4762/J XX.GP
der Abgeordneten Dr. Partik - Pablé, Lafer
und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Vorhaben im Bereich Inneres während der österreichischen EU - Präsidentschaft
Der Ministerrat beschloß am 1. Juli 1998 das Programm der österreichischen EU -
Präsidentschaft, wobei einen Schwerpunkt der Bereich Inneres darstellt, der ein vorrangiges
Anliegen der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union ist. Da die Verwirklichung
eines Raumes ohne Binnengrenzen zugleich ein verbessertes Zusammenwirken der
europäischen Polizei - und Justizstellen, insbesondere bei der Bekämpfung der internationalen
Kriminalität, des Drogenhandels und des Terrorismus erfordere, sei dies ein besonderes
Anliegen im Programm des Innenministers während der EU - Präsidentschaft.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Inneres folgende
Anfrage:
1. Welche Veranstaltungen zu welchen Themen sind im Bereich Ihres Ressorts bzw. in Ihrer
Funktion als Ratsvorsitzender während der österreichischen Präsidentschaft geplant? Wie
werden die jeweiligen Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
2. Aus den Schlußfolgerungen des Europäischen Rates von Cardiff ist zu entnehmen, daß die
Umweltkriminalität ein ernstes und schwerwiegendes, oft mit grenzüberschreitendenden
Auswirkungen verbundenes Thema ist, zu dem der Rat Maßnahmen beschließen sollte.
Welche konkreten Maßnahmen plant der österreichische Vorsitz diesbezüglich?
3. In der Anfragebeantwortung 3503/AB geben Sie an, daß im Konnex zu den EU -
Veranstaltungen mit Demonstrationen bzw. Spontankundgebungen stets gerechnet werden
müsse. Es lägen einschlägige Hinweise auf Protestkundgebungen vor und es würden
entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.
Gab es seit Beginn der österreichischen EU - Präsidentschaft bereits Demonstrationen bzw.
Ankündigungen von Demonstrationen und wenn ja wieviele?
Welche Vorkehrungen wurden bzw. werden diesbezüglich konkret getroffen?
Können Sie garantieren, daß auch im Rahmen der österreichischen EU - Präsidentschaft das
Demonstrationsrecht gewahrt bleibt?
4. Die österreichische Präsidentschaft hat versprochen die Durchführung des Aktionsplanes
betreffend den Zustrom von Zuwanderern aus dem Irak und den benachbarten Ländern
fortzuführen und am nächsten Rat im Herbst 1998 darüber zu berichten.
Wie ist der diesbezügliche aktuelle Stand?
5. Was genau soll das “Strategiepapier zur Asylpolitik" beinhalten? Welche konkreten
Schritte haben Sie mittlerweile getroffen, um "Freipressungen" hungerstreikender
Schubhäftlinge
zu verhindern?
6. Der Justiz - und Innenministerrat hat ausführlich über die EURODAC - Konvention
diskutiert, welche ein computerunterstütztes System zum Austausch der Fingerabdrücke
von Asylwerbern zur Durchführung des Dubliner Erstasylübereinkommens einführt. Über
ein Protokoll soll die Konvention auch auf illegale Einwanderer ausgedehnt werden.
Dieses Protokoll soll während der österreichischen Präsidentschaft angenommen werden.
Wie weit sind die diesbezüglichen Verhandlungen fortgeschritten? Wie sehen die darin
vorgesehenen datenschutzrechtlichen Bestimmungen aus? Wie lange beabsichtigt man die
Daten zu speichern? Welche Definitionsvarianten für “illegale Einwanderer” liegen vor?
Bis wann soll die EURODAC - Konvention beschlossen werden?
7. Im Vorsitzprogramm des Innenministers wird die Vorbereitung einer Resolution zur
High - Tech - Kriminalität angesprochen. Was soll Ihrer Meinung nach Inhalt dieser
Resolution sein? Was soll diese Resolution Ihrer Meinung nach bewirken und wie kann
durch eine Resolution die High - Tech - Kriminalität verhindert werden? Wie beurteilen Sie
die rechtliche Qualität einer Resolution?
