4815/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Dipl. - Ing. Maximilian Hofmann, Mag. Herbert Haupt
und Kollegen an den
Bundesminister für Inneres
betreffend die Bezeichnung des “Österreichischen Kameradschaftsbundes”
(ÖKB), des “Österreichischen Turnerbundes” (ÖTB), des "Kärntner Hei -
matdienstes” (KHD) und des Vereins “Dichterstein Offenhausen” als
“rechtsextreme Organisationen” bzw. als "rechtsextreme Vorfeldvereine”
Es ist amtsbekannt, daß in der Staatspolizei bzw. im Bundesministerium für Inneres die
Begriffe "extremistische Organisationen” bzw. “extremistische Vorfeldorganisationen” verwendet
werden, ohne daß diese Begriffe näher umschrieben werden.
Obgleich die Abteilung II/7 der Gruppe II/C im Bundesministerium für Inneres unter der
Leitung von MinR Dr. Bruno BERTL seit Jahren einen sog. “Jahreslagebericht” über den
‚Rechtsextremismus‘ in Österreich” herausgibt, sahen sich die Sachbearbeiter bisher offen -
sichtlich außer Stande, eine genaue und allgemein nachvollziehbare Begriffsbestimmung hin -
sichtlich des von ihnen verwendeten Begriffes "Rechtsextremismus” vorzunehmen, obgleich gem.
Art 18 Abs. 1 B-VG die gesamte Verwaltung nur auf Grund der Gesetze durchgeführt werden darf!
In Mißachtung dieses Grundsatzes versteigen sich zwei Beamte der Abteilung II/7 dazu, in
einem “Bericht des Bundesministeriums für Inneres” vom 26.11.1997, den die Abt. I der BPD Linz
zur Zahl I - 7171/97 führt, den Verein “Dichterstein Offenhausen” wörtlich als rechtsextremen
Vorfeldverein” zu bezeichnen.
Einer der größten Gegner des Vereines “Dichterstein Offenhausen”, der vom Bundesminister
für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz, Mag. Barbara Prammer, unterstützte Dr. Robert
Eiter, Vorsitzender der “Initiative Weiser gegen Faschismus”, hat sich bestimmt gefunden, im
Jahre 1994 eine Druckschrift herauszubringen, die den Titel “Rechtsextremismus in Österreich nach
1945 - Ein Überblick” trägt und in der unter "5. Rechtsextreme Organisationen” der
“Österreichische Turnerbund” (ÖTB) ausgewiesen ist.
Auf Seite 14 ist der “Österreichische Kameradschaftsbund” (ÖKB) angeführt. Es heißt dort
wörtlich:
“Der ÖKB wirkt eng mit anderen rechtsextremen Organisationen (‚Verein
Dichterstein Offenhausen‘, ÖTB...) zusammen.”
Auf der gleichen Seite wird auch der Kärntner Heimatdienst (KHD) besprochen. Über diesen
heißt es dort
wörtlich:
"Der KHD ist ebenfalls eine der großen etablierten rechtsextremen Organi -
sationen Österreichs. Er verfügt über einen starken Einfluß auf die Kärntner
Landespolitik und die Minderheitenpolitik auf Bundesebene”
Da diese Broschüre bereits im September 1994 erschienen ist, kann jedenfalls soviel
festgestellt werden, daß die "Initiative Weiser gegen Faschismus" des Dr. Robert Eiter von den
Jahreslageberichten des Bundesministerium für Inneres bestimmt nicht abgeschrieben hat. Obwohl
die genannte Broschüre keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder Objektivität stellt, wird dort
der Begriff des "Rechtsextremismus”, genauso ungenau verwendet wie in den innenministeriellen
Jahresberichten, die sehr wohl zu wissenschaftlicher Objektivität verpflichtet sind.
Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Inneres folgende
Anfrage:
1.) Nach welchen allgemein nachvollziehbaren und den rechtsstaatlichen Voraussetzungen
entsprechenden Richtlinien werden in Ihrem Ministerium bzw. in den Ihrem Ministerium
unterstellten Behörden die Begriffe "Extremismus" ‚ "Rechtsextremismus",
Rechtsextreme Vorfeldorganisation” bzw. Linksextremismus” verwendet?
2.) In welchen allgemein zugänglichen Veröffentlichungen Ihres Ministeriums bzw. der Ihrem
Ministerium unterstellten Behörden wurden diese Definitionen bisher publiziert?
3.) Welche Organisationen, Vereine bzw. Personen wurden bisher von Ihrem Ministerium
bzw. den Ihrem Ministerium unterstellten Behörden auf Grund welcher Definition als
rechtsextrem bezeichnet?
4.) Wurde den von Ihrem Ministerium bzw. den von Ihrem Ministerium unterstellten
Behörden als "rechtsextrem” bezeichneten Organisationen, Vereinen bzw. Personen
Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben bzw. wurden diese von den entsprechenden
Veröffentlichungen je in Kenntnis gesetzt? -
Wenn ja, wann und in welcher Form wurden sie davon in Kenntnis gesetzt bzw. zur
Abgabe einer Stellungnahme verhalten? -
Wenn nein, warum wurde dies bisher unterlassen, bzw. wann werden Sie die ent -
sprechenden Organisationen, Vereine bzw. Personen davon in Kenntnis setzen, um ihnen
Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben?
5.) Wurde in Veröffentlichungen, die Ihr Ministerium zu verantworten hat, insbesondere in
den verschiedenen “Jahreslageberichten zum Rechtsextremismus in Österreich” jemals der
Verein “Dichterstein Offenhausen” als ,,rechtsextremer Vorfeldverein" dargestellt oder
beispielhaft angeführt? -
Wenn ja, wann und in welchen Veröffentlichungen?