4804/J XX.GP

 

 

ANFRAGE

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit & Soziales

betreffend nachweisliche Unsinnigkeit von Tierversuchen, belegt durch aktuelle

Bestrebungen im Rahmen der Arzneimittelzulassung (Viagra und Thalidomid -

Embryopathie/Contergan)

Aktuellen Medienberichten zufolge steht in Europa die Zulassung des derzeit wohl

bekanntesten und am Schwarzmarkt bereits intensiv gehandelten Präparates Viagra bevor.

In Amerika - und in der Folge wohl auch in Europa - soll dem Vernehmen nach nach

jahrzehntelangem Verbot erneut ein Thalidomid - Embryopathie - Präparat (Contergan) für

die Lepra -Therapie zugelassen werden.

Sämtliche Arzneimittel müssen trotz zahlreicher und schwerwiegender Fehleinschätzungen

bzw. Arzneimittelkatastrophen nach wie vor in wissenschaftlich nie validierten

Tierversuchen getestet werden. Die Testung erfolgt einerseits im Hinblick auf die zu

erwartenden (positiven) Arzneimittelwirkungen und andererseits im Hinblick auf allfällige

unerwünschte Nebenwirkungen (Toxizität).

Bei diesen beiden medial intensiv diskutierten Präparaten werden therapeutische Effekte

angestrebt, die mit den ursprünglichen Wirksarnkeits - Hypothesen aus den

zugrundeliegenden Tierversuchen überhaupt nicht übereinstimmen. Auch hinsichtlich der

unerwünschten Nebenwirkungen, hinsichtlich der akuten Toxizität von Viagra (Herzkranke)

bzw. hinsichtlich der fruchtschädigenden Wirkung von Contergan versagten die

Tierversuche als Warnindikatoren gänzlich.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1. Gibt es für Österreich Zulassungsanträge betreffend Viagra einerseits bzw. Contergan/

Thalidomid - Embryopathie andererseits?

2. In welchem Stadium befinden sie sich und wann ist mit einer Entscheidung zu

rechnen?

3. Gibt es auf europäischer Ebene Zulassungsverfahren, in welchen Stand befinden sie

sich und welche Auswirkungen für Österreich sind zu erwarten?

4. Übernimmt das österreichische Gesundheitsministerium die evidentermaßen für

Menschen falschen und irreführenden Aussagen aus Tierversuchen betreffend Viagra

einerseits und Contergan/ Thalidomid - Embryopathie andererseits?

5. Wenn ja, auf Basis welches Nachweises der Validität?

6. Ist es zutreffend, daß Viagra nach den Ergebnissen der Wirksamkeitsuntersuchungen

an Tieren als Herzkreislaufmedikament entwickelt worden ist?

7. Wenn ja, wie erklären Sie sich die gänzlich andere - und für Herzpatienten nicht

unproblematische - Wirkung beim Menschen?

8. Im Zusammenhang mit Viagra werden Todesfälle bzw. schwere Nebenwirkungen

kolportiert. In welcher Art und Weise berücksichtigt das Ressort diese Berichte und

welche Warnhinweise hinsichtlich der Toxizität waren in den durchgeführten

Tierversuchen ersichtlich?

9. Bei Thalidomid - Embryopathie/Contergan wird ein Einsatz bei Leprakranken in

Betracht gezogen. Welche Wirksamkeit war aus den ursprünglich durchgeführten

Tierversuchen zu erwarten?

10. Ist es zutreffend, daß sich das aktuelle Anwendungsprofil von Viagra bzw. von

Contergan/ Thalidomid - Embryopathie erst in der klinischen Testung am Menschen

herausgestellt hat?

11. Halten Sie im Lichte dieser beiden aktuellen Beispiele Tierversuche für eine geeignete

wissenschaftliche Methode, um positive Arzneimittelwirkungen, insbesondere bei

psychischen Erkrankungen sowie bei chronischen Erkrankungen abschätzen zu

können?

12. Von welcher statistischen Wahrscheinlichkeit hinsichtlich der Validität von

Tierversuchen für die Wirksamkeit von Arzneimitteln geht Ihr Ressort aus bzw. wie

hoch schätzen Sie die Fehlerquote bzw. die Quote der unerwarteten Wirkungen ein?

13. Wie hoch ist der Anteil der Arzneimittel, die erst aufgrund der klinischen Testung ein

ganz anderes Verwendungsprofil als das aus dem Tierversuch erwartete erfahren

haben?