3842/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen
Seit einigen Jahren wird international über die Funktion, die Aufgaben und Arbeitsweisen
von Gedenkstätten in ehemaligen Konzentrationslagern intensiv diskutiert. Die
Überlebenden der Lager, die in den letzten Jahrzehnten als authentische Zeugen zur
Verfügung standen und die kollektive Erinnerung an die Konzentrationslager wachhielten,
können altersbedingt diese Arbeit immer weniger leisten. Auch der größer werdende
zeitliche Abstand zu den Geschehnissen in den Lagern macht neue Vermittlungsformen
besonders für Jugendliche notwendig.
Damit auch in Zukunft die Gedenkstätten ihre gesellschaftliche Funktion erfüllen können,
müssen heute die Weichen gestellt werden. Der Gedenktag an die Opfer des
Nationalsozialismus am 5. Mai jeden Jahres macht es erforderlich, daß auch in Österreich
über das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus öffentlich diskutiert wird. In
dieser Diskussion hat die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen einen zentralen
Stellenwert, da dort nicht nur historische Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers
Mauthausen vorgefunden werden, sondern dieser Ort für Österreich zentral in der
Vermittlung von Wissen über den Nationalsozialismus ist. Gleichzeitig ist die Gedenkstätte
auch ein international bedeutsamer Ort der kollektiven Erinnerung an die Verbrechen des
Nationalsozialismus. Die Häftlinge des Konzentrationslagers kamen aus fast allen Ländern
Europas, nur ca. ein Prozent aus Österreich. Entsprechend groß ist die Zahl der Besucher
aus dem Ausland. Bei der Diskussion um die Gedenkstätte in Mauthausen geht es daher
nicht nur um nationale Bedürfnisse von Gedenken, Erinnerung und Geschichtsvermittlung,
sondern auch um die Frage, wie in Zukunft der internationalen Bedeutung des
Gedächtnisortes Mauthausen entsprochen werden kann.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst legte im März 1995 eine
Sachverständigenkommission, der international renommierte Fachleute aus Frankreich,
Deutschland, USA, Israel und Österreich angehörten, Vorschläge für eine Neukonzeption
der Gedenkstätte Mauthausen vor. Die Vorschläge ergingen an das Bundesministerium für
Unterricht und Kunst, das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und an das
Bundesministerium für Inneres. Umgesetzt wurde von den Vorschlägen bisher nicht
allzuviel.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Was wurde im Bundesministerium für Inneres (BMI) mit diesem Gutachten gemacht‘?
2. Wurde vom BMI das Unterrichtsministerium kontaktiert und die Umsetzung der
empfohlenen Maßnahmen besprochen? Wenn nein, warum nicht?
3. Sind die Vorschläge der Sachverständigenkommission Grundlage für die gegenwärtige
Arbeit des BMI? Wenn nein, warum nicht?
4. Wurden die Vorschläge der Sachverständigenkommission mit allen oder einzelnen
Kommissionsmitgliedern diskutiert?
5. Wenn ja, was war das Ergebnis der Diskussion?
6. Wenn nein, warum nicht?
7. Wurden seit Vorliegen der Vorschläge der Sachverständigenkommission neue
Gutachten beauftragt?
8. Wenn ja, was kosteten diese? Was war deren Ergebnis? Inwieweit unterschied sich
das Ergebnis dieser Gutachten von den Vorschlägen der
Sachverständigenkommission? Wie lautet der Wortlaut dieser Gutachten? (Bitte um
Beilage)
Die Sachverständigenkommission machte Vorschläge und Anregungen zur Organisation der
Gedenkstätte. Wörtlich hieß es dazu in den Empfehlungen für die Neugestaltung der
Gedenkstätte: „Die Organisationsstruktur der Gedenkstätte sollte (...) den Erfordernissen
nach ständiger Innovation und rascher Berücksichtigung der wissenschaftlichen und
pädagogischen Notwendigkeiten in der Weise angepaßt werden, daß in allen diesen
Fragen größere Selbständigkeit und Unabhängigkeit gewährleistet ist.“ (S. 8) „Die
Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen sollte eine Trägerschaft in einer
Rechtsform finden, die ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit garantiert sowie ihre
Finanzierung langfristig sichert. Die gegenwärtige Rechtsform als unmittelbarer Teil
einer Ministerialabteilung ist nicht zweckentsprechend.“ (S.14)
9. Sind Sie der Meinung, daß die derzeitige Organisation zweckentsprechend ist?
10. Wenn nein, welche Überlegungen für neue Organisationsformen wurden bisher
angestellt?
11. Wenn ja, welche Überlegungen werden angestellt, die derzeitige Organisation zu
verbessern?
12. Wurde erhoben, wo die Mängel in der derzeitigen Organisationsform sind? Wenn ja,
welches waren die von BMI festgestellten
Mängel? Wenn nein, warum nicht?
Die Sachverständigenkommission stellte fest: „Zur Wahrnehmung der vielfältigen
pädagogischen, wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Aufgaben ist eine
angemessene finanzielle und personelle Ausstattung der Gedenkstätte notwendig, die sich
in ihren Größenordnungen an der Ausstattung vergleichbarer österreichischer Museen
sowie anderer KZ - Gedenkstätten dieser Bedeutung orientiert.“ (S. 14)
13) Wie hoch war der gesamte budgetäre Aufwand (Sachaufwand, Personalkosten) der
Gedenkstätte in den Jahren 1995 bis 1997?
14) Ist Ihrer Meinung nach die personelle und finanzielle Ausstattung der Gedenkstätte
ausreichend?
15) Wie hoch ist der gesamte Personalaufwand pro Besucher der Gedenkstätte im
Vergleich zu anderen Bundesmuseen (z.B. des Naturhistorischen Museum) in den Jahren
1995 bis 1997?
16) Wie hoch war der Aufwand für die beim BMI angestellten und für nichtangestellte
Pädagogen zur Betreuung der Besucher in den Jahren 1995 - 1997?
17) Wie hoch war der Aufwand für angestellte und für nichtangestellte Pädagogen für
konzeptionelle Arbeiten in den Jahren 1995 - 1997?
18) Wie hoch war der Aufwand für beim BMI angestellte und für nichtangestellte
Historiker in den Jahren 1995 - 1997?
19) Wie hoch waren die Aufwendungen für den Denkmalschutz und wofür wurden sie
verwendet?
Die Sachverständigenkommission stellte fest: „Die Leitung und der Arbeitsstab der
Gedenkstätte sollten ihren Sitz in der Gedenkstätte selbst haben. Die Leiterin/der Leiter
der Gedenkstätte muß über die entsprechenden, vor allem wissenschaftlichen und
pädagogischen Qualifikationen verfügen, die zur Wahrnehmung der vielfältigen
Aufgaben der Gedenkstätte notwendig sind.“ (5.14)
20) Welche Vor - und Nachteile sehen sie in der Tatsache, daß die Leitung der
Gedenkstätte sich in Wien befindet? Was ist die Absicht des BMI?
21) Sind Sie der Meinung, daß die Leitung der Gedenkstätte derzeit die notwendige
wissenschaftliche und pädagogische Qualifikation besitzt?
22) Üblicherweise sind wissenschaftliche Publikationen ein Maßstab für die
wissenschaftliche Qualifikation. Welche wissenschaftlichen Publikationen haben welche
Angestellten der Gedenkstätte in den letzten drei Jahren publiziert?
Die Sachverständigenkommission empfahl: „Es sollte ein wissenschaftlicher Beirat
eingerichtet werden, der die Gedenkstättenleitung in allen wichtigen wissenschaftlichen,
denkmalpflegerischen und pädagogischen Fragen berät. Entsprechend der
Zusammensetzung der Häftlingsgruppen in Mauthausen sollte sich der Beirat aus
Fachleuten aus Österreich und anderen
Staaten zusammensetzen.“ (S.14)
23) Besteht ein wissenschaftlicher Beirat bei der Gedenkstätte Mauthausen, wie es
international praktisch bei allen NS - Gedenkstätten der Fall ist?
24) Wenn ja, wer ist darin aufgrund welcher Qualifikation vertreten und wer hat wann
die Beiräte ausgewählt? Aus welchen Ländern kommen die Beiräte? Welche
Kompetenzen hat der Beirat?
25) Wenn nein, warum gibt es einen solchen Beirat nicht?
26) Bei fast allen KZ - Gedenkstätten gibt es eigene Beiräte von ehemaligen Häftlingen.
Gibt es einen solchen für die Gedenkstätte Mauthausen?
