5018/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Haller und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend Atomkraftwerk Marienberg
Seit zehn Jahren steht in Tirol das Gespenst eines grenznahen AKW und zwar des
Atomkraftwerkes Marienberg im Raum. In Bayern soll 29 Kilometer von Kufstein und somit
von der österreichischen Staatsgrenze entfernt ein AKW geplant und möglicherweise gebaut
werden. Bereits 1992 wurde durch den freiheitlichen Landtagsabgeordneten Dillersberger im
Tiroler Landtag ein Antrag gegen dieses geplante Atomkraftwerk initiiert, dem in den
folgenden Jahren auch die Landtage Salzburgs und Oberösterreichs folgten. Auch eine Reihe
von Bürgerinitiativen und Aktionen gab und gibt es sowohl in Österreich als auch in Bayern,
die wie eine Unterschriftenaktion einer Bezirkszeitung Kufsteins erst jüngst zeigte regen
Zuspruch finden. So konnten binnen kürzester Zeit 7 100 Unterschriften gegen den Bau im
betroffenen Bezirk Kufstein gesammelt werden. Anscheinend war und ist es vor allem die
CSU die laut Aktionsbündnis gegen Atomkraft einen “strammen Atomkurs" für dieses
Kraftwerk fährt. So will sie die Option auf diesen Druckwasserreaktor EPR nicht fallenlassen
und das Projekt Marienberg nicht aus dem Standortsicherungsplan herausnehmen. Aus diesem
Grunde hat die Anfragestellerin in Vorfeld der bayerischen Landtagswahl diesbezügliche
Briefe an die Abgeordneten zum Bayerischen Landtag Herrn Adolf Dinglreiter, Frau Ilse
Aigner, Herrn Sepp Ranner und an das Mitglied des Deutschen Bundestages Herrn Wolfgang
Zeitelmann (alle Angehörige der CSU Fraktion) gerichtet . Der Tenor der Antwortschreiben
war einheitlich. Es wurde erklärt, daß es weder eine definitive Bauabsicht noch eine
definitive Planungsabsicht gebe. Nun hat die Anfragestellerin aus einem Artikel in der Tiroler
Tageszeitung folgendes entnommen: "AKW Marienberg doch nicht vom Tisch”. Der
Vorschlag Österreichs in den Vertragstext der Alpenkonvention das Verbot neuer
Atomkraftwerke aufzunehmen, wurde abgelehnt. Die betreffende Sitzung hat in Laibach,
Slowenien, stattgefunden. Es taucht wieder das Projekt AKW Marienberg bei Rosenheim auf,
und laut Herrn Haßlacher, der dort anwesend war, wurde erklärt, die Absage der bayerischen
CSU im Frühjahr sei nicht definitiv gewesen.. Die Anfragestellerin fürchtet, daß es einfach zu
wenig ist, im Zuge der Beitrittsverhandlungen und des EU - Vorsitzes sich nur auf die neuen
Beitrittsstaaten und die Aktivitäten in diesen Ländern zu konzentrieren. Die Anfragestellerin
glaubt, es wäre höchste Zeit, daß von Regierungsseite und von seiten des österreichischen
Parlamentes versucht wird, von unseren unmittelbaren Nachbarn verbindliche
Verzichtserklärungen zu erhalten . Daher richten die unterfertigten Abgeordneten an den
Herrn Bundeskanzler folgende
Anfrage:
1. Ist Ihnen die in der Einleitung geschilderte Sachlage bekannt?
Wenn ja, seit wann?
2. Was haben Sie bis dato in dieser Angelegenheit unternommen?
3. Welche Initiativen werden Sie im Rahmen der EU - Präsidentschaft und darüberhinaus
ergreifen um die Bayerische Regierung zu einer verbindlichen Verzichtserklärung zu
bewegen?