8. Bis wann sollen die rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen für das Inkrafttreten
und das Funktionieren der Europol - Konvention abgeschlossen sein? Und bis wann werden
die Organe endgültig eingerichtet sein und ihre Arbeit aufnehmen können? Welche
Schritte wurden bisher zur Erfüllung der Verpflichtungen der Durchführungsmaßnahmen
nach Art. 45 Abs. 4 der Europol - Konvention unternommen und welche müssen noch bis
wann erledigt werden?
9. Welche konkreten Maßnahmen sind zur Bekämpfung der Drogenkriminalität geplant?
Welche konkreten Ziele verfolgt die “Post 1999 Drogen - Strategie”?
Am 5. und am 6. November 1998 soll eine internationale Drogenkonferenz in Wien
stattfinden. Was soll mit der internationalen Drogenkonferenz erreicht werden und was
beabsichtigen Sie mit der Drogenkonferenz zu erreichen? Wer wird an der internationalen
Drogenkonferenz teilnehmen? Welchen Standpunkt wird Österreich dabei einnehmen?
Wird Österreich darauf drängen, daß Initiativen gesetzt werden und wenn ja, welche?
Werden als österreichische Initiativen u.a. eine konsequente Bestrafung, gezielte Razzien
und die Verstärkung der polizeilichen Präsenz gefordert werden? Wenn nein, warum
nicht?
10. Ist die Studie betreffend der Osterweiterung in Zusammenarbeit mit dem BMAGS (Studie
betreffend Auswirkungen der Osterweiterung auf dem Arbeitsmarkt) bereits erstellt
worden? Wenn ja, zu welchem konkreten Ergebnis ist sie gelangt? Wenn nein, bis wann
ist mit deren Fertigstellung zu rechnen?
11. Was halten Sie von dem Vorschlag, eine Konferenz der Sicherheitsexperten
(Polzeipräsidenten, Innenminister...) aller EU - Beitrittsaspiranten abzuhalten, die einen
Situationsbericht der derzeitigen Sicherheitsstandards und der noch zu bestehenden
Mängel offenzulegen haben?
12. Die Übernahme des EU - Rechtsbestandes und damit der EU - Standards bei der Kontrolle
der Außengrenzen wurde immer wieder als eine der Beitrittsvoraussetzungen
herausgestrichen. In der letzten Zeit wurde die Kritik an der Effektivität der
Grenzkontrolle durch die Kandidatenländer immer lauter und Zweifel an der Erfüllung
dieses Kriteriums häuften sich. Außenminister Schüssel hat aus diesen Gründen in seiner
Rede vom 15.7.1998 vor dem Europäischen Parlament in Straßburg die Kommission
ausdrücklich
aufgefordert, Möglichkeiten zu suchen, um den Kandidatenländern
“bei der
Grenzsicherung zu helfen” und argumentierte, daß “die Außengrenzen dieser 11
Kandidatenländer insgesamt 6.600 km ausmachen und man sich das einmal vorstellen
müsse.”
Wie stellen Sie sich als Innenminister diese Hilfe konkret vor? Sind Ihnen bereits
diesbezügliche konkrete Vorbereitungen bekannt? Wenn ja, welche? Wie können Sie eine
solche Hilfe vor dem Hintergrund rechtfertigen, daß in letzter Zeit auch andere
Mitgliedstaaten zur Erfüllung der Schengenkriterien alleine aufkommen mußten, obwohl
z.B. Österreich alleine eine Schengen - Außengrenze von 2.400 km hat?
13. Derzeit gibt es auf Beamtenebene 11 verschiedene EU - Förderungsprogramme, u.a.
FALCONE, OISIN, GROTIUS. Diese verschiedenen Kooperationsprogrammen stehen
sicherlich nicht im Einklang mit der immer wieder aufgeworfenen Forderung nach
Transparenz, Effektivität und Bürgernähe und diese unsinnige Stückelung wird auch von
vielen Seiten kritisiert.
Ist während der österreichischen Präsidentschaft eine Überarbeitung der Programme
geplant? Wenn ja, wie soll eine solche aussehen? Wenn nein, welche Gründe sprechen
gegen eine solche Überarbeitung?