5823/J XX.GP

 

DRINGLICHE ANFRAGE

gemäß § 93 Abs. 1 GOG

 

der Abgeordneten Volker Kier, Maria Schaffenrath und PartnerInnen

 

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales

 

betreffend Fehlstart für "NEW START”:

Debakel der großkoalitionären Beschäftigungspolitik aufgrund jahrelanger

Verschleierung von Strukturmängeln Im Arbeitsmarktservice

 

 

 

Erst vor wenigen Tagen wurden in der Öffentlichkeit Existenz und Inhalt der "BVS - Analyse”

des AMS Arbeitsmarktservice Österreich bekannt. Die dafür beauftragte St. Gallener

Consulting - Firma “Fokus” äußert in der fast 200 Seiten starken Studie schwere Kritik an der

Organisationsstruktur, der Effizienz, aber auch der politischen Abhängigkeit des AMS und rät

zu einer grundlegenden Reorganisation der Arbeitsmarktverwaltung. Damit legt die

unabhängige Schweizer Consultinggruppe erstmals detailliert jene Schwächen bloß, die in

den vergangenen Monaten zu heftigen, öffentlich geführten Auseinandersetzungen geführt

hatten. Während die Schweizer Studie jedoch vor allem strukturelle Mängel offenlegt, haben

die Regierungsparteien, allen voran Bundeskanzler, Sozialministerin, aber auch der Wiener

Landeshauptmann sich in erster Linie darauf beschränkt, eine Personaldebatte rund um den

Landesgeschäftsführer des Wiener AMS, Klaus Werner, zu führen.

 

Die Tatsache, daß die Bundesregierung seit Monaten versucht, mittels beinahe

allwöchentlicher Ankündigungen diverser Aktionsprogramme, der Glättung von

Arbeitslosenstatistiken sowie einer von den Sachfragen ablenkenden Personaldiskussion,

ihre langjährigen Reformversäumnisse zu verschleiern, verdient eine eingehendere

Betrachtung. Besonders signifikant schlägt sich dieses Versagen der Regierungspolitik in der

mangelnden Aussagekraft der veröffentlichten statistischen Daten zur Arbeitslosigkeit nieder.

• Versteckte Arbeitslosigkeit: Ziemlich unbemerkt ist der Bericht der EU - Kommission über

   “Unterbeschäftigung in der Europäischen Union 1997” geblieben. Dort kommt die

   Kommission zu dem Schluß, daß die Arbeitslosenrate in Österreich statt 7,1%

     mindestens 10,3%, wenn nicht gar 10,8% beträgt. Hierin sind jedoch nicht einfach die

     (1997) 206.000 Frühpensionisten enthalten, sondern (alle Zahlen aus 1997):

 

Lehrstellensuchende:                         5.855

SchulungsteilnehmerInnen               22.211

Karenzgeldbezieherinnen ohne

bestehendes Arbeitsverhältnis        36.236

Sondernotstandshilfe                        9.292

Pensionsvorschuß                             13.538

Sonderunterstützung                         9.057

Vorzeitiger Ruhestand wegen

Arbeitslosigkeit                                  21.014

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Gesamt                                                  117.248 = 10,3%

 

Rechnete man die sogenannten Entmutigten (19.533) hinzu, käme man auf eine Quote von

10,8% Wie gesagt, sind die Frühpensionisten aufgrund ausreichender Versicherungszeiten

hier nicht zugezählt.

 

• Ein weiterer Beleg ist darin zu erblicken, daß bisher die Fähigkeit zur Erreichung des

  Zieles “Arbeitslose in Arbeit zu bringen”. ohne Differenzierung nach dem Kriterium einer

  Wiedereinstellungszusage anläßlich der Beendigung eines zuletzt innegehabten

  Arbeitsverhältnisses (Saisonbeschäftigte) oder einer fehlenden derartigen Zusage

  vorgenommen wurde. Dies hat zu nicht unwesentlichen Verzerrungen bei der

  Erfolgskontrolle sowie zu Fehlinterpretationen bei der strukturellen Qualitätsanalyse

  geführt, ein Faktum, das nicht zuletzt durch die ,,Fokus” - Studie aufgezeigt wurde.

  Verzichtet man bei der Messung der genannten Zielerreichung darauf, auch Saisonniers

  (mit Wiedereinstellungszusage) als durch AMS - Vermittlungstätigkeit Wiederbeschäftigte

  mitzurechnen, wird das Ranking der einzelnen Bundesländer und damit auch der

  Landesgeschäftstellen des AMS geradezu auf den Kopf gestellt. Es darf zweifelsfrei

  angenommen werden, daß dieses Faktum den Beamtinnen des BMAGS kraft eigener

  Expertise bekannt war und ist, daß

  •    Schlußlichter die Bundesländer Tirol und Burgenland sind und

  •    Nur Vorarlberg und Wien über dem Bundesschnitt liegen.

 

Im Sommer 1998 wurden dem Liberalen Forum erstmals Pläne des AMS Wien bekannt,

angeblich zur besseren Vermittlungstätigkeit Langzeitarbeitsloser Psychoscreenings an

einem privaten Testinstitut durchführen zu lassen. Die daraufhin ausgelöste Protestwelle

führte einerseits zur vorübergehenden Einstellung bereits laufender Psychotests durch das

Rote Kreuz, andererseits zur ersten Ankündigung von Sozialministerin Lore Hostasch,

angesichts der katastrophalen Entwicklung auf dem Wiener Arbeitsmarkt, den Leiter des

AMS Wien durch AMS - Bundesgeschäftsführer Herbert Buchinger zu ersetzen.

 

Die allseits geäußerte Kritik an der Wiener Arbeitsmarktsituation betraf in erster Linie die

hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen, die weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. So haben in

Wien die Aufwendungen für Notstandshilfe - BezieherInnen (= überwiegend

Langzeitarbeitslose) bereits 1996 die Aufwendungen für Arbeitslosengeld - BezieherInnen (=

Kurzzeitarbeitslose) deutlich überschritten.

