5215/J XX.GP
ANFRAGE
des Abgeordneten Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Akten über den ehemaligen Bürgermeister von Wien bei den
Heeresnachrichtendiensten
Dr. Helmut Zilk wird in Prag keine Einsicht in Unterlagen und Akte über seine Person
gewährt werden. Alleine dieser Sachverhalt legt nahe, daß der ehemalige Bürgermeister von
Wien, wahrscheinlich Opfer einer politischen Intrige unter zu Hilfenahme von
Geheimdiensten geworden ist. Möglicherweise wurden Fälschungen zur Desinformation der
Öffentlichkeit angelegt, die den ehemaligen auch in der CSSR tätigen Fernsehdirektor, 1998
als Ehrenpreisträger in Prag verhindern und als Spion anschwärzen sollten. Möglicherweise
haben die Vorwürfe auch einen anderen Hintergrund. Zunächst ist relevant, daß die Prager
Führung die Vorwürfe zurücknehmen mußte und sich beim ehemaligen österreichischen
Regierungsmitglied entschuldigt hat. Daß dem Betroffenen nun keine Akteneinsicht gewährt
wird, belastet die Beziehungen zur Tschechischen Republik weiterhin. Immerhin gibt es
auch in Österreich ein öffentliches Interesse an der vollen Aufklärung der Vorgänge rund
um Helmut Zilk im Oktober 1998.
Gerade das für die Auslandsaufklärung zuständige Heeresnachrichtenamt galt in Zeiten des
Kalten Krieges als Drehscheibe für Informationstausch zwischen Geheimdiensten der DDR,
der BRD, der CSSR, Frankreichs, Großbritanniens und der USA. Gar nicht Wenige der
rund 300 Mitarbeiter dieses Dienstes, sollen als "Nebenbeschäftigung" für einen
ausländischen Geheimdienst gearbeitet haben. Gerade dieser Sachverhalt legt nahe, daß
etwaige geheimdienstliche Unterlagen über den früheren Bürgermeister von Wien, Dr.
Helmut ZiIk, auch beim Heeresnachrichtenamt in Wien aufliegen könnten. Wenn den
österreichischen Auslandsaufklärern eine Unterlage über eine geheimdienstliche
Verwicklung Zilks mit der CSSR bekannt geworden war, so hat es zu den Pflichten der
Abwehr im Kalten Krieg gehört, diesen Sachverhalt zu klären und wohl auch aktenmäßig zu
erfassen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. War den Heeresdiensten bekannt, daß tschechische Geheimdienste über den
ehemaligen
Bürgermeister von Wien einen Akt angelegt hatten?
2. Wurde nach dem Zusammenbruch der CSSR von Seiten österreichischer
Heeresnachrichtendienste Einsicht in die Archive der Geheimdienste der CSSR
genommen?
3. Wenn ja, wurden dabei etwaige Aufzeichnungen über österreichische Staatsbürger
gesammelt und nachrichtendienstlich bearbeitet und wurde dabei ein Akt über Helmut
Zilk entdeckt?
4. Gibt es bei einem der Nachrichtendienste des österreichischen Bundesheeres einen Akt
über Dr. Helmut Zilk?
5. Wenn ja: beinhaltet dieser Akt Beobachtungen über Zilks Tätigkeit in der CSSR?
6. Wurden über Dr. Helmut Zilk, von den Heeresdiensten keine der Auskunftspflicht
unterliegenden Daten verwendet?
7. Hat ein Zilk - Akt existiert, der vernichtet wurde?
8. Wenn ja, wann und aus welchem Anlaß wurde dieser vernichtet?
9. Können Sie mit Sicherheit ausschließen, daß die Beamten der Nachrichtendienste in
dieser Angelegenheit die parlamentarische Öffentlichkeit korrekt informieren?
10. Werden Sie Herr Minister veranlassen, daß Sie dem Betroffenen Dr. Zilk auf dessen
Ansuchen, Einsicht in einen etwaigen Akt über ihn gewähren würden?