3673/J XX.GP
der Abgeordneten Dr. Grollitsch, Dr. Haider und Kollegen
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend „Olympia ohne Grenzen“ - eine Bewerbung ohne Vorbereitung
Wie aus den Medien zu entnehmen ist, scheint die gemeinsame Bewerbung Kärntens, Slowe -
niens und Italiens um den Standort für die olympischen Winterspiele 2006 mehr als fraglich.
Italien bewirbt bereits den Standort Turin und läßt durchblicken, die Dreiländerbewerbung
weder finanziell noch ideell zu unterstützen; Slowenien wiederum läßt sich die Kärnten - Idee
teuer abkaufen und weigert sich zudem, in der Frage der verfassungsmäßigen Anerkennung
der deutschen Minderheit im Lande Entgegenkommen zu signalisieren.
Es sieht so aus, als habe die Bundesregierung aus der mißlungenen Bewerbung der Steiermark
um den Standort für die olympischen Spiele 2002 nichts hinzugelernt und nicht bedacht, daß
nur ein gut vorbereitetes Vorgehen Erfolgschancen verspricht. Im Eifer des nationalen Be -
werbungswettlaufes hat man offensichtlich auf die internationale Sicht vergessen. Die Vor -
auswahl eines einzigen österreichischen Kandidaten, der auf allen Ebenen international ins
Spiel gebracht werden könnte, wäre wohl sinnvoller gewesen und hätte die Zuschlagschancen
sicher wesentlich erhöht.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für auswärtige An -
gelegenheiten folgende
Anfrage
1. Wurden im Vorfeld der Dreiländerbewerbung für den Standort der olympischen Winter -
spiele 2006 internationale Vereinbarungen oder Verträge zwischen Österreich, Slowenien
und/oder Italien geschlossen?
Wenn ja, welche und was haben sie zum Inhalt?
Wenn nein, warum nicht?
2. Wurde die Zustimmung zur Dreiländerbewerbung von den nationalen olympischen Ko -
mitees in Slowenien und Italien eingeholt?
Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Wenn nein, warum nicht?
3. Wie beurteilen Sie die vom nationalen olympischen Komitee Italiens (CONI) beschlosse-
ne Bewerbung Turms als alleinigen Austragungsort für die olympischen Winterspiele
2006?
4. Mindert diese Konkurrenzkandidatur Turms die Aussichten der Dreiländerbewerbung?
Wenn ja, inwiefern?
Wenn nein, warum nicht?
5. Der haushohe Favorit Sion rechnet mit Bewerbungskosten in Höhe ca. 80 Millionen
Schilling.
Wie hoch werden für Österreich die Kosten für die Bewerbung der Idee „Olympia ohne
Grenzen“ veranschlagt?
Wieviel davon wird aus Bundesmitteln zu decken sein?
Wie hoch ist der Anteil des Mitveranstalters Slowenien?
Wie hoch ist der Anteil des Mitveranstalters Italien?
6. Ist Ihnen bekannt, daß mit der offiziellen Kandidatur Turms als exklusivem italienischen
Austragungsort für die olympischen Winterspiele 2006 die Region Friaul - Julisch -
Venetien mit keinerlei finanzieller Unterstützung für gemeinsame Olympiaaktivitäten mit
Kärnten und Slowenien von Seiten des offiziellen Italiens rechnen darf?
Wenn ja, haben Sie diesen finanziellen Ausfall einkalkuliert und wie wollen Sie ihn kom -
pensieren?
Wenn nein, warum nicht
7. Sind Sie für den Fall eines Ausstiegs Sloweniens und/oder Italiens aus der Finanzierung
der gemeinsamen Olympiaaktivitäten bereit, die Finanzierung allein aus österreichischen
Steuergeldern (mit) zu verantworten?
Wenn ja, wie begründen Sie eine solche Großzügigkeit auf Kosten der österreichischen
Steuerzahler?
Wenn nein, wie ist Ihre Aussage zu verstehen, ein Ausstieg Sloweniens und/oder Italiens
habe keinen Einfluß auf die gemeinsame Bewerbung?
8. Die slowenische Regierung hält an den Beschlüssen von Jajce aus den Jahren 1943 und
1944 fest, denen zufolge Personen deutscher Abstammung in Slowenien für recht - und
schutzlos erklärt und in der Folge enteignet worden sind.
Sehen Sie darin eine Verletzung der Menschen- und/oder Minderheitenrechte?
Wenn ja, haben Sie die slowenische Regierung darauf aufmerksam gemacht?
Wenn nein, warum nicht?
9. Haben Sie im Zusammenhang mit der gemeinsamen Olympiabewerbung versucht, Slowe-
nien zu einer verfassungsmäßigen Anerkennung der deutschen (altösterreichischen) Min -
derheit zu bewegen, da der beschämende Status Quo auch den geltenden IOC -
Bestimmungen widerspricht, wonach in Ländern, die gegen die Menschenrechte verstie -
ßen, keine olympischen Spiele veranstaltet werden dürften?
Wenn ja, auf welche Weise und mit welchen Argumenten?
Wenn nein, warum nicht?