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ANFRAGE
der Abgeordneten Apfelbeck
an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend "Ergebnis der Rechnungshofprüfung bzgl. Der
Österreichischen Nationalbibliothek"
Vom Juni bis September 1994 überprüfte der Rechnungshof die
Gebarung der Österreichischen Nationalbibliothek. Schwerpunkte der
Prüfung waren die Organisation, die Sammlung und Bestände sowie verwaltungs-
und EDV-Angelegenheiten.
In einer Zusammenfassung des Prüfungsergebnisses hält der
Rechnungshof fest, daß Struktur- und Organisationsprobleme durch die
zügige Umsetzung des Entwicklungskonzeptes beseitigt werden sollen.
Laut Rechnungshof erfolgt die Bearbeitung neuer Bestände trotz
wesentlicher zwischenzeitlicher Verbesserungen noch immer zu langsam.
Ferner waren wertvolle Bestände ungünstigen klimatischen
Einflüssen ausgesetzt bzw. in feuchten Räumlichkeiten gelagert, weshalb
der Rechnungshof bis zur Schaffung entsprechender Magazine die Lagerung von als
höchstrangig erachtetem Kulturgut im Tiefspeicher der
Österreichischen Nationalbibliothek für sinnvoll erachtet.
Schließlich wurden die Sicherheitsvorkehrungen und der Brandschutz als
unzureichend beurteilt; Mängel bestanden zudem auch im EDV-Bereich und bei
der Inventarverwaltung.
Das gesamte Prüfungsergebnis bzgl. der Österreichischen
Nationalbibliothek findet im Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes -
Verwaltungsjahr 1994, III-13 d.B., XX. GP, seinen Niederschlag.
Obwohl dieses Prüfungsergebnis viele Fragen aufwirft, wird es bei den
Beratungen des Tätigkeitsberichtes 1994 im Rechnungshofausschuß
aufgrund der Vielzahl interessanter Prüfungsergebnisse und aufgrund von Zeitproblemen
nicht eingehender behandelt werden.
Um zu diesem Prüfungsergebnis und damit entstandener Fragen Antworten
zu erhalten, stellen die unterzeichneten Abgeordneten daher an die
Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten folgende
A n f r a g e :
1. Welche konkreten Auswirkungen für die Österreichische
Nationalbibliothek hat die Bibliotheksordnung 1995 vor allem hinsichtlich der
öffentlichkeitswirksamen Aufgabengebiete gebracht (Pkt. 2.3)?
- Ab Sommer 1992 wurden verschiedene Kommissionen und
Arbeitsgruppen eingesetzt, um Entwicklungskonzepte und
Entwicklungspläne zu erstellen (Pkt. 3.1). Im Mai 1994 wurden vom
Organisationsausschuß und mehreren Arbeitsgruppen
Schlußberichte vorgelegt.
- Welcher dcr erarbeiteten Entwicklungspläne bzw.
welcher Organigrammentwurf ist der derzeit gültige?
- Welchen Inhalt hat der Plan (Entwurf)?
- Inwieweit hat man in den letzten beiden Jahren die
angekündigte Organisations- und Strukturreform umgesetzt?
- Was soll in den nächsten Jahren noch geändert
werden?
- Welche Kosten waren bislang mit den Reformen verbunden?
- Im Oktober 1993 befaßte sich eine Arbeitsgruppe mit
der Erarbeitung neuer Sammlungsrichtlinien und eine weitere Arbeitsgruppe
mit der Verbesserung des sogenannten Geschäftsganges. Grund
dafür war eine überdurchschnittlich lange Bearbeitungszeit vor
allem im Vergleich zur Universitätsbibliothek Wien.
- Inwieweit hat man bislang die Empfehlung des
Rechnungshofes zu einer Überarbeitung der Sammungsrichtlinien mit
dem Ziel der Entflechtung umgesetzt?
- Wie lange ist derzeit die durchschnittliche
Bearbeitungszeit und inwieweit will bzw. kann man künftig diese Zeit
weiter verkürzen?
- Die Erfassung und Veröffentlichung aller in
Österreich verlegten und gedruckten Neuerscheinungen erfolgte in drei
verschiedenen Reihen veröffentlichter Publikationen, die über
eine private Unternehmung im Abonnementwege vertrieben wurde. Da keine
Kostendeckung erzielt werden konnte, die Einstellung dieser Publikation
seitens des damaligen Bundesministeriums für Wissenschaft und
Forschung jedoch abgelehnt wurde, regte der Rechnungshof an, eine
verbesserte automationsunterstützte Herstellung anzustreben.
- Gibt es diese Publikationen noch immer?
- Wieviele Abonnenten gibt es derzeit?
- Wer sind diese Abonnenten, d.h. sind es vorwiegend
Privatpersonen, öffentliche Einrichtungen oder etwa Einrichtungen im
Ausland?
- Wie hoch ist derzeit der Kostendeckungsgrad, der für
diese Publikationen durchschnittlich erzielt wird?
- Gibt es den wissenschaftlichen Beirat noch immer
- wenn nein, wann wurde er aufgelöst?
- Wenn ja,
Wieviele Mitglieder hat dieser Beirat und wer sind zur Zeit seine
Mitglieder?
Welche konkreten Aufgaben hat dieser Beirat?
Wieviele Sitzungen des Beirates fanden seit März 1994 statt?
Bekommen die Mitglieder des Beirates für diese Tätigkeit eine
finanzielle Entschädigung etwa in Form eines Sitzungsgeldes und wenn ja,
in welcher Höhe?
