533/J
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Stadler, Dr. Krüger
und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst betreffend das Vorwort zum Kunstbericht 1994 von BM Dr. Scholten
Wie schon in den letzten Kunstberichten ist BM Dr.Scholtens Absicht, Kunst und Politik bewußt zu vermengen, auch im Vorwort zum Kunstbericht 1994 klar erkennbar, wenn er ebendort unter anderem wörtlich feststellt:
"Noch problematischer scheint mir ein in letzter Zeit besonders virulent gewordener Neokonservatismus zu sein, der von einer überholten (kultur)politischen Ideologie ausgehend die Maßstäbe der Vergangenheit an die Kunst der Gegenwart anzulegen versucht. "
Und BM Dr. Scholten weiter:
"Für die Exponenten dieser Einstellung und dieser Ideologie hat die Kunst, wenn sie ihr Oberhaupt einen Wert beimessen, höchstens eine statische und stabilisierende Funktion.
Im Grunde soll diese Art von Kunst nichts anderes sein als ein gefälliger ästhetischer Aufputz einer sich national-traditionalistisch gebärdenden Ideologie. "
BM Dr. Scholten beweist einmal mehr, daß es ihm weniger darum geht, sachlich Kulturpolitik zu diskutieren als polemische Angriffe - unter dem Deckmantel der Verteidigung der Freiheit der Kunst - gegen politisch Andersdenkende zu führen.
Daß für BM Dr. Scholten Kunst auch dort nicht ihre Grenze hat, wo durch künstlerische Agitation Grundrechte (z.B. Achtung und Respektierung von religiöser Orientierung u.dgl.) verletzt werden, wird offenkundig, wenn er meint:
"Erst im Laufe der Zeit stellt sich die Einsicht ein, daß gerade diese Abseitigkeit (der Kunst), diese Tabuverletzungen eine Herausforderung sind, die von der Gesellschaft angenommen werden müssen, wenn diese nicht für lange Zeit stagnieren soll " -
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Wissenschaft, Forschung und Kunst folgende
ANFRAGE:
1 Können Sie präzisieren, was genau unter einem "in letzter Zeit besonders virulent gewordenen Neokonservativismus" in der kulturpolitischen Diskussion, den Sie als problematisch erachten, zu verstehen ist?
2) Was und wen sprechen Sie konkret an, wenn in Ihrem Vorwort davon die Rede ist, daß ...... diese Art von Kunst nichts anderes als ein gefälliger ästhetischer Aufputz einer sich national-traditionalistisch gebärdenden Ideologie " ist?
3) Wer sind die von Ihnen angesprochenen Exponenten, die Ihrer Ansicht nach die "Existenzberechtigung der Kunst daraus ableiten, in welchem Ausmaß sie diesen in die Vergangenheit gerichteten Wertvorstellungen entspricht"?
4) Würden Sie auch Picasso als einen sich national-traditionalistisch gebärdenden Ideologen bezeichnen und der Intellektuellenschelte bezichtigen, wenn dieser einmal kritisch gemeint hat: 'Alle Wege stehen der intellektuellen Scharlatanerie offen. (..) Ich bin nur ein Clown, der seine Zeit verstanden und alles herausgeholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen "?
5) Ist für Sie jede Art der Tabuverletzung durch künstlerische Agitation vertretbar?
5a) Wenn ja, mit welcher Begründung?,