3761/J XX.GP
der Abgeordneten Mag. Stadler, Mag. Firlinger
und Kollegen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Auswirkungen des ,,Franc - CFA“ auf den geplanten „EURO“
Aufgrund der in in - und ausländischen Zeitungen an Intensität zunehmenden Diskussion um
den Franc - CFA und seine Auswirkungen auf den Euro bzw. die am Euro teilnehmenden
Staaten, stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister für Finanzen
nachstehende
ANFRAGE:
1. Ist Ihnen der Inhalt des Vertrages über die Errichtung der CFA - Zone bekannt?
- Wenn ja, wurde der Vertragsinhalt und dessen Konsequenzen im österreichischen Ministerrat
referiert bzw. wurde eine offizielle österreichische Position dazu erarbeitet?
- Wenn nein, warum, sind Sie sich dann so sicher, daß Österreich im Falle seiner Beteiligung
am Euro keine mittelbaren finanziellen Verpflichtungen zu übernehmen hat?
2. Welche Position nimmt die für den europäischen Kapitalverkehr zuständige
Binnenmarktdirektion hinsichtlich des CFA - Problems ein?
- Wurden Sie vom stellvertretenden Generaldirektor der Binnenmarktdirektion Heinz Zourek,
der vehement für die Abschaffung des anonymen Sparbuches eintritt, ebenso vehement auf
die Vorgänge im Zusammenhang mit der CFA
- Währung aufmerksam gemacht?
3. Wie wird sich die österreichische Bundesregierung gegenüber Frankreich verhalten, wenn
Frankreich seine Politik der „Tabuisierung“ des CFA - Abkommens weiterhin fortsetzt?
- Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung im EU - Ministerrat?
4. Welche Position nimmt die Österreichische Nationalbank im Rahmen ihrer Mitgliedschaft
beim Europäischen Zentralbankrat hinsichtlich der bestehenden CFA - Verpflichtungen
Frankreichs und der zukünftigen Verpflichtungen der Europäischen Union ein?
5. Ist Ihnen bekannt, daß Präsident Chirac im Dezember 1996 im Verlauf eines Gipfels
frankophoner Staaten in Ouagadougou (Burkina Faso) den Staatschefs der CFA - Länder die
schriftliche Garantie abgab, daß das Aufgehen des französischen Franc in den Euro
automatisch zu einer Bindung des Franc - CFA an den Euro führen werde?
- Wenn ja, wie stehen Sie dazu, daß von diesem Moment an Francs - CFA automatisch in Euros
umgewechselt werden können?
6. Wenn Frankreich im Alleingang den Franc - CFA an den Euro binden kann, warum sollte
nicht auch Spanien mit lateinamerikanischen Staaten eine Währungsunion eingehen können?
7. Wer darf Ihrer Meinung nach in Hinkunft über die Aufnahme neuer Mitglieder in die CFA -
Zone entscheiden? - Frankreich oder die EU?
8. Der derzeitige Gesamtumlauf in der CFA - Zone beträgt F-CFA 1950 Millionen, dies
entspricht einem Gegenwert von $ 3 Milliarden. Ihren Auskünften (AB 2996 XX.GP ad.2)
zufolge betrugen die Zuschüsse des französischen Staatsschatzes zum Ausgleich der gesamten
Zahlungsbilanz in obengenannter Währungszone in den Jahren 1994, 1995, 1996 und 1997 $
1.65 Milliarden.
Bezogen auf diesem Zeitraum entspricht dies einem jährlichen Zuschuß von $ 413 Millionen.
Wäre Österreich bereits Mitglied der WWU gewesen und setzt man deren Mitgliederzahl mit
11 fest, käme man auf einen
durchschnittlichen österreichischen Anteil von $ 38 Millionen
jährlich. oder öS 494 Millionen jährlich.
Ist Ihnen dieser Sachverhalt bekannt?
- Wenn nein, warum nicht?
9. Die von Ihnen angeführten Wirtschaftsdaten (AB 2996 XX GP. ad.3.) sind reichlich
optimistisch und wären bereits im Falle von Industrieländern in Frage zu stellen. Im Falle von
Entwicklungsländern, wie dies alle Staaten der CFA - Zone sind, die bekanntlich
weitestgehend von der Gestaltung der Rohstoffpreise abhängen, kann eine solche Prognose
nur als Illusion hingestellt werden.
Stehen Sie nach wie vor zu Ihren Aussagen?
- Wenn nein, warum nicht?
10. Ihren Angaben zufolge (AB 2996 XX. GP. ad. 4.) erfolgt die Beistandsverpflichtung
Frankreichs aus dem französischen Budget. Sind Ihrer Meinung nach $ 413 das sind rund FF
2,5 Milliarden für diesen Zweck im Hinblick auf die Bestimmungen des Wachstums- und
Stabilitätspaktes zu verkraften?
- Wenn nein, warum stehen Sie zu einer solchen Aussage?
II. Ihren Aussagen zufolge (AB 2996 XX. GP. ad. 5.) ist sichergestellt, daß die französische
Politik nur dann autonom handeln kann, wenn es keine geldpolitischen Auswirkungen auf die
WWU gibt.
Haben Sie sich überlegt, wie sich die Dinge gestalten werden, wenn es sehr wohl
geldpolitische Auswirkungen auf die WWU gibt?
- Wenn nein, warum nicht?