3779/J XX.GP

 

der Abgeordneten DI Schöggl, Dr. Graf, Dr. Krüger Lind Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Ausstieg aus der Nukleartechnik -„Stillegung des Atomreaktors“

Im Jahre 1956 wurde das Österreichische Forschungszentrum Seibersdorf als

Studiengesellschaft für Atomenergie zum Zwecke der Erforschung der

friedlichen Nutzung der Atomenergie in Österreich gegründet, wobei die

Finanzierung durch die Republik Österreich, die E -Wirtschaft sowie andere

Gesellschafter erfolgte.

1960 wurde der Versuchsreaktor, ein ,,Schwimmbeckentyp“, in Betrieb

genommen.

Bedingt durch den negativen Ausgang der Abstimmung über das Kernkraftwerk

Zwentendorf wurde eine Neuorientierung der Forschungsinstitution notwendig.

So entstand die österreichische Forschungsgesellschaft Seibersdorf Ges. m. H.

Derzeit wird die Stillegung des Reaktors öffentlich diskutiert.

Einerseits würde die Stillegung das Budget des ohnehin mit wirtschaftlichen

Problemen kämpfenden Forschungszentrum Seibersdorf belasten und

andererseits besteht die Gefahr, daß das vorhandene Know - how im Bereich der

Kerntechnochlogie ebenfalls verloren geht.

Angesichts der nuklearen Bedrohung Österreichs durch etwa 18 nukleare

Anlagen kann trotz des Verzichts auf Atomkraft in Österreich auf eine Expertise

im Lande nicht verzichtet werden.

Einem derartigen Expertenpool sollten folgende Aufgaben zukommen:

- Evaluierung des Risikos unter Einbeziehung der Veränderungen durch

Umbauten und des letzten Standes der Forschung

- Beratung der Regierung bei Verhandlungen auf bilateraler und

internationaler Ebene zur Erhöhung der Sicherheit der grenznahen

Nuklearanlagen

- Objektive Information von Regierung und Politikern

- Teilnahme an der internationalen Sicherheitsforschung (EU, OECD, IAEA),

um sicherzustellen, daß das Expertenwissen am neuesten Stand ist Lind die

vorgebrachten Argumente von den Experten der anderen Länder akzeptiert

und ernst genommen werden

- Beratung und Mitarbeit bei Katastrophenschutzplänen

- Beobachtung der technischen Entwicklung von neuartigen Energiesystemen

Aus den Medien ist zu entnehmen, daß der Reaktor in Seibersdorf in absehbarer

Zeit geschlossen werden soll.

Der Aufwand für die Schließung des Reaktors soll zwischen 100 - 150

Millionen Schilling betragen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an

den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

folgende

ANFRAGE

1. Wie weit sind bereits konkrete Pläne zur Stillegung des Versuchsreaktors

gediehen?

2. Wie hoch werden die direkten und indirekten Kosten für die Stillegung des

Versuchsreaktors sein?

3. In welchem Ausmaß wird das ohnehin knappe Budget der

Forschungsgesellschaft Seibersdorf durch die Stillegung des Reaktors

belastet?

4. Wie werden die Kosten bedeckt bzw. wird der Bund als

Mehrheitseigentümer die Kosten der Stillegung übernehmen?

5. Wo werden die kontaminierten Teile des Forschungsreaktors endgelagert?

6. Was wird die Endlagerung der kontaminierten Teile kosten?

7. Wie schätzen Sie die Chance ein, daß ein Kompetenzzentrum für ,,Nukleare

Sicherheit“ eingerichtet wird, um den angeführten Aufgaben gerecht zu

werden?

8. Halten Sie es angesichts der Kommerzialisierung des Forschungszentrums

Seibersdorf unter Berücksichtigung der Tatsache, daß ein derartiges

Kompetenzzentrum schwer wirtschaftlich zu führen sein wird, für richtig,

dieses örtlich in Seibersdorf zu belassen?

9. Wie schätzen Sie die Möglichkeit ein, dieses Kompetenzzentrum an einer

Universität oder der Akademie der Wissenschaften anzugliedern?

l0.Wie soll die Finanzierung eines solchen Kompetenzzentrums aussehen?

11. Wie werden die Einnahmensverluste, die durch die Schließung des Reaktors

bei weiterlaufenden Kosten entstehen, abgedeckt?

12.Wie schätzen Sie die Gefahr des Know - how - Verlustes im Bereich der

Kerntechnik des Forschungszentrum Seibersdorf ein?

13. Welche anderen Geschäftsbereiche des Forschungszentrums Seibersdorf

werden durch die Stillegung betroffen sein?

a) Wie hoch wird der Verlust der Technologietransferleistung im Know-

how - Bereich tatsächlich sein?

14.Welche personellen Veränderungen im Forschungszentrums Seibersdorf

werden sich durch die Schließung des Bereiches ,,Kerntechnologie" ergeben?