5324/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land - und Forstwirtschaft
betreffend Krise auf dem Schweinemarkt
Der Schweinemarkt ist gekennzeichnet von immer neuen Preis - Rekordtiefständen. Die
Notierungen für niederländische Schweinefleischkontrakte fielen gegenüber dem Vorjahr
um mehr als 50%, die letzten Notierungen am Landwirtschaftlichen Terminmarkt in
Amsterdam bewegen sich bei umgerechnet 8,24 öS pro kg Schweinefleisch.
Die wichtigste Ursache ist zweifellos ein Überschuß von Schweinefleisch innerhalb der EU
von fast 10%. Dieser Überschuß ist hausgemacht, ja konsequent aufgebaut worden.
Anläßlich der BSE - Krise auf dem Rindermarkt wurden Bauern unter dem Motto "jetzt
Marktanteile sichern" angehalten, neue Produktionskapazitäten zu schaffen und den Ertrag
aus dem Preishochdruck bei Schweinefleisch zur Aufstockung der Schweinebestände zu
nutzen. Erreicht wurden dadurch enorme Steigerungsraten an Stallkapazitäten. Laut
EUROSTAT ist der Schweinebestand in der EU im vergangenen Juli gegenüber dem
Vergleichswert des Vorjahres um 3,3% auf insgesamt 194 Mio. Tiere gestiegen.
Die von der EU - Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen (Verdoppelung der
Exporterstattungen beim Export von Schweinefleisch nach Rußland, Prämie für die
verfrühte Schlachtung von Ferkeln, ein zeitlich befristetes Besamungsverbot für Sauen etc.)
stellen keine langfristige Lösung dar. Die einzige wirksame Maßnahme wäre eine
nachhaltige Änderung der Struktur des EU - Schweinefleischmarktes. Eine ökologische und
tierschonende Erzeugung würde eine nachhaltige Marktentlastung bei hoher Qualität
bringen. Ziel wäre nicht die Erschließung von Exportmärkten durch Dumping, sondern die
Durchsetzung eines ökologischen Außenschutzes anläßlich der bevorstehenden WTO -
Verhandlungen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Anläßlich der Schweine - und auch der Rindermarktkrise stellt sich die Frage, in
welche Richtung die bäuerlichen Betriebe künftig beraten werden sollen. Welche
Empfehlungen werden Sie an die Landwirtschaftskammern geben?
2. Für welche strukturellen Änderungen im Schweinebereich treten Sie im Rahmen der
der EU ein?
3. Wie hoch waren die Steigerungsraten der Schweinebestände in Österreich während der
letzten drei Jahre bzw. welche Strukturveränderungen gab es in diesem Sektor
(wieviele neue Produktionskapazitäten wurden geschaffen, Zunahme der Tierbestände
und Konzentrationstendenzen)? Wieviele Investitionen wurden für Stallausbauten
getätigt und gab es für die neu geschaffenen Stallkapazitäten Förderungen (wenn ja,
von welchen Geldern und in welcher Höhe)?
4. Stimmt es, daß es auch eine Abschlachtprämie für tragende Zuchtsauen geben soll und
daß jetzt schon tragende Sauen in den Schlachthöfen landen?
5. Wenn mit Beginn der geplanten Maßnahmen nicht nur schwerere, sondern auch die
leichteren Tiere auf den Markt kommen, ist zunächst einmal ein Überschußanstieg und
weiterer Preisausschlag nach unten zu erwarten. Wie beurteilen Sie daher diese
Lösung?
6. Auch in Österreich ist in den letzten Jahren der Trend zu beobachten, daß sich auf
immer weniger Betrieben immer größere werdende Tierbestände konzentrieren. Das
bewirkt neben dem Preisverfall die Verdrängung kleinerer Betriebe vom Markt und
zunehmende Umwelt - und Anrainerbelastungen durch Massentierhaltung. Wer
profitiert von dieser Entwicklung und welche Gegenmaßnahmen werden Sie ergreifen?