3722/J XX.GP

 

der Abgeordneten Mag. Firlinger und Kollegen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Perspektiven des Wiener Finanzplatzes nach einem möglichen Start

der Währungsunion

In Europa gibt es derzeit 32 Börsenplätze. Nach jüngsten Zeitungsberichten

werden davon nur zehn auf Dauer überleben können. Besonders verschärfen

wird sich laut Expertenmeinung der Konkurrenzkampf der Börsenplätze

untereinander nach einem möglichen Start der Währungsunion.

Für die Wiener Börse, der nach wie vor der Ruf eines ,,Exotenmarkt“ anhaftet

und die aufgrund ihrer im internationalen Vergleich geringen Liquidität sowie

der hohen Transaktionskosten von Investoren als zu wenig attraktiv eingestuft

wird, besteht daher die berechtigte Gefahr binnen weniger Jahre ins endgültige

Abseits zu geraten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher angesichts dieser

besorgniserregenden Perspektiven für die Wiener Börse folgende

Anfrage

1. Welche Schritte werden seitens Ihres Ministeriums unternommen werden, um

das Image des Finanzplatzes Wien sowohl im In - wie auch im Ausland zu

verbessern?

2. Nach Expertenmeinung kann das Überleben kleiner Börseplätze nur dadurch

gesichert werden, daß Kooperationen mit anderen Börsen eingegangen

werden.

Wie ist Ihre grundsätzliche Meinung zu dieser These und welche

Kooperationsmöglichkeiten bieten sich nach ihrem Erkenntnisstand für die

Wiener Börse an?

3. Von entscheidender Bedeutung für jeden Börsenplatz ist die Qualität des

vervvendeten Handelssystems. In Österreich bestehen diesbezüglich

gravierende Meinungsverschiedenheiten. Während die OeKB ihr „eigenes“

EQOS - System durchzusetzen versucht, sind viele Börsemitglieder von diesem

Handeissystem nicht überzeugt und plädieren für die Einführung des bereits

in Deutschland erfolgreich eingesetzten Handelssystem xetra.

Kurzum Herr Finanzminister, schließen Sie sich der Argumentation der OeKB

an, bzw. haben Sie irgendwelche Weisungen zugunsten des Handelssystems

EQOS erteilt?

4. Um im internationalen Vergleich die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen, bieten

sich insbesondere auch steuerliche Maßnahmen an.

Welche konkreten Schritte sind seitens Ihres Ministeriums diesbezüglich in

naher Zukunft geplant?

5. Die Liquidität der Wiener Börse ist gemessen an internationalen Maßstäben

derzeit als absolut unzufriedenstellend zu bewerten.

Welche Maßnahmen werden seitens Ihres Ministeriums ergriffen werden, um

rasch und vor allem nachhaltig eine Verbesserung zu erreichen?

6. Auch nach der jüngsten Novelle des Börsegesetzes bleiben die Möglichkeiten

zur direkten Teilnahme am Börsenhandel weiterhin stark eingeschränkt.

Dabei ist allgemein anerkannt, daß vor allem kleine lokale Firmen durch

aktive Teilnahme am Handel maßgeblich zu deren Erfolg beigetragen haben.

Aus welchem Grund sind sogenannte ,,Locals“ vom Handel an der Wiener

Börse ausgeschlossen?

7. Die Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien hat und wird zukünftig

noch verstärkt an Einfluß an den internationalen Finanzmärkten gewinnen

und Veränderungen bewirken.

Wie schätzen Sie diese Entwicklungen ein und vor allem durch welche

Maßnahmen, insbesondere auch durch Schaffung adäquater legistischer

Rahmenbedingen, kann aus Ihrer Sicht sichergestellt werden, daß diese für

den Finanzplatz Wien effizient genutzt werden können?