 

Betrachtet man den Bundestrend, so zeigt sich eine ähnliche, wenngleich etwas verspätet

eintretende Entwicklung: Hat die Zahl der Notstandshilfe - BezieherInnen bis 1994 weit

weniger als die Hälfte ausgemacht (1990: 44.118 NH - BezieherInnen: 97.912 AL - Geld -

Bezieherinnen), so dürfte sich heuer deren Zahl beinahe angleichen: Die letzten verfügbaren

Zahlen (Oktober 1998) zeigen, daß zu diesem Zeitpunkt 106.369 BezieherInnen von

Arbeitslosengeld bereits 91.471 Notstandshilfe - BezieherInnen gegenüber standen.

 

Es ist leider schon beinahe überflüssig festzustellen, daß von der negativen Entwicklung

überwiegend Frauen betroffen sind: So lag der Zuwachs bei den Frauen - Arbeitslosenraten

kontinuierlich zwischen zwei und drei Prozent über dem der Männer; Frauen weisen

außerdem eine um ein Drittel längere Arbeitslosigkeitsdauer auf. Verschlechtert werden die

schwierigen Bedingungen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt durch die rückwärtsgewandte

Politik der ÖVP - Konservativen, die unter dem Deckmantel ,,Karenzgeld für alle” in

Wirklichkeit Frauen aus dem Arbeitsmarkt möglichst eliminieren wollen - eine Politik, die in

ihrer Unaufrichtigkeit nur noch von den sogenannten Beschäftigungsprogrammen des

Bundeskanzlers und seiner Sozialministerin übertroffen wird.

 

Der rapide Anstieg der Langzeitarbeitslosen binnen weniger Jahre um mehr als hundert

Prozent beweist vor allem, daß weder Regierung noch AMS imstande sind, das Phänomen

steigender und bleibender (dauerhafter) Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Dabei

manifestiert sich das Versäumnis der Regierung unter dem ,,Beschäftigungskanzler” Viktor

Klima in zwei Schwerpunkten: im Versagen bei einer Reform des AMS sowie in jenen,

nurmehr als virtuell zu bezeichnenden "beschäftigungspolitischen” Maßnahmen, wie sie

zuletzt im Ausseer Punkteprogramm erneut vorgeführt wurden.

1. Untätigkeit bei der Reform des AMS:

 

Im Jahre 1994 wurde die damalige Arbeitsmarktverwaltung in Arbeitsmarktservice

umbenannt und als solches aus der unmittelbaren Verwaltung des Arbeits- und

Sozialministeriums ausgegliedert. An die Stelle der Ministerialbürokratie trat eine

ausgeklügelt sozialpartnerschaftlich besetzte Verwaltungseinheit, in der sich heute der

Proporz bis in die kleinsten regionalen Geschäftsstellen hinunterzieht Die Kompetenz der

zuständigen Bundesministerin Lore Hostasch beschränkt sich ausschließlich auf ihre

Tätigkeit als Aufsichtsbehörde, was bedeutet, daß das AMS in den Händen von

demokratisch nicht legitimierten Kammer - und Gewerkschaftsfunktionären ruht und

weitgehend der parlamentarischen Kontrolle durch den Nationalrat entzogen ist.

 

Dies meint auch der Bericht der schweizerischen Consultinggruppe “Fokus”, wenn er lapidar

feststellt. daß das AMS “nach wie vor stark dem politischen Einfluß unterliegt” (..Management

Summary (1)”). Im folgenden werden in der Analyse grob die folgenden “nachhaltigen

Schwächen" skizziert:

•  Ineffiziente Doppelgleisigkeiten zwischen AMS - Bundes - und Landesebene

•  Projekt - und Themenduplizität: Statt Konzentration auf das Beratungs- und

   Vermittlungsservice werden gleichartige Themen von unterschiedlichen Stellen

   gleichzeitig behandelt.

•  Überdimensionierung und Bindung der personellen Kapazität bei Steuerungsaufgaben

•  Fehlende Koordination bei der Umsetzung der Projekte

•  Auftretende Über- und Unterkapazitäten vor Ort aufgrund des Fehlens eines

   dynamischen Verteilungsschlüssels

•  Geringer “Wertschöpfungsanteil”: nur 47% der Arbeitszeit der Berater werden für den

   Kundenkontakt aufgewandt, überhaupt nur 10% der Arbeitszeit, und damit bloß 15 - 30

   Minuten pro Fall. gehen in die direkte Beratung.

•  Die schlechte Organisationsstruktur bindet zusätzlich Zeit für

   Abstimmungsnotwendigkeiten, hinzu kommt eine mangelhaft ausgerüstete EDV.

•  Die BeraterInnen sind für die Anforderungen durch ihr Jobprofil nicht ausreichend

   qualifiziert, es gibt keine Qualitäts- und Betreuungsstandards für die unterschiedlichen

   Zielgruppen unter den Arbeitsuchenden.

 

"Der größte Hebel liegt (...) In der Lösung der Schnittstellenprobleme” - damit meint die

Studie das im AMS nicht gelöste aufbau- und ablauforganisatorische Problem der kaum

vernetzten Sparten für Arbeitsuchende, für die Auszahlung der Versicherungsleistungen

sowie für die Beratungsstelle von Unternehmen - Sparten, die überdies häufig disloziert an

unterschiedlichen Orten bestehen.

 

Für Arbeitsuchende nimmt das AMS zwei unterschiedliche und nach Meinung der Liberalen

unvereinbare Aufgaben wahr: die Stellenvermittlung einerseits sowie die Auszahlung der

Versicherungsleistung andererseits, was AMS - Chef Herbert Buchinger einmal mit dem

“Kampf" umschrieb, "auf der einen Seite die helfende und auf der anderen Seite die

strafende Hand zu sein (vgl. Kurier, 5.9.1998). In seiner Vermittlungstätigkeit tritt das AMS

jedoch quasi als Monopol auf, was mittlerweile sogar beim Generalsekretär der

Wirtschaftskammer Stummvoll die Erkenntnis reifen ließ, die starren Strukturen und

Barrieren für private Arbeitsvermittler seien aus dem Weg zu räumen (vgl. SN 11.2.1999).

Eine überbürokratische und wettbewerbsverhindernde Gesetzeslage macht es derzeit

nämlich unmöglich, daß private Arbeitsvermittler im größeren Rahmen ihre Dienste anbieten

können.

 

 

Der Sonderfall AMS Wien

Die Partikularinteressen der einzelnen Fachgewerkschaften (Angestellte, Bau - Holz,

Bekleidung, Lebensmittel u.a.) haben bisher verhindert, daß in Wien - im Gegensatz zu allen

anderen Bundesländern - die branchenspezifischen Facharbeitsämter in regionalisierte

Geschäftsstellen umgewandelt worden wären. Dies führt dazu, daß Arbeitsuchende in Wien

häufig aufgrund von Kompetenzunklarheiten sowie Zuordnungsschwierigkeiten zwischen

den verschiedenen Facharbeitsämtern mehrmals hin und her geschickt werden.

 

Bemerkenswerterweise hatte der Wiener AMS - Chef Werner bereits 1996 eine "Langfristige

Standort- und Organisationsplanung" für das AMS Wien vorgelegt, welche eine endgültige

Auflösung der branchenspezifischen Arbeitsämter und deren Regionalisierung vorsieht: Für

alle Geschäftsstellen ist in dem Papier ein "integriertes Leistungsangebot” vorgesehen, das

heißt Arbeitsvermittlung, Auszahlung der Versicherungsleistung und Unternehmerservice an

einer Stelle. Aufgrund massiver Proteste der Fachgewerkschaften, die um den drohenden

Verlust ihres Einflusses wußten, verschwand dieses Konzept in den Schubladen. Zugleich

erzeugte dieses Reformpapier einen Konflikt zwischen Landesgeschäftsführung Wien und

den im entscheidenden Landesdirektorium sitzenden Gewerkschaftsfunktionären, - eine

Machtprobe, von der das oberste AMS - Gremium, der Verwaltungsrat, und selbstverständlich

auch die Bundesministerin als oberstes Aufsichtsorgan Bescheid wissen mußten.

Während dem zuständigen Sozialressort die Fachgewerkschaften als blockierende

Hauptakteure für eine Reorganisation des AMS Wien bekannt waren, äußerte die

Sozialministerin im August 1998 öffentlich ihr Vorhaben, den Landesgeschäftsführer Klaus

Werner durch den Bundesgeschäftsführer Herbert Buchinger zu ersetzen, ein Ansinnen, das

nicht anders zu interpretieren ist, als den Fachgewerkschaften den Rücken zu stärken und

die wahren strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu verschleiern und deren Heilung

zu verhindern. Noch deutlicher äußerte sich zuletzt der Wiener Bürgermeister Michael Häupl,

der noch nach der Bestätigung Werners in seinem Amt am 16.2.1999, auf dessen sofortige

Absetzung drängte (APA, 18.2.1999). Abgesehen von den unsachlichen und fehlinformierten

Äußerungen des ÖVP - Klubobmanns Andreas Khol erweisen sich die SozialdemokratInnen

mit ihrem Kniefall vor den Gewerkschaften erneut als die eigentlichen Bremser für eine

Reform der Arbeitsmarktpolitik.

 

Wie wenig die Gewerkschaftsfunktionäre tatsächlich bereit sind, eine Reorganisation des

AMS Wien mitzutragen, zeigt sich in einem gemeinsamen internen Schreiben von ÖGB und

Arbeiterkammer vom 29.1.1999, in welchem sich die Arbeitnehmervertreter im AMS Wien

ausdrücklich vom Reformkonzept der Landesgeschäftsführung distanzieren und die

Beibehaltung der Fachstruktur einfordern. Damit ist ernsthaft zu befürchten, daß es erst recht

wieder zu keiner Strukturreform des AMS Wien kommen wird. Dies macht nach Ansicht der

unterfertigten liberalen Abgeordneten den Erklärungsbedarf seitens der Sozialministerin

dringlich.

 

 

2. Die virtuelle Beschäftigungspolitik der Bundesregierung

 

“Ich will Beschäftigungskanzler sein”. Mit diesen Worten charakterisierte sich Viktor Klima am

1. Mai 1998, dem Tag der Arbeit, vor dem Wiener Rathaus. Die darauffolgenden Monate

waren jedoch vor allem durch bloße Beschäftigungs - Ankündigungen gekennzeichnet.

Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang

•   der fehlgeschlagene Aktionismus der Bundesregierung in der Europäischen

    Beschäftigungspotitik während der Zeit der österreichischen Ratspräsidentschaft,

•   die Kurzzeitmaßnahmen im Bereich Lehrlingsbeschäftigung sowie

•   die zuletzt angekündigten Programme im Gefolge der Regierungsklausur in Bad Aussee.

Der Nationale Aktionsplan und die EU - Ratspräsidentschaft

Vor Beginn der österreichischen Ratspräsidentschaft hatte der Bundeskanzler noch erklärt,

das vordringlichste Ziel seines Vorsitzes wäre die Beschäftigungspolitik sowie die

Evaluierung der NAP's der einzelnen Mitgliedsländer. Noch knapp vor Beginn des Wiener

Gipfels hatte die Bundesregierung einen vergeblichen Versuch unternommen, einige wenige

Impulse für die Beschäftigungs - Leitlinien 1999 zu setzen. Zur großen Verwunderung vieler,

aber ohne das Scheitern einzugestehen, blieb das Ergebnis des Gipfels dann alles schuldig,

was über ein halbes Jahr lang vom Bundeskanzler versprochen worden war:

•   Weder gibt es neue "Beschäftigungspolitische Leitlinien 1999" - sondern die alten von

    1998 wurden verlängert,

•   noch wurden die NAP‘s der Mitgliedsländer evaluiert. Die Behandlung des

    diesbezüglichen Berichts der Kommission wurde vielmehr auf Herbst 1999 verschoben,

    vielleicht auch deshalb, weil die Kommission selbst Bedenken an der Aussagekraft des

    Berichtes geäußert hatte, da die darin enthaltenen Daten und Statistiken nicht

    harmonisiert waren und eine Aussagekraft daher kaum gegeben war.

•   Nichts hatte der vor einem Jahr erstellte österreichische NAP ausgesagt über den dafür

    notwendigen Weg, nichts über die Zielvorgaben oder die kosten, außer der

    Ankündigung, 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze bis 2001 zu schaffen: Peinlicherweise

    aber hatte das WIFO zu Jahresanfang 1998 - Monate vor dem NAP - eine Studie mit

    dem Titel "Szenario für das Jahr 2001” verfaßt, in welcher die Autoren aufgrund der zu

    erwartenden Wirtschaftsentwicklung von 100.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen für

    denselben Zeitraum ausgegangen waren - ohne die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht

    definierten “Maßnahmen” des NAP berücksichtigen zu können.

•   Der NAP hat auch nichts an der Tatsache geändert, daß Österreich unter den EU -

    Ländern eines der Schlußlichter ist, was die Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik

    betrifft: Nicht einmal 0,5% des BIP werden für diese Aufgabe aufgewandt, die außerdem

    nur knapp 10% aller Arbeitslosen überhaupt zugute kommt (Deutschland: 1,5% des BIP).

•   Keine konkreten Pläne finden sich im NAP für eine größere Flexibilität der

    Arbeitsorganisation, durch Entbürokratisierung gerade bei Klein- und Mittelbetrieben oder

    durch die Förderung von Investitionen mit privatem Kapital und Wettbewerb - alles

    Vorhaben, die sich andererseits in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 29.

    Jänner 1997 durchaus finden.

    •     Der Anteil der Selbständigen bleibt mit nur 6,6% (EU - Durchschnitt 12,7%) der

           niedrigste in der EU,

    •     die Frauenbeschäftigungsquote stagniert auf ihrem niedrigen Niveau (bei rund 61%),

       •     die Arbeitslosenrate von Frauen ist wesentlich höher als jene der Männer und im

              Gegensatz zu diesen gestiegen (7,5% gegenüber 6,9%),

       •     Frauen sind länger und in jüngeren Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen.

 

Der fromme Wunsch der Bundesregierung im NAP, die Arbeitslosenrate (derzeit 4,5% bzw.

7,2%) auf 3,5% bis 2001 zu senken, wurde von Experten wie Karl Pichelmann vom IHS “mit

dem Ziel eines Achtjährigen verglichen, der sagt, er möchte Olympiasieger werden”.

 

 

Lehrlingsbeschäftigung:

Im nachhinein machte die Regierung “zusätzliche” 1,8 Mrd S für die Lehrlings - Auffangnetze

locker (Klima: "Nationale Kraftanstrengung”), allerdings auf Kosten vieler Maßnahmen im

Bereich arbeitsloser Frauen oder Langzeitarbeitsloser, deren Programme vielfach

flächendeckend eingestellt wurden. Insgesamt hatte die "Nationale Kraftanstrengung

Lehrlingsoffensive” zur Folge, daß dem AMS bereits im März des Vorjahres die Luft ausging.

Nicht zuletzt wegen der zweckentfremdeten (bereits ATS 7 Mrd.) Milliarden, die jährlich an

die Pensionskassen überwiesen werden, aber auch wegen der für die Lehrlingsförderung

“abgezweigten” Mittel war in fast allen Bundesländern bereits das gesamte Budget vorzeitig

erschöpft. Durch diese Maßnahmen (Lehrgänge und Lehrlingsstiftungen) konnte die Zahl der

Lehrstellensuchenden zwar auf derzeit rund 2.600 Personen gedrückt werden. Keinerlei

Überlegungen wurden aber seitens der Koalition angestellt, was nach Auslaufen dieser

(Not-)Programme in zwei Jahren mit jenen Lehrlingen passiert, die aus den vorübergehend

eingerichteten Lehrgängen ausscheiden, ohne inzwischen eine geeignete Lehrstelle

gefunden zu haben, ganz zu schweigen von den Neuzugängen, die alljährlich den

Lehrstellenmarkt betreten.

 

 

Bad Ausseer Regierungsklausur

Im Ausseer Papier finden sich unter den knapp hundert Vorhaben, deren Umsetzung die

Regierung für die Zeit noch vor den Wahlen ankündigte, 20 Punkte unter dem Titel

"Arbeitslosigkeit bekämpfen”. Damit soll - nachdem 1998 den "Jungen” gegolten hatte - der

Wunsch des Beschäftigungskanzlers erfüllt werden, nunmehr das Jahr 1999 den älteren

Arbeitslosen zu widmen. Obwohl der Bundeskanzler nach eigenen Aussagen nicht

“saldenfixiert, sondern auf Menschen fixiert” ist, seien zwei Prognose - Zahlen des WIFO für

das Jahr 1999 vorausgeschickt:

BIP - Wachstumsrate:    2,3% (wurde bereits nach unten revidiert)

Arbeitslosenquote:         7,1% (wurde im Dezember nach oben revidiert)

Namhafte Experten wie Norbert Geldner vom WIFO werden daher nicht müde zu betonen,

daß die Entscheidung über die Entwicklung des Arbeitsmarkts außerhalb des

Gestaltungsbereichs der Arbeitsmarktpolitik fällt. Trotz der günstigen Entwicklung beim

Beschäftigungszuwachs wird demnach die Arbeitslosigkeit auch 1999 nicht zurückgehen. Da

der Trend zu unkonventionellen Dienstverhältnissen anhalten wird (Geldner), wird es

zusätzlicher Flexibilisierung und einer grundlegenden Anpassung des Sozialsystems

bedürfen, statt neuer Regulierungen, wie von der Regierung in Aussee beabsichtigt:

•   Come back - Das Ausmaß der Zahlung von Lohnsubventionen an Betriebe wird erhöht:

    Dieses Programm verbraucht enorm hohe Zuwendungen aus der ausschließlich

    lohnnebenkostenfinanzierten Arbeitslosenversicherung und überläßt die vorübergehend

    Beschäftigten nach Ablauf der Sonderaktion einer ungewissen Zukunft.

•   Ähnliches gilt für die “Neuerfindung” der alten Dallinger - "Aktion 8000” (damals für die

    Integration 8.000 Beschäftigungsloser in den Arbeitsmarkt eingerichtet) durch Ministerin

    Hostasch - nimmt sich als - Aktion 800” allerdings wesentlich bescheidener aus, bekam

    dafür allerdings den klingenden Namen NEW START verpaßt.

•   “Job - Coaching - Programm” für 40.000 ,,Kurzzeitarbeitslose”, auch das “Klima -

    Zusatzprogramm” genannt:

    Eine Variation des “Trick 17” des oberösterreichischen AMS - Landesgeschäftsführers

    Roman Obrovski, der damit zum Musterschüler bei der Senkung der Zahl der in der

    Statistik ausgewiesenen Langzeitarbeitslosen avancierte. Obrovski verkürzte die

    Mindestdauer der Schulungsmaßnahmen auf 29 Tage: Dadurch lassen sich einerseits

    mehr Beschäftigungslose in Maßnahmen unterbringen (statistische Schönung der

    Arbeitslosendaten), andererseits wird nach 29 Tagen “in einer Maßnahme” jeder

    Arbeitslose als Neuzugang gezählt, wodurch in Oberösterreich die Langzeitarbeitslosen -

    Rate “erfolgreich” gedrückt werden konnte.

    Das “neue” Job - Coaching - Programm fügt sich nahtlos an die Klima - Ankündigung von der

    Verdoppelung der KursteilnehmerInnen an (siehe “Trick 17”) und stellt zugleich den

    sozialdemokratischen Kotau vor der vom Bürgerblock rund um Andreas Khol und Jörg

    Haider stets beargwöhnten “Sozialen Hängematte” dar: Diese Schulungen (350 Mb S

    jährlich) werden verpflichtend sein - eine Ankündigung, die angesichts der

    unrealistischen Größe von 40.000 Personen (derzeit sind bundesweit pro Jahr 20.000

    Menschen in Schulung) bei den Verantwortlichen im AMS bloß Kopfschütteln auslöst.

    Immerhin hat der Bschäftigungskanzler damit einen weiteren Nachweis erbracht, daß er

    nicht zahlenfixiert ist.

•   Frauen: Beihilfen zur Kinderbetreuung wurden angekündigt, um die Wiedereingliederung

    zu erleichtern. Derzeit stellt das AMS für die von der Sozialministerin so propagierte

    (aber kaum rezipierte) "Bildungskarenz” jedoch keinerlei Kinderbetreuungseinrichtungen

    zur Verfügung - einer der vielen Gründe, weshalb die Regierungsmaßnahmen zur

    freiwilligen Arbeitszeitreduzierung nicht gegriffen haben.

•   Andere Vorhaben wie der "Pakt für ältere Arbeitnehmer" (geförderte Teilzeitarbeit bei

    Aufrechterhaltung des vollen Abfertigungsanspruchs) oder der leichtere Zugang in die

    Gleitpension zeichnen sich rundweg dadurch aus, daß kein struktureller Reformgehalt zu

    erkennen ist. Vielmehr werden komplizierte und nutzlose Regelungen (Bonus - Malus -

    System, Bildungskarenz etc.) weiter verkompliziert, wodurch neben den zusätzlichen

    Verwaltungskosten in Betrieben und Behörden ein verständliches Arbeits- und

    Sozialrecht ohnedies längst Schimäre geworden ist.

 

Anstatt sinnvolle Vorschläge aufzugreifen, wie Arbeitskräfte - Pools nach niederländischem

Vorbild gerade für ältere Arbeitnehmer zu schaffen, werden weiterhin öffentliche Budgetmittel

für nutzlose Aktionen ausgegeben. Der einzige Erfolg ist die Verschleierung der wahren

Arbeitsmarkt - Verhältnisse (nach Berechnung der EU - Kommission 3,2% verdeckte

Arbeitslosigkeit), womit sich die SPÖ/ÖVP - Koalition über die Wahlen retten will. Wie wäre es

anders zu erklären, daß nicht nur die "nationale Kraftanstrengung Lehrlingsoffensive”,

sondern auch das "Sonderprogramm zur Absenkung der Arbeitslosigkeit in Wien” eine

Laufzeit von Mai bis Oktober 1999 aufweist, mit dem Ziel, die Arbeitslosigkeit um 5.000

Personen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres abzusenken.

 

Der größte Hemmschuh neben dem aus gewerkschaftlichen Partikularinteressen heraus für

Reformen blockierten AMS sind die Sozialversicherungsträger aufgrund der über Jahrzehnte

fehlgelaufenen Sozialgesetzgebung durch die regierungsverantwortlichen Parteien SPÖ und

ÖVP. Neben politischen Willkürakten wie beispielsweise der Schaffung von bereits fünf

verschiedenen Werkvertragsreglungen innerhalb der vergangenen dreieinhalb Jahre sind es

wiederum die entgegenlaufenden Machtinteressen in den ausschließlich proporzbesetzten

Gremien des Sozialversicherungs - Verbandes, die für den Strukturkonservativismus

verantwortlich zeichnen. In dieser Situation verblieb der Verfassungsgerichtshof in jüngster

Zeit als einzige Instanz, um den panikartigen und unbedachten Gesetzeswerken der

Koalitionsregierung einen Riegel vorzuschieben (Teilaufhebung der Werkvertragsregelung,

Aufhebung der Notstandshilfe - Regelung für AusländerInnen - in beiden Fällen sind

allerdings neuerliche Verfahren beim VfGH wegen Gleichheits- und Verfasungswidrigkeit

anhängig).

 

In diesem nach Ansicht der liberalen Abgeordneten demokratiepolitisch gefährlichen Spiel

mit hohen Erwartungshaltungen in der Bevölkerung hat die Sozialministerin eine

entscheidende Rolle gespielt. Im Gegensatz zu der bisher geschätzten Bemühung Frau

Hostaschs, im schwierigen Spagat zwischen sozialpartnerschaftlichen Partikularinteressen

und den von wenig sozialer und wirtschaftlicher Kompetenz getragenen Vorschlägen des

kleinen Koalitionspartners ÖVP wenigstens einige sinnvolle Akzente zu setzen, hat die

Bundesministerin in den vergangenen Monaten versagt, dem populistischen Aktionismus des

Bundeskanzlers einen von Kompetenz und Augenmaß getragenen, fachgerechten

Widerstand entgegenzusetzen.

 

Weiters und vielmehr zeigen die Vorgänge rund um die Reorganisation des AMS,

insbesonders des Wiener AMS, daß die Bundesministerin im Machtstreit zwischen

Strukturreform und gewerkschaftlichen Interessen ihre Funktion als oberstes Ausichtsorgan

nicht wahrgenommen hat, wenn nicht sogar der Blockade seitens der Fachgewerkschaften

durch das Anheizen einer Personaldebatte Vorschub geleistet hat. In dieser Situation und

angesichts der weiterhin besorgniserregenden Arbeitsmarktbefunde stellen die unterfertigten

Abgeordneten daher nachstehende

Dringliche Anfrage

 

 

1.  Wieweit sehen Sie sich noch imstande, Ihrer Position als oberstes Aufsichtsorgan des

     AMS gerecht zu werden, nachdem Sie im vergangenen November die Ablöse Klaus

     Werners durch Herbert Buchinger angekündigt hatten und diese Ankündigung wieder

     zurücknehmen mußten, nachdem der in Ihrem Ressort angesiedelte Verwaltungsrat "jetzt

     personellen Veränderungen nicht Vorrang” eingeräumt hatte, und welche Schlüsse

     ziehen Sie daraus?

 

2.  Wie beurteilen Sie die bisherige Arbeit des Landesgeschäftsführers des AMS Wien

     beziehungsweise halten Sie diese für geeignet, das zumindest auf dem Papier

     beschlossene Reorganisationsprogramm für das AMS Wien durchzuführen?

 

3.  Welches Gewicht und welche Bedeutung hat es für Sie als oberstes Aufsichtsorgan des

     AMS, wenn der Wiener Landeshauptmann die “sofortige Ablösung” des Wiener AMS -

     Landesgeschäftsführers fordert - zwei Tage nach dessen Bestätigung durch den in

     Ihrem Ressort angesiedelten Verwaltungsrat?

 

4.  Welches Gewicht und welche Bedeutung hat es für Sie als oberstes Aufsichtsorgan des

     AMS und als Regierungsmitglied, wenn ihr Regierungskollege Wolfgang Schüssel das

     AMS als “Altorganisation” bezeichnet, der Klubobmann Ihres Koalitionspartners Andreas

     Khol das AMS als “Spielball sozialistischer und gewerkschaftlicher Interessen”

     charakterisiert und Sie auffordert, “Ordnung zu schaffen”? Teilen Sie die Ansicht Khols,

     daß im Wiener AMS “arbeitsunfähige und -unwillige Langzeitarbeitslose” vorsätzlich im

     Versichertenkreis der Notstandshilfe - BezieherInnen gehalten würden?

 

5.  Wie stehen Sie zu den oftmals geäußerten Überlegungen des Liberalen Forums nach

     einer Ausgliederung der Notstandshilfe aus der Arbeitslosenversicherung und deren

     Umwandlung in eine grundsicherungsförmige “Bundessozialhilfe”, - durchaus ergänzt

     durch die bestehenden Landessozialhilfen?

 

6.  Laut Beschlußantrag für die Reform des AMS Wien, eingebracht in der

     Landesdirektoriumssitzung am 26. Jänner 1999, stellt die Dezentralisierung des AMS nur

     einen ersten Schritt zur Kundenorientierung des AMS dar. Weshalb wurden derartige

     Maßnahmen nicht schon früher gesetzt, nachdem eine Reihe von Vorschlägen aus Ihrem

     Hause und dem AMS bereits vorgelegen sind?

 

7.  Wie stehen Sie in diesem vorgenannten Zusammenhang (Frage 6) zum Konzept Klaus

     Werners Langfristige Standort- und Organisationsplanung” vom August 1996 sowie zu

     dessen Analyse- und Konzeptbericht von 1998, welche sämtlich seitens Ihrer

     KollegInnen aus der Gewerkschaft abgelehnt worden waren?

 

8.  Die Ergebnisse aus der Analyse von “Fokus” decken sich mit der im März 1998 im AMS

     Wien präsentierten Schnittstellenanalyse sowie einem neuerlichen, im Mai 1998

     vorgelegten Reorganisationskonzept. Vor zwei Tagen hatten Sie indes noch im “Kurier”

     geäußert, Sie hätten die Schweizer Studie noch nicht gelesen, obwohl der 186 - seitige

     Zwischenbericht das Datum 21. Dezember 1998 trägt. Ist Ihnen die ,,Fokus” - BVS - Analyse

     mittlerweile bekannt? Wenn ja, seit wann (Datum und Kalenderwoche) und wie beurteilen

     Sie diese und welche Schlußfolgerungen für Ihre politische Arbeit ziehen Sie daraus?

 

9.  Sind Sie für eine Beibehaltung der “Positiven Elemente der Fachstruktur”, also der

     Facharbeitsämter auch in einem “reformierten” AMS Wien, wie dies die Gewerkschaften

     und die Arbeiterkammer verlangen? Wenn ja, warum; - und weshalb benötigen die

     restlichen acht Landes - AMS eine derartige fachgewerkschaftliche Struktur bereits seit

     über 20 Jahren nicht mehr?

 

10.Teilen Sie die Meinung der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer, daß

     Fachstrukturen erforderlich sind, weil “Wien eben anders” sei? Wie beurteilen Sie in

     dieser Hinsicht die Aussage der “Fokus” - Analyse: “Wien ist nicht anders, nur größer”?

 

11.Was sind nach Ihrer Ansicht die Gründe für die jahrelange Verzögerung von

     Reformmaßnahmen im AMS Wien? Gibt es im Bereich der Bundesgeschäftsstelle

     ähnliche Vorarbeiten, wie sie bereits seit Jahren in der Landesgeschäftsführung Wien

     existieren?

 

12.Wie viele der neun Landesgeschäftsführer (plus dem Bundesgeschäftssführer) sind

     Mitglieder einer politischen Fraktion innerhalb der Gewerkschaft? Stellt es nach Ihrer

     Ansicht ein Hindernis für die Fortsetzung einer AMS - Geschäftsführertätigkeit dar, wenn

     ein Landesgeschäftsführer seine Fraktionsmitgliedschaft zurücklegt?

13. Wie stehen Sie zur Förderung jener ÖVP - nahen Arbeitgebervertreter im AMS, die den im

      kommenden Jahr frei werdenden Posten des Tiroler Landesgeschäftsführers explizit mit

      einem Christgewerkschafter bzw. ÖVP - Mitglied besetzen wollen?

 

14. Der private Arbeitsvermittler "Social Act” gab erst dieser Tage öffentlich bekannt, daß er

      im Land Vorarlberg bereits seit 1 1/2 Monaten einen Hilfsarbeiter suche (Vorarlberg: 8.285

      Arbeitslose, Stand Jänner 99). Bereits seit Jahren klagen private Vermittler, daß sie von

      Informationsflüssen abgeschirmt seien und es keine Kooperation seitens des AMS gebe.

      Gedenken Sie gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister die bürokratischen Hindernisse

      für diesen Berufsstand abzubauen (Exklusiv - Gewerbe, Prüfungen beim BMAGS für alle

      MitarbeiterInnen, Verbot des Arbeitsverleihs etc.) sowie sich beim AMS für eine

      weitreichende Zusammenarbeit mit den privaten Anbietern einzusetzen?

 

15. Wie stehen Sie zu den einzelnen Maßnahmen, die der Bundeskanzler in den

      vergangenen Monaten angekündigt hat:

      • Job - Coaching - Programm (verpflichtende Sofortschulungen für 40.000 Arbeitslose)

      • Verdoppelung der Schulungsmaßnahmen

      • Maßnahmen für ältere Arbeitslose,

      und halten Sie diese Maßnahmen für realistisch und vom AMS, bzw. Ihrem Ressort

      leistbar?

 

16. Wie viele Arbeitslose befinden sich gegenwärtig jeweils nach Bundesland aufgegliedert in

      Schulungsmaßnahmen, und wie viele dieser Maßnahmen haben eine Laufzeit zwischen

      29 und 45 Tagen?

 

17. In den vergangenen Monaten entstand zunehmend der Eindruck, daß Ankündigungen

      diverser Beschäftigungsaktionen durch den Bundeskanzler bisweilen unkoordiniert mit

      Ihrem Ressort und einseitig aus dem Bundeskanzleramt oder überhaupt gleich aus der

      Feder des Bundesgeschäftsführers der SPÖ Andreas Rudas stammen. Läuft die

      Informations-, Fakten- und Saldenbeschaffung für das Bundeskanzleramt nach wie vor

      über Ihr Ressort, oder erfolgt die Konzeption neuer Beschäftigungsprogramme im

      Bundeskanzleramt weitgehend unabhängig?

 

18. Bei medialen Auftritten stellen Sie immer wieder die Beschäftigung von Frauen in den

      Vordergrund. Die "Job - Offensive für Frauen” soll 16.000 Frauen einen Arbeitsplatz

      aufgrund von AMS - Qualifizierungsmaßnahmen bringen. Nach welchen Kriterien wird die

      Umsetzung erfolgen? Welche Zwischenschritte können Sie konkret nennen? In welchem

      Zeitraum ist mit der Erfüllung der Ankündigung zu rechnen?

 

19. Neben der Joboffensive für Frauen ist auch die Lehrlingsoffensive eines der Beispiele

      des Ankündigungspopulismus der Regierung. Insbesondere weibliche

      Lehrstellensuchende sind von fehlenden strukturellen Weichenstellungen betroffen.

      Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um junge Frauen für nicht - traditionelle

      Lehrberufe zu motivieren? Welche Unterstützungsmöglichkeiten planen Sie für Betriebe,

      um auch diese verstärkt nicht nur zu motivieren, sondern auch Schwierigkeiten während

      der Lehre für beide Beteiligte auszuräumen - der Gleichbehandlungsbericht listet auf,

      daß in 77 Betrieben interveniert werden mußte - ?

 

20. Welche Maßnahmen planen Sie, um dem von Wirtschaftsforschungsinstituten

      aufgezeigten Widerspruch zwischen den Maßnahmen für spezielle Zielgruppen -

      Lehrlinge, Frauen, ältere Arbeitskräfte - entgegenzuwirken?

 

21. Frauenprojekte, wie "Mira" oder "Kassandra", klagen über Mittelkürzungen und

      Streichungen aufgrund des Lehrlingsschwerpunktes der Regierung. Welche

      frauenpolitischen Gegenstrategien planen Sie in den künftigen Regierungssitzungen

      durchzusetzen?

 

22. Mangelnde Qualifikation und fehlende Kinderbetreuung sind die Hauptgründe für

      Beschäftigungslosigkeit von Frauen, insbesondere für Wiedereinsteigerinnen nach einer

      Betreuungspause. Die Möglichkeit der Bildungskarenz kann ebenfalls aufgrund fehlender

      Kinderbetreuungsangebote nicht genutzt werden. Welche Maßnahmen sind seitens Ihres

      Ressorts vorstellbar, um die Bildungskarenz auch für Frauen mit Betreuungspflichten zu

      ermöglichen?

 

23. Gemeinsam mit Ministerin Prammer haben Sie angekündigt, Frauen, die sich selbständig

      machen wollen, zu unterstützen. Sie haben weiters ein Gründerinnenprogramm des AMS

      vorgestellt - ein Programm, das jedoch ausschließlich registrierten Arbeitslosen

      offensteht. Weiters wurde die Einrichtung und der Ausbau von speziellen

      Gründerinnenberatungsstellen versprochen - statt zusätzliche Beratungsstellen zu

      schaffen, müssen tatsächlich jedoch die bestehenden um ihr Überleben kämpfen.

      Welche Schritte planen Sie, um Frauen den Weg in die Selbständigkeit zu ermöglichen?

24. Kurz vor dem Ausseer - Gipfel hatte die SPÖ medial verkündet, Ministerien sollten nur

      noch Aufträge an Firmen vergeben, die frauenfreundlich und frauenfördernd sind. Nach

      der Klausur war davon nichts mehr zu hören. Wurde diese Forderung schubladisiert oder

      ist mit einer modifizierten Fassung zu rechnen?

 

25. Alle Punkte aus dem sogenannten ‚kleinen Familienpaket‘ - Flexibilisierung der

      Karenzzeit und der Meldefristen, eigenständiger Anspruch des Vaters, erhöhtes

      Karenzgeld für Alleinerzieherinnen auch ohne Angabe des Vaters, Teitzeitkarenz - sind

      bislang nicht verwirklicht. Bis zu welchem Zeitpunkt ist mit der Umsetzung zu rechnen?

      Werden Sie sich persönlich dafür einsetzen, diese - übrigens bereits von den Liberalen

      in Antragsform eingebrachten Forderungen auch ohne Mitwirkung des

      Koalitionspartners noch in dieser Legislaturperiode einzubringen?

 

26. Wie stehen Sie heute zu Ihrem Vorschlag, berufstätigen Großmüttern und Großvätern die

      Möglichkeit zu geben, sich zur Betreuung ihrer Enkelkinder drei Monate karenzieren zu

      lassen? Halten Sie diesen Vorschlag nach wie vor für ein geeignetes Instrument? Für

      welche Maßnahmen werden Sie persönlich eintreten, damit die Betreuungssituation

      insbesondere in den Bundesländern durch ein verbessertes und flexibleres Angebot

      Kinderbetreuungseinrichtungen entschärft wird?

 

27. Den MitarbeiterInnen des AMS wird von Betroffenen immer wieder vorgeworfen, in

      frauenspezifischen Anliegen nicht ausreichend geschult zu sein. Sehen Sie ebenfalls die

      dringende Notwendigkeit für eine Qualifikationssteigerung im Bereich Beratung für

      Arbeitsuchende durch BeraterInnen - Schulungen des AMS?

 

28. Die mit der Durchführung von psychologischen und fachlichen Tests beauftragte Firma

      Ratio GmbH hat trotz heftiger Proteste, die auch Gegenstand einer parlamentarischen

      Initiative des Liberalen Forum waren, am 1.1.1999 den Betrieb ihres Testinstituts

      aufgenommen. Laut Ihren eigenen Aussagen wurde der psychologische Teil jedoch bis

      zur Zustimmung der Datenschutzkommission sistiert.

      a)   Sind die psychologischen Testungen nach wie vor sistiert oder ist eine derartige

            Zustimmung mittlerweile erfolgt bzw. hat die Datenschutzkommission hinsichtlich der

            Psycho - Tests Bedenken geäußert - wenn ja, wie lauten diese?

      b)   Sie selbst haben derartige psychologische Testungen als nützlich bezeichnet (vgl.

            4619/AB). Sollte eine Zustimmung der Datenschutzkommission noch nicht erfolgt

            sein, kann die Firma Ratio seit nunmehr zwei Monaten einen guten Teil der an sie

            gestellten Aufgaben nicht erfüllen.

            i) Wieviele Testungen wurden seit dem 1.1.1999 von der Firma Ratio durchgeführt?

            ii) Wie beurteilen Sie den Nutzen dieser Tests, sofern der psychologische Teil nach

                  wie vor nicht durchgeführt werden sollte?

            iii) Bleibt der finanzielle Gesamtaufwand an das Testinstitut unverändert mit ATS

                  14,154.000,- (EUR 1,028.611,-) budgetiert?

 

29. Angesichts einer allgemein geforderten Transparenz der Arbeitsmarktdaten: Wie erklären

      Sie trotz der Möglichkeiten elektronischer Erfassung den Umstand, daß in den AMS -

      Arbeitsmarktdaten vom Jänner 1999 zwar eine aktuelle Zahl der gemeldeten

      Arbeitslosen vorliegt (300.612), allerdings im selben Bericht alle wesentlichen Daten über

      die Zahl der Leistungsbezieher vom Oktober des Vorjahres stammen (197.840)?

 

 

 

 

 

In formaler Hinsicht wird vor Eingang in die Tagesordnung die Durchführung der Debatte

zum frühestmöglichen Zeitpunkt verlangt.