5668/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Stadler
und Kollegen
an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz
betreffend schlechte Noten für österreichischen EU - Ratsvorsitz
“Wir haben für unsere Präsidentschaft gelernt, wie man einen Gipfel nicht vorbereiten
sollte” (Klima, Die Presse, 4. 5. 1998)
Mit diesen Worten kritisierte Bundeskanzler Klima seinen Vorgänger im EU - Vorsitz, den
britischen Premierminister Blair, anläßlich der Vorgänge bei der Bestellung des EZB -
Präsidenten. Selbstüberschätzung rächt sich allerdings, wie ein Kommentator treffend
feststellte. Wenn man die nunmehr abgelaufene österreichische EU - Präsidentschaft im
Lichte einer sich zunehmend verflüchtigenden “Regierungs” EUphorie und einer
abklingenden medienwirksamen Inszenierung Revue passieren läßt, wenn man zudem
das österreichische Arbeitsprogramm den tatsächlichen Ergebnissen des österreichischen
Vorsitzes gegenüberstellt, und wenn man schließlich diesbezüglich die Kommentare und
Stellungnahmen in der Berichterstattung sowie diplomatischer Vertreter, wie sie jüngst
in einem österreichischen Nachrichtenmagazin veröffentlicht wurden, analysiert, so
erscheint das Resumee der sog. “Arbeitspräsidentschaft” ernüchternd: viele Worte,
wenig Taten.
Grundtenor der Bewertungen des österreichischen Ratsvorsitzes ist: “sechs Monate lang
malerische Kulissen, von Feldkirch bis Wien, von Salzburg bis Graz” (KLZ, 31. 12. 1998),
“exzellente Atmosphäre beim Wiener Gipfel” (Profil, 18. 1. 1999). Dieser “Gipfel der
Harmonie” (Klima), dessen Ergebnisse dürftig sind (OÖN, 14. 12. 1998), - selbst
Kommissionspräsident Santer sprach von einem “bescheidenen Ergebnis” (Der Standard,
14.12.1998) - zeichnet sich nicht nur durch eine Auflistung von Arbeitsaufträgen für die
nachfolgenden Präsidentschaften und “nützlichen Wiederholungen” (Juncker, Der Standard,
14.12.1998) aus, sondern wurde, lt. EU -
Botschafter in Wien, “durch eine Vertagung von
Entscheidungen erkauft” (Profil, 18.1.1999). Eine derart massive inhaltliche Kritik am
Höhepunkt des österreichischen Vorsitzes erscheint in Anbetracht des Agierens der
Regierung während der Präsidentschaft beinahe als logische Konsequenz. Die, wie
bereits oben angeführt, auszugsweise in einem Wochenmagazin veröffentlichte
Bewertung der österreichischen EU - Ratsvorsitzführung durch EU - Diplomaten ist wenig
schmeichelhaft: “Österreich habe seine Rolle als ‚honest broker‘ (ehrlicher Makler) von
Anfang an mißverstanden, sich zurückgelehnt und auf Initiativen anderer
Mitgliedstaaten gewartet, anstatt selber aktiv zu werden”; Verlagerung ungelöster
interner österreichischer Probleme einschließlich Proporz - Denkens auf EU - Ebene”;
Ankündigungsdiplomatie”; “unzureichende Vorbereitung wichtiger Dossiers und
Initiativen”; “Angst vor Fehlern, daher Lähmung und kaum Initiativen”;
“Entscheidungen stets auf höchster Ebene, wenig Delegation, keine hinreichende
Einbeziehung der Arbeitsebenen in den Ministerien”; “Insgesamt negatives Beispiel der
Präsidentschaft eines kleinen Mitgliedslandes” (Profil, 18.1.1999). Zu einem ähnlichen
Befund kommt Jean Quatremer, EU - Korrespondent der französischen Tageszeitung
Liberation in einem Gastkommentar und fordert Österreich auf, “wenn ihr wieder als
Vorsitzende in der Europäischen Union am Zug seid, nicht noch einmal eine Posse wie
im letzten Halbjahr zu liefern” (KLZ, 31.12.1998). Als Fazit bleibt zu konstatieren: Außer
Spesen, wohl nicht viel gewesen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen in diesem Zusammenhang an die
Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz nachfolgende
ANFRAGE:
1. Welche Agenden (Rechtssetzungsakte, Dossiers, Maßnahmen etc.), die in den
Bereich Ihres Ressorts bzw. in Ihre Zuständigkeit als Ratsvorsitzende/r fielen und vom
vorangegangenen Vorsitz übernommen wurden, konnten von der österreichischen
Präsidentschaft zum Abschluß gebracht werden?
2. Welche Agenden (Rechtssetzungsakte, Dossiers, Maßnahmen etc.), die in den
Bereich Ihres Ressorts bzw. in Ihre Zuständigkeit als Ratsvorsitzende/r fielen, wurden
an die nachfolgende
Präsidentschaft weitergereicht?
3. Welche, der im österreichischen Arbeitsprogramm vorgesehenen Maßnahmen,
Initiativen, Vorschläge etc., die in den Bereich Ihres Ressorts bzw. in Ihre
Zuständigkeit als Ratsvorsitzende/r fielen, wurden wann, in welcher Form, mit
welchem Ergebnis und Erfolg eingebracht, lanciert oder umgesetzt?
4. Welche konkreten Ergebnisse erbrachten bzw. zu welchen Schlußfolgerungen oder
gemeinsamen Erklärungen/Feststellungen gelangten das von ihnen geleitete
informelle Treffen der Staats - und Regierungschefs bzw. der von Ihnen geleitete
informelle Ministerrat bzw. das Treffen der Fachminister?
5. Wie viele und wer der eingeladenen Staats - und Regierungschefs bzw. Fachminister
nahmen an genannter Veranstaltung teil?
6. Wie viele und wer der eingeladenen Fachminister nahmen aus welchen Gründen
nicht teil und wer vertrat diese?
7. Welche sonstigen Personen waren zur genannten Veranstaltung eingeladen und wer
nahm daran teil?
8. Über welchen Zeitraum war oben genannte Veranstaltung angesetzt?
9. Welche konkrete Tagesordnung lag diesbezüglicher Veranstaltung zugrunde?
10. Welches konkrete Programm (Arbeitszeit, Rahmenprogramm, Programm für
Begleitung, etc.) war bei der genannten Veranstaltung vorgesehen bzw. wurde
absolviert?
11. Welche Gast - /Erinnerungsgeschenke wurden bei der genannten Veranstaltung
überreicht?
12. Wem wurden welche Gast - /Erinnerungsgeschenke überreicht? (Bitte um detaillierte
Aufgliederung nach Minister, miteingeladene (Ehe)partner, Beamte, Dolmetscher,
Medienvertreter etc.).
13. Auf welche Höhe beliefen sich die
Kosten der jeweiligen Geschenke?
14. Auf welche Höhe beliefen sich die Ausgaben Ihres Ressorts für die EU -
Ratspräsidentschaft - unterteilt in Personal - und Sachkosten - bislang?
15. Wie gliedern sich die bislang in Ihrem Ressort angefallenen Sachkosten für die EU -
Präsidentschaft im einzelnen auf?
16. Teilen Sie die in der Einleitung zitierte Kritik von EU - Diplomaten am österreichischen
Ratsvorsitz, wie sie auszugsweise in einem inländischen Wochenmagazin
veröffentlicht wurde?
Wenn nein, aus welchen Gründen nicht?