4270/J XX.GP
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend Einfluß von Sponsoren bei der Gestaltung von Dauerausstellungen
In der Zeitschrift "Stromimpuls“, herausgegeben vom Verband der Elektrizitätswerke
Österreichs (VEÖ), rühmt sich der VEÖ, daß er bei der Gestaltung des Technischen
Museums Sponsorleistungen getätigt habe. Anschließend berichtet der VEÖ:
Er (der VEÖ; Anm MP) hat dafür mehrere Bedingungen gestellt, wie eine
gleichwertige finanzielle Unterstützung durch die Elektro - /Elektronikindustrie,
Mitsprache bezüglich einer sinnvollen pädagogisch - didaktischen Gestaltung der
Ausstellung, eine enge Zusammenarbeit mit dem TMW bei der Besuchererfassung im
voraus und deren fachlicher Betreuung sowie Mitwirkung des VEÖ bei der Gestaltung
des Bereiches Zukunftstechniken und Energieinnovationen. Zur Umsetzung dieser
Bedingungen, insbesondere zur Gestaltung von Informationsmaterial für Besucher im
Rahmen der „Wienwochen“ von Bundesländerschulen, sowie zur Detailgestaltung der
von der neuen Führung des TMW geplanten und von Museumsarchitekten
konzipierten Aufstellung der Sammlung wurde im VEÖ eine Task force aus PR -
Beratern und Schulverantwortlichen der EVU geschaffen, die in regelmäßigen
Abständen im ‚1MW tagt und für zeitmäßig begrenzte Spezialaufgaben Experten
nominiert; in dieser Task force ist auch der Bereich Presse/Information vertreten.
(VEÖ - Stromimpuls. Aktuelles aus dem Verband. Spezial - Öffentlichkeitsarbeit 97, S 12.)
Die Vorgangsweise, daß Sponsoren bei der Errichtung der Dauerausstellung eine derartig
weitgehende Mitgestaltungsmöglichkeit erhalten, ist international einzigartig und zeigt, daß
die Autonomie der Bundesmuseen offenbar nur auf dem Papier besteht. Tatsächlich
scheinen Sponsoren, wie dieses Beispiel zeigt, nahezu unbeschränkten Einfluß auf die
inhaltliche Gestaltung des Museums zu haben. Die notwendige kritische Distanz zum
Sponsor scheint das TMW völlig aufgegeben zu haben, vielmehr ist aus den Aussagen der
VEÖ zu schließen, daß umgekehrt der VEÖ das TMW für die Zwecke seiner
Öffentlichkeitsarbeit benutzt, zumal die Task force des VEÖ auch den Bereich
Presse/Information zu betreuen scheint, folgt man obzitiertem Bericht.
Dieses Beispiel der de - facto - Aufgabe der Autonomie seitens des TMW zeigt, welche
Probleme sich für die Gestaltung eines Museums schon im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit
ergeben, wenn es keine klaren Rahmenbedingungen gibt. Es ist auch ein Hinweis darauf,
welche Probleme im Zuge der angepeilten Ausgliederung der Museen in vollrechtsfähige
Anstalten auf die Museen zukommen werden.
Die Museen, die eigentlich nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen sein sollten,
sondern für die Herausbildung eines geschichtlichen Bewußtseins und der kritischen
Erinnerung der Tradition Sorge tragen sollten, werden zu Erfüllungsgehilfen des Marktes,
eines Marktes, zu dem sie eigentlich eine
kritische Distanz einhalten sollten.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1) Ist es üblich, daß Sponsoren bei der Gestaltung von Dauerausstellungen massiven
Einfluß nehmen können?
2) Ist es nicht ein Eingriff in die Autonomie des Museums, wenn Sponsoren bei der
Gestaltung der Dauerausstellung massiven Einfluß nehmen können? Wird dadurch
nicht die Autonomie des Museums untergraben?
3) Wurde das Ministerium seitens des TMW über die sehr weitgehende
Mitgestaltungsfunktion der VEÖ informiert? Wenn ja: Warum wurde das seitens des
Ministeriums genehmigt?
4) Ist eine derartig weitgehende Mitgestaltungsmöglichkeit durch Sponsoren gesetzlich
gedeckt?
5) Wie soll eine kritische Darstellung eines Fachbereiches in einem Museum möglich
sein, wenn Sponsoren ein derart weitreichender Einfluß, wie oben geschildert,
zugestanden wird?
6) Gibt es irgendwelche Rahmenbedingungen, Verordnungen etc. seitens des
Ministeriums, die den Einfluß von Sponsoren bei der Gestaltung von Ausstellungen
regeln?
7) Wofür benötigt die VEÖ die Besuchererfassung? Sollen in Zukunft Daten der
Museumsbesucher der VEÖ (zu Werbezwecken) zur Verfügung gestellt werden?
8) Was wird von PR - Beratern der VEÖ, die im TMW tätig sein werden, beworben: das
Museum oder der VEÖ?
9) Halten Sie es mit den Zielen eines Museums vereinbar, daß Sponsoren das Museum
für ihre PR - Arbeit benützen, indem sie die Öffentlichkeitsarbeit von Teilbereichen
übernehmen?
10) Halten Sie es für richtig, daß der VEÖ im Rahmen der "Wienwochen“ von
Bundesländerschulen das Informationsmaterial zur Verfügung stellt? Verträgt sich eine
derartig wohl eher einseitige Informationspolitik mit den Anforderungen, die
ansonsten an den Unterricht in Schulen gestellt wird?
11) Wird es im Rahmen der Ausgliederung der Bundesmuseen klare Rahmenbedingungen
betreffend den Umgang mit Sponsoren geben?