen Anerkennung

der deutschen Minderheit im Lande Entgegenkommen zu signalisieren.

Es sieht so aus, als habe die Bundesregierung aus der mißlungenen Bewerbung der Steiermark

um den Standort für die olympischen Spiele 2002 nichts hinzugelernt und nicht bedacht, daß

nur ein gut vorbereitetes Vorgehen Erfolgschancen verspricht. Im Eifer des nationalen Be -

werbungswettlaufes hat man offensichtlich auf die internationale Sicht vergessen. Die Vor -

auswahl eines einzigen österreichischen Kandidaten, der auf allen Ebenen international ins

Spiel gebracht werden könnte, wäre wohl sinnvoller gewesen und hätte die Zuschlagschancen

sicher wesentlich erhöht.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundeskanzler folgende

Anfrage

1. Wurden im Vorfeld der Dreiländerbewerbung für den Standort der olympischen Winter -

spiele 2006 internationale Vereinbarungen oder Verträge zwischen Österreich, Slowenien

und/oder Italien geschlossen?

Wenn ja, welche und was haben sie zum Inhalt?

Wenn nein, warum nicht?

2. Wurde die Zustimmung zur Dreiländerbewerbung von den nationalen olympischen Ko-

mitees in Slowenien und Italien eingeholt?

Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Wenn nein, warum nicht?

3. Wie beurteilen Sie die vom nationalen olympischen Komitee Italiens (CONI) beschlosse-

ne Bewerbung Turms als alleinigen Austragungsort für die olympischen Winterspiele

2006?

4. Mindert diese Konkurrenzkandidatur Turins die Aussichten der Dreiländerbewerbung?

Wenn ja, inwiefern?

Wenn nein, warum nicht?

5. Der haushohe Favorit Sion rechnet mit Bewerbungskosten in Höhe ca. 80 Millionen

Schilling.

Wie hoch werden für Österreich die Kosten für die Bewerbung der Idee „Olympia ohne

Grenzen“ veranschlagt?

Wieviel davon wird aus Bundesmitteln zu decken sein?

Wie hoch ist der Anteil des Mitveranstalters Slowenin?

Wie hoch ist der Anteil des Mitveranstalters Italien?

6. Ist Ihnen bekannt, daß mit der offiziellen Kandidatur Turins als exklusivem italienischen

Austragungsort für die olympischen Winterspiele 2006 die Region Friaul - Julisch -

Venetien mit keinerlei finanzieller Unterstützung für gemeinsame Olympiaaktivitäten mit

Kärnten und Slowenien von seiten des offiziellen Italiens rechnen darf?

Wenn ja, haben Sie diesen finanziellen Ausfall einkalkuliert und wie wollen Sie ihn kom -

pensieren?

Wenn nein, warum nicht

7. Sind Sie für den Fall eines Ausstiegs Sloweniens und/oder Italiens aus der Finanzierung

der gemeinsamen Olympiaaktivitäten bereit, die Finanzierung allein aus österreichischen

Steuergeldern (mit) zu verantworten?

Wenn ja, wie begründen Sie eine solche Großzügigkeit auf Kosten der österreichischen

Steuerzahler?

Wenn nein, wie ist Ihre Aussage zu verstehen, ein Ausstieg Sloweniens und/oder Italiens

habe keinen Einfluß auf die gemeinsame Bewerbung?

8. Sie betonten stets, stolz darauf zu sein, daß es in Österreich so viele Bewerber für die

olympischen Spiele gebe.

Können Sie dem Argument etwas abgewinnen, daß es von Anbeginn sinnvoller gewesen

wäre, auf diesen „Stolz“ zugunsten der Unterstützung eines einzigen, dafür umso aus-

sichtsreicheren österreichischen Bewerbers zu verzichten?

9. Stimmt es, daß Sie persönlich einzelne Mitglieder des ÖOK für Kärnten zu gewinnen

suchten mit dem Argument, diese Entscheidung könnte bei den Landtagswahlen 1999 ei-

nen politischen Wettbewerbsvorteil für ÖVP und SPÖ gegenüber der FPÖ bringen?

10. Können Sie völlig ausschließen, persönliche Gespräche mit Mitgliedern des ÖOK geführt

zu haben, um diese zu einer Stimmentscheidung zugunsten der Kärntner Bewerbung zu

veranlassen?