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der Abgeordneten Dr. Höchtl

und Kollegen

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend: Entschließungsantrag des Nationalrates vom 14.7.1994 ,,Maßnahmen im

Zusammenhang mit Sekten, pseudoreligiösen Gruppierungen, Vereinigungen und

Organisationen sowie destruktiven Kulten"

 

 

Am 27.1.1993 fand im Parlament über Einladung des Nationalratspräsidiums ein

Expertenhearing zum Thema ,,Sekten" statt, an dem neben Abgeordneten aller im

Nationalrat vertretenen Parteien auch Beamte der betroffenen Ressorts und

Experten teilnahmen. Dabei wurde festgestellt, daß es in Österreich im wachsenden

Maß Sekten gibt, die immer mehr Mitglieder und Sympathisanten anziehen.

 

lm Anschluß an das Expertenhearing brachten Abgeordnete fast aller Fraktionen

eine Serie von parlamentarischen Anfragen an Mitglieder der Bundesregierung zur

Sensibilisierung des Themas und als mögliche lnitialzündung für tatsächliche

Maßnahmen in den Ressorts ein. Den Anfragen folgten kaum politische Reaktionen

oder Handlungen.

 

So hat etwa am 16. November 1993 der damalige lnnenminister Dr. Franz Löschnak

in der Anfragenbeantwortung Nr. 5272/AB zu 5347/J mitgeteilt, daß sich die von ihm

eingesetzte Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des Vereinsgesetzes im Juli 1993

konstituiert hätte und Ergebnisse in den nächsten Monaten (inzwischen sind mehr

als zwei Jahre vergangen) zu erwarten wären. Bis heute wurden keine Maßnahmen

zu dieser Materie bekannt.

 

Auch aus diesem Grund hat der Nationalrat knapp vor Ende der

XVlll.Legislaturperiode einen Entschließungsantrag beschlossen, mit dem die

Bundesregierung ersucht wird, unter Einbeziehung von Experten zum Problemkreis

,,Maßnahmen im Zusammenhang mit Sekten, pseudoreligiösen Gruppen,

Vereinigungen und Organisationen sowie destruktiven Kulten" eine Arbeitsgruppe

einzusetzen. Weiters sei u.a. die Herausgabe einer Aufklärungsbroschüre zu

veranlassen und entsprechende Aufklärungsaktionen an Schulen,

Familienberatungs- und Erwachsenenbildungseinrichtungen sowie bei Eltern- und

Familienorganisationen zu unterstützen.

 

Da diese Maßnahmen weiterhin eine vorrangige Behandlung verlangen, richten die

unterfertigten Abgeordneten an den Bundeskanzler als Vorsitzenden der

Bundesregierung folgende

 

A n f r a g e:

 

1 . Hat die Bundesregierung zum genannten Problemkreis eine Arbeitsgruppe

eingesetzt?

 

2. Haben Sie die Herausgabe einer Aufklärungsbroschüre veranlaßt?

 

3. Haben Sie rnit den betroffenen Ministerien Aufklärungsaktionen an Schulen,

Familienberatungs- und Erwachsenenbildungseinrichtungen sowie bei Eltern- und

Familienorganisationen unterstützt?

 

4. Wurden bestehende Selbsthilfegruppen für Betroffene und Aussteiger sowie

bestehende Beratungseinrichtungen gefördert?

 

5. Wurden die derzeitigen strafrechtlichen Bestimmungen auf ihre Wirksamkeit

gegen Sekten überprüft?

 

6. Hat der Bundesminister für lnneres der Bundesregierung bereits die in einer

parlamentarischen Anfragenbeantwortung für Ende 1993 angekündigten

Ergebnisse der Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des Vereinsgesetzes mitgeteilt?