27) Wenn ja, wer ist darin vertreten? Aus welchen Ländern kommen die Beiräte?
Welche Kompetenzen hat dieser Beirat?
28) Wenn nein, warum gibt es einen solchen Beirat nicht?
29) Die französische Amicale de Mauthausen bemängelte vergangenes Jahr in ihrer
Zeitung (Mauthausen - Bulletin Nr.270, März 1997) die mangelnde Einbindung der
Verbände der verschiedenen nationalen Lagergemeinschaften und der internationalen
Lagergemeinschaft in den Entscheidungsprozeß der Gedenkstätte. Warum werden die
ausländischen Opferverbände nicht einbezogen?
30) Welche Rolle ist von Seiten des BMI den Vereinen „Mauthausen Aktiv" bzw.
"Mauthausen Aktiv Österreich“ zugedacht?
Die Sachverständigenkommission empfahl im März 1995 einen sorgsamen Umgang mit den
baulichen Überresten: „Voraussetzung für einen sorgfältigen Umgang mit den
historischen Überresten ist die systematische und vollständige Erfassung des Ist -
Zustandes des historischen Ortes Mauthausen, die Rekonstruktion der Baugeschichte des
KZ Mauthausen sowie eine Analyse und Dokumentation der baulichen Veränderungen
seit 1945 (der Renovierungen, Umbauten, Einbauten, Zusatzbauten und Abrisse). Das
Gesagte gilt insbesondere auch für die Gaskammer und die Außenlager.“ (S.14)
31) Wurde seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission der Ist - Zustand des
historischen Ortes Mauthausen erfaßt?
32) Wurde seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission die Baugeschichte
des KZ Mauthausen rekonstruiert?
33) Wurden seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission die baulichen
Veränderungen (der Renovierungen, Umbauten, Einbauten, Zusatzbauten und Abrisse)
seit 1945 dokumentiert? Mit welcher wissenschaftlichen Betreuung?
34) Wurden diese Arbeiten seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission
auch für die Außenlager in Angriff genommen?
Die Sachverständigenkommission empfahl eine weitgehende Entflechtung der verschiedenen
sich in der Gedenkstätte überlagernden Bereiche: „Angestrebt werden soll eine
weitgehende Entflechtung der verschiedenen sich überlagernden Ebenen, Funktionen und
Nutzungen in der Gedenkstätte. Archäologische Ebene/historische Überreste,
Informationsebene und Verwaltungsebene sollen klar voneinander getrennt werden.
(Beispielsweise sollte etwa in der ehemaligen Kommandantur des Lagers nicht die
Verwaltung der Gedenkstätte ihren Sitz
haben, sondern möglicherweise
Ausstellungsbereiche untergebracht werden, die über die Wachmannschaften und der SS -
Lagerleitung informieren.“ (S. 15)
35) Wird von Ihrem Ministerium eine Entflechtung wie von der
Sachverständigenkommission empfohlen angestrebt?
36) Wenn ja, welche Konzepte wurden bisher entwickelt?
37) Wenn nein, warum nicht? Wie lauten die Argumente?
Die Sachverständigenkommission sah ein besonders Problem bei der Betreuung von
SchülerInnen. „Eine zusätzliche Betreuung von SchülerInnen und anderen interessierten
Gruppen ist in den heute zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht durchführbar.
Es wird die Errichtung neuer Gebäude oder die Nutzung bestehender Gebäude außerhalb
der jetzigen Gedenkstätte angeregt, in die diese und auch andere Aufgabenbereiche
(Information, Seminarräume;, Dokumentation/Archiv/Bibliothek, Verwaltung, Cafeteria
etc.) verlegt werden könnten
38) Was ist entsprechend dieses Vorschlages von Seiten des Ministeriums unternommen
worden, um Räume für die Betreuung von Schülern zur Verfügung zu stellen?
39) Wird dabei an die Errichtung eines neuen Gebäudes oder an die Nutzung bestehender
Gebäude außerhalb der jetzigen Gedenkstätte gedacht?
40) Ein großer Teil der Besucher sind Schüler nicht nur aus Österreich, sondern aus
verschiedensten Ländern Europas. Hält es das BMI für notwendig, das
Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten in die
Gedenkstättenarbeit einzubinden. Wenn ja, wie geschieht dies? Wenn nein, warum
nicht?
