4833/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend polizeiliches Vorgehen gegen den Verein gegen Tierfabriken (VgT)
Wie viele andere wollte der Verein gegen Tierfabriken (VgT) bei dem EU - Fest am
1.7.1998 am Heldenplatz den Verein präsentieren und das “Tierschutzmemorandum”,
welches von insgesamt 33 Tier - und Umweltschutzorganisationen unterstützt wird,
vorstellen. Der Verein hat seinen Auftritt rechtzeitig bei den Sicherheitsbehörden
angemeldet. Erst um 15.20 Uhr - also nach Beginn der Kundgebung - wurde dem
Verantwortlichen ein Untersagungsbescheid überreicht. Dieser wurde im wesentlichen damit
begründet, “gemäß § 6 des Versammlungsgesetzes sind Versammlungen zu untersagen,
wenn sie die öffentliche Sicherheit oder das Wohl gefährden ..."! In der Folge rollten die
Mitglieder des Vereines gegen Tierfabriken (VgT) ihre Transparente “Stopp EU -
Tiertransporte” oder “Wann bekommen die Tiere endlich Rechte” zusammen, packten den
Infostand ein und verlegten ihn auf den Ballhausplatz, wo er von den Sicherheitsbehörden
auch bis 18.00 Uhr genehmigt wurde. Als die Verantwortlichen dann jedoch den Infotisch
und das Transparent am Ballhausplatz aufbauen wollten, wurde Ihnen auch dies wieder
untersagt. Zum gleichen Zeitpunkt ist in einer Entfernung von ca 100 Meter ein Kran
umgefallen, auf dem zu Werbezwecken ein Auto befestigt war. Zum Glück kam dadurch -
wie bekannt - niemand zu schaden.
Die Aktivisten des Vereines gegen Tierfabriken zogen dann mit drei Transparenten, den
Tiermasken und einigen Flugblättern auf den Heldenplatz, in die Nähe der Bühne. Dort
wurden sie in der Folge von der Polizeitruppe “Vega” gewaltsam entfernt und in einen
Arrestwagen gebracht. Dabei wurden einige Aktivisten nicht unerheblich verletzt, sodaß sie
anschließend im Spital behandelt werden mußten. Die Personen wurden in der Folge in das
Polizeigefangenenhaus Roßauerkaserne gebracht und nach ca 23.00 Uhr wieder auf freien
Fuß gesetzt.
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Diese Versammlung des Vereines gegen Tierfabriken wurde mit der Begründung
abgelehnt, daß die Durchführung der angezeigten Versammlung zu Störungen der
bescheidmäßigen bewilligten Veranstaltung und somit zu Eingriffen in legitime Rechte
des Veranstalters sowie des versammelten Publikums führen würde.
a) Stellt die Verteilung von Flugzetteln nach Ihrer Rechtsauffassung eine Störung
einer Veranstaltung dar?
b) Stellt der Auftritt mit Tierköpfen eine Störung einer Veranstaltung auf einem
öffentlichen Platz mit zigtausend Personen dar?
c) Inwiefern stellt das Aufstellen von zwei Transparenten auf einem öffentlichen
Platz mit zigtausenden Teilnehmer/innen eine Störung der Veranstaltung dar?
2. a) Wird durch die werbemäßige Präsentation eines Autos, daß auf einem Kran
aufgehängt wird, eine öffentliche Veranstaltung nicht gestört?
b) Worin liegt der Unterschied?
3. Wie rechtfertigen Sie im Sinne des Art 10 EMRK, die Verteilung von Flugblättern zu
untersagen?
4. Welche Rechte des Publikums wären durch das Aufstellen eines Infostandes, die
Verteilung von Flugblättern und das Aufstellen von Transparenten des Vereine VgT
verletzt worden?
5. Warum wurde der Verein VgT in der Folge auch am Aufstellen des Infostandes und
der Transparente am Heldenplatz gehindert?
6. Worin bestand die Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, die eine
Festnahme der Aktivisten des Vereines VgT rechtfertigt?
7. Warum wurden die betroffenen Personen des Vereines VgT bis 23.00 Uhr
festgehalten?
8. Laut Anfragebeantwortung und Anfrage der Abgeordneten Petrovic zu 4456/J
betreffend das Verhalten der Organe der öffentlichen Sicherheitsdienste im
Zusammenhang mit dem Einschreiten der Tierschützer gegen die Tiertransporte am
Walserberg führen Sie aus, daß die Tiertransporte keiner Kontrolle unterzogen
wurden, obwohl von den Tierschützern diesbezüglich Rechtsverletzungen vorgebracht
wurden?
9. In letzter Zeit häufen sich die Vorfälle, daß zwar gegen die Tierschutzaktivisten, nicht
aber gegen Tiertransportunternehmen vorgegangen wird. Werden Sie dafür sorgen,
daß die Einhaltung der Gesetze durch die Tiertransportunternehmen genauso streng
geprüft wird, wie gegen Tierschützer vorgegangen wird?