6. a) Wann genau ist man dem EDV-System "Österreichischer
Bibliothekenverbund" beigetreten?
- Wann genau ist man daraus wieder ausgetreten?
- Stehen den Zahlungen von rd. 11,2 Mio. Schilling (an den
Lieferanten) auch Einnahmen gegenüber und wenn ja, in welcher
Höhe?
- Welche Gesamtkosten haben sich durch die Teilnahme am
EDV-System "Österreichischer Bibliothekenverbund" ergeben
und wie gliedern sich diese Kosten nach Kostenarten und Jahren auf?
6. a) Welche gesetzlichen Aufgaben hat die Planungsstelle für das
wissenschaftliche Bibliothekswesen?
b) Welchen Tätigkeiten geht die Planungsstelle tatsächlich nach
und ist hier in absehbarer Zeit an Änderungen gedacht?
- Zahlreiche Bestände sind unter klimatisch
ungünstigen Bedingungen ausgestellt, d.h. sie sind teils sehr hohen
Temperaturen ausgesetzt, litten aber auch aufgrund vieler schadhafter
Fenster.
- Welcher finanzielle und materielle Schaden ist dadurch
der Österreichischen Nationalbibliothek entstanden?
- Welche "Verbesserungen" bzgl. der klimatischen
Bedingungen - außer dem Ankauf von Jalousien - hat man in den
letzten 10 Jahren vorgenommen?
- Welche baulichen Änderungen plant man in den
nächsten Jahren?
- Welche baulichen Änderungen wären mit welchen
Kosten verbunden?
9. a) Inwieweit ist die Musiksammlung, d.h. die Notenbestände der
Staats- und Hofopfer sowie das Archiv des Theaters an der Wien etc.,
aufgearbeitet?
- Wo lagern diese Bestände derzeit bzw. ist in
absehbarer Zeit an einen anderen Lagerplatz gedacht und wenn ja, an
welchen?
- In welcher Höhe gab es in den letzten 10 Jahren bei
diesen Beständen Schäden und wie lange dauert es im Durchschnitt
von der Schadensfeststellung bis zur Behebung des Schadens?
- Weshalb sind diese Schäden entstanden?
- a) Wo genau befindet sich der in Punkt 12 angeführte Tiefenspeicher?
- Sind sämtliche Magazine und Lagerräume der
Österreichischen Nationalbibliothek in räumlicher Nähe zur
Nationalbibliothek untergebracht oder gibt es auch Magazine und
Lagerräume in anderen Wiener Bezirken oder sogar außerhalb von
Wien und wenn ja,
wo?
Welche Werke bzw. Werksgruppen sind wo gelagert?
- Gibt es ein Konzept, wo welche Werke gelagert werden und
wenn ja, wann wurde es erarbeitet?
- Nach welchen Zielen und Vorgaben erfolgt die Lagerung
einzelner Werke?
- Der Rechnungshof hat teilweise große Mängel
beim Brandschutz festgestellt.
- Wie ist der derzeitige Stand an Brandschutzeinrichtungen
in der Österreichischen Nationalbibliothek?
- Was hat sich in bezug auf den Brandschutz seit Ende der
Rechnungshofprüfung geändert?
- Gibt es ein Brandschutzkonzept und wenn ja, wann wurde es
erstellt?
- Inwieweit wurde es bereits umgesetzt?
- Wie hoch sind die Gesamtkosten für die Umsetzung des
Brandschutzkonzeptes?
- Die Bundesmobilienverwaltung hat Leihobjekte an die
Österreichische Nationalbibliothek weitergegeben, von denen 951
Ojbkete im Wert von rd. 1,3 Millionen Schilling im Juni 1990 verschwunden
waren. Erst im November 1994 erfolgte eine diesbezügliche Meldung von
der Wirtschaftsabteilung an den Generaldirektor der Österreichischen
Nationalbibliothek.
- Wieviele und konkret welche Objekte der
Bundesmobilienverwaltung wurden bislang an die Österreichische
Nationalbibliothek verliehen?
- Wieviele und konkret welche dieser Objekte wurden
mittlerweile an die Bundesmobilienverwaltung zurückgegeben?
- Wieviele der im Juni 1990 fehlenden 951 Objekte wurden
"wiedergefunden"?
- Welche Initiativen wurden seitens der
Bundesmobilienverwaltung gesetzt, um die verschwundenen Leihobjekte
wieder aufzufinden?
- Weshalb hat die Wirtschaftsabteilung erst über 4
Jahre nach Bekanntwerden des Verschwindens von Leihobjekten dem
Generaldirektor Bericht erstattet und ist eine derart lange Zeitspanne
üblich?
- Von welchen anderen Stellen hat die Österreichische
Nationalbibliothek wann Leihobjekte bekommen und inwieweit sind diese
derzeit noch tatsächlich im Besitz der Österreichischen
Nationalbibliothek?
- Gibt es eigene Inventarlisten für Leihobjekte?
Wenn ja, wie oft werden diese aktualisiert?
Wenn nein, aus welchen Gründen wird darauf verzichtet?
13. Welche der in Punkt 15 angeführten weiteren Empfehlungen des
Rechnungshofes wurden bereits umgesetzt bzw. in welchem Umfang hat man bislang
die einzelnen Punkte umgesetzt und inwieweit wird es in nächster Zeit in
diesen Bereichen noch Änderungen geben?
- Wie lange wird die Kapazität der derzeitigen
Räumlichkeiten noch ausreichen und welche
"Ausweichquartiere" stehen für welche Teile der
Österreichischen Nationalbibliothek zur Verfügung?
Wien, den 30. April 1996