41) Was wäre nach Meinung des BMI die geeignete Form der Zusammenarbeit mit dem
Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten?
42) Wurde die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wissenschaft und
Verkehr in Fragen der Gedenkstätte Mauthausen aufgenommen? Wenn ja, in welcher
Form? Wenn nein, warum nicht?
Die Sachverständigenkommission sah ein besonders heikles Problem darin, daß die
ehemalige Wäschereibaracke nun als katholische Kapelle verwendet wird und empfahl
die Kapelle mit einem Hinweis zu versehen, daß es im Lager nie eine Kapelle gab.
42) Wurde seit den Empfehlungen ein derart erklärender Text angebracht?
43) Die Sachverständigenkommission empfahl den Raum nicht mehr für einführende
Vorträge zu verwenden. Wurde dieser Empfehlung entsprochen?
44) Die Sachverständigenkommission empfahl die gesamte Wäschereibaracke unter dem
Gesichtspunkt des Gedenkens der verschiedenen Religionen und Konfessionen, die
Opfer im KZ Mauthausen waren, neu zu gestalten. Wurde dieser Empfehlung
entsprochen? Wenn nein, warum nicht?
Unter Entflechtung der Funktionsbereiche verstand die Sachverständigenkommission auch
„die - optisch einheitlich zu haltende - Bezeichnung/Kennzeichnung von zum
Konzentrationslager und seiner Infrastruktur gehörenden Baulichkeiten und deren
Inventar sowie die genaue Kennzeichnung von Originaler/Rekonstruktionen/Umbauten.“
(S. 15)
45) Wurden die Baulichkeiten seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission
in der Zwischenzeit gekennzeichnet?
46) Wurden seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission Rekonstruktionen
und Umbauten gekennzeichnet?
Die Sachverständigenkommission empfahl die Sicherung von baulichen Überresten nicht
nur des Hauptlagers, sondern, soweit noch möglich auch bei den Außenlagern,
insbesondere in Gusen. (S.16)
47) Was wurde seit den Empfehlungen der Sachverständigenkommission in dieser
Richtung unternommen?
Die Sachverständigenkommission empfahl Eingriffe in die historische Bausubstanz zu
unterlassen: „Die Erhaltung der historischen Baulichkeiten muß soweit als möglich
gesichert werden, weitere Eingriffe in die historische Bausubstanz sind zu unterlassen,
beispielsweise ist eine Buchhandlung nicht - wie geplant - im historischen Lagertor
einzurichten. Renovierungen sind nur unter Berücksichtigung der einschlägigen
wissenschaftliche Diskurse vorzunehmen. Aus Gründen der Erhaltung später eingefügte
Elemente sind als solche auszuweisen und kenntlich zu machen.“ (S.16)
48) Sind Eingriffe in die historische Bausubstanz Seit den Empfehlungen der
Sachverständigenkommission erfolgt? Wenn ja, warum?
49) Wurden aus Gründen der Erhaltung später eingefügte Elemente als solche
ausgewiesen? Wenn nein, warum nicht?
Die Sachverständigenkommission empfahl an den Denkmälern und Gedenktafeln selbst
keine Veränderungen vorzunehmen. Kommentierungen oder Ergänzungen zu den Tafeln
sollen dort erfolgen, wo Tafeln historischen Kenntnissen nicht mehr entsprechen.
50) Wurden solche Korrekturen vorgenommen, wenn ja, wo?
51) Die Sachverständigenkommission forderte die Inventarisierung aller Denkmäler und
Gedenktafeln von Gruppen und Einzelpersonen, insbesondere auch in den
Außenlagern. Ist diese Inventarisierung in der Zwischenzeit erfolgt?
Des weiteren forderte die Sachverständigenkommission: „Der Denkmalpark in der
Gedenkstätte ist Teil der Rezeptionsgeschichte des KZ Mauthausen. Er soll als
gestalteter Ort, als museale Insel behutsam, aber architektonisch stärker, von den
vorhandenen Überresten des
Konzentrationslagers getrennt werden. Diese Gestaltung des
Denkmalparks müßte von Künstlern/innen und Architekten/innen entworfen werden.
Eine öffentliche Ausschreibung ist vorzubereiten und die wesentlichen inhaltlichen und
formalen Kriterien einer solchen Ausschreibung sind unter Berücksichtigung der
vorliegenden Empfehlungen sowie der Tatsache zu bestimmen, daß das Gedenken an die
Opfer von Mauthausen samt den Außenlagern nicht allein nach nationalen Kriterien
unterschieden sein soll. Die Geschichte der Denkmäler und der privaten Gedenktafeln
sollte in der Ausstellung gesondert thematisiert und dargestellt werden. Eine
Übersichtstafel vor dem Denkmalbereich ist geeignet, die Lage der Denkmäler und ihre
Geschichte zu erläutern. Die Geschichte der einzelnen Denkmäler sollte auch in einer
Broschüre festgehalten werden.“ (S. 17)
52) Wird das BMI der Empfehlung der Sachverständigenkommission folgen, den
Denkmalpark architektonisch stärker von den vorhandenen Überresten des
Konzentrationslagers zu trennen oder verfolgt das BMI eine andere Konzeption?
53) Falls das BMI eine andere Konzeption verfolgt, welche?
54) Wer entscheidet über derart grundlegende Fragen für eine Gedenkstätte?
Wie die Sachverständigenkommission festgestellt hat, kommt bei der Vermittlung von
Wissen über die Geschichte des Konzentrationslagers der Ausstellung zentrale Bedeutung
zu. Sie entwickelte einen Katalog von inhaltlichen und formalen Grundsätzen für eine
Neugestaltung der Ausstellung. (S.18 - 19)
55) Welche Schritte erfolgten bisher für die Neugestaltung der Ausstellung in der
Gedenkstätte Mauthausen? Wenn keine Schritte erfolgten, warum nicht?
56) Wird das BMI den in den Vorschlägen der Sachverständigenkommission folgen?
57) Wenn nein, welchen Grundsätzen beabsichtigt das BMI zu folgen und aus welchen
Gründen beabsichtigt das BMI den Vorschlägen der Sachverständigenkommission
nicht zu folgen?
58) Wer entscheidet über die Neugestaltung der Ausstellung?
59) Beabsichtigen sie die Neugestaltung der Ausstellung öffentlich auszuschreiben?
Wenn nein, warum nicht?
60) Beabsichtigt das BMI einen international zusammengesetzten wissenschaftlichen
Beirat mit diesen Fragen zu beschäftigen? Wenn ja, wer wird nach welchen Kriterien
dafür ausgewählt? Wenn nein, warum nicht?
Die Sachverständigenkommission forderte eine verbesserte Betreuung der Besucher/innen
der Gedenkstätte und eine enge Zusammenarbeit mit Pädagogischen Akademien,
Pädagogischen Instituten und Universitäten. „Der internationale Charakter der
Gedenkstätte sollte in der Besucherbetreuung durch die Einbeziehung ausländischer
Austauschlehrer/-innen in die Besucherbetreuung und durch die Veranstaltung
internationaler Fortbildungsseminare für Lehrer/-innen zur Verbesserung der
Vorbereitung des Besuches und zur Gewinnung neuen Fachpersonals unterstrichen
werden.“ (S.19 - 20)
61) Gibt es ausreichend Personal zur Betreuung
von Besuchergruppen?
62) Wie viele ganztagsbeschäftigte Personen betreuen Besuchergruppen?
63) Welche Ausbildung haben die Betreuungspersonen?
64) Werden Anstrengungen unternommen, das Betreuungspersonal besser zu
qualifizieren?
65) Was wurde unternommen, um eine enge Zusammenarbeit mit Pädagogischen
Akademien, Pädagogischen Instituten und Universitäten in die Wege zu leiten?
66) Wurden der Anregung der Sachverständigenkommission folgend auch in - und
ausländische (Austausch)lehrer/ - innen in die Besucherbetreuung eingebunden? Wenn
ja, wie viele? Wenn nein, warum nicht?
67) Wurden nationale oder internationale Fortbildungsseminare zur Verbesserung der
Vorbereitung des Besuches und zur Gewinnung neuen Fachpersonals durchgeführt?
Wenn ja, wie viele Lehrer besuchten diese und welche Referenten? Wenn nein,
warum nicht?
Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für die Gedenkstätte Mauthausen wird in Zukunft
immer größere Bedeutung bekommen. Die Sachverständigenkommission hielt dazu fest:
„Die Gedenkstätte benötigt eine systematische Öffentlichkeitsarbeit. Publikationen und
Öffentlichkeitsarbeit können permanent nur von einem fünktionierenden Leitungs - und
Arbeitsstab der Gedenkstätte übernommen, geleitet und koordiniert werden.“
68) Organisierte die Gedenkstätte regelmäßige öffentliche Veranstaltungen, auch in
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen seit 1995? Wenn ja, welche? Wenn nein,
warum nicht?
69) Welche Pressearbeit leistete das BMI zu den Veranstaltungen der Gedenkstätte
Konzentrationslager Mauthausen? Welche Pressearbeit wurde abseits der jährlichen
Befreiungsfeiern geleistet?
70) Stellte das BMI falsche Behauptungen, Verleumdungen und Verharmlosungen im
Zusammenhang mit der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen (z.B. seitens
rechtsextremer Gruppierungen) seit 1995 in der Öffentlichkeit richtig? Bei welchen
Anlässen und in welcher Form geschah dies?
71) Wurde seit der Empfehlung der Sachverständigenkommission ein
Publikationskonzept erstellt? Wenn ja, von wem und wie sieht es aus? Wenn nein,
warum nicht?
72) Wurden Publikationen zur Geschichte der Gedenkstätte Mauthausen subventioniert?
Wenn ja, welche Bücher wurden in welcher Höhe gefördert?
73) Erfolgte eine wissenschaftliche Begutachtung vor der Förderung einer Publikation?
Wenn nein, warum nicht?
74) Die Sachverständigenkommission empfahl ein regelmäßig erscheinendes Bulletin um
die Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Die Häftlingsorganisationen sollten dabei in
einer gemeinsamen Redaktion mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Wurde diese
Anregung verwirklicht? Wenn nein, warum nicht?
Die Sachverständigenkommission forderte, daß „die Gedenkstätte neben didaktischen und
pädagogischen Einrichtungen auch eine Bibliothek und ein Archiv umfassen“ sollte. (S.
21)
75) Gibt es didaktische und pädagogische Einrichtungen in der Gedenkstätte? Wenn nein,
warum nicht?
76) Gibt es eine Bibliothek und ein Archiv in der Gedenkstätte? Wenn nein, warum
nicht?
Die Sachverständigenkommission empfahl, die Gedenkstätte solle Forschungsarbeiten zur
Geschichte des Lagers anregen und fördern.
76) Welche Projekte wurden seit der Empfehlung gefördert und mit welcher Summe?
77) Erfolgte eine wissenschaftliche Begutachtung der Projektanträge? Wenn nein, warum
nicht?
78) Erfolgte eine wissenschaftliche Begutachtung der Ergebnisse der vom BMI
geförderten Projekte? Wenn nein, warum nicht?
79) Erfolgte seit der Empfehlung der Sachverständigenkommission eine systematische
Sammlung von einschlägiger wissenschaftlicher und Erinnerungsliteratur zur
Geschichte des KZ Mauthausen? Wenn nein, warum nicht?
80) Wurden seit der Empfehlung der Sachverständigenkommission systematisch
Überreste und einschlägige Quellen über das KZ Mauthausen im Original oder in
Kopie gesammelt? Wenn ja, wie groß war der Zuwachs an Quellen im Archiv des
Museums Mauthausen in den letzten drei Jahren? Wenn nein, warum nicht?
81) Die Zeitschrift „profil“ veröffentlichte 1995 einen Artikel, aus dem hervorging, daß
Originalgegenstände aus dem KZ Mauthausen wieder aufgefunden wurden. Welche
Anstrengungen unternahm das BMI diese Gegenstände nach Österreich zu bringen?
Die Generation der ehemaligen Häftlinge wird, das ist vorauszusehen, nicht mehr lange für
Befragungen zur Verfügung stehen. Daher forderte die Sachverständigenkommission die
Erhebung und Sammlung lebensgeschichtlicher Interviews mit ehemaligen Häftlingen
und anderen Zeitzeugen.
82) Inwieweit wurde das in den letzten drei Jahren durchgeführt?
83) Wenn ja, wie viele Interviews wurde gesammelt? Mit welcher wissenschaftlichen
Betreuung?
84) Wenn nein, warum nicht?
85) Wenn keine Interviews von Zeitzeugen gesammelt werden, geht dadurch nicht
unwiederbringlich ein unschätzbarer Wert an Wissen verloren?