5910/J XX.GP

 

                                                               ANFRAGE

 

der Abgeordneten Scheibner, Mag. Haupt, Dr. Ofner, Bgdr. Jung, DI Schöggl

und Kollegen

an den Bundesminister für Landesverteidigung

 

betreffend Aufstellung von Kampfunterstützungskompanien in den

Panzergrenadierbataillonen

 

Laut eines Artikels einer Verbandszeitung eines Panzergrenadierbataillons

plant das BMLV die bewährten Jagdpanzerkompanien der Panzergrenadierba -

taillone aufzulösen, und statt dessen sogenannte Kampfunterstützungskom -

panien aufzustellen. An sich wäre ein solcher Schritt durchaus diskussions -

würdig und zu begrüßen, da die Panzergrenadiere in ihren Verbänden nicht

nur Panzerabwehr durch Kanone, sondern auch Panzerabwehrkapazität mit

Lenkwaffe (PAL), ausreichend eigenes Steilfeuer, Pionierkräfte und Fliegerab -

wehrwaffen benötigen würden, die in einer solchen Kampfunterstützungs -

kompanie effizient zusammenführbar wären.

 

Neben der Tatsache, daß in diesen Kompanien kein einziger Jagdpanzer

KÜRASSIER gegliedert sein soll, keine Fliegerabwehrkapazität und keine Pio -

niere eingeplant werden, sollen nach Ressortplanungen die Hälfte der mit der

Lenkwaffe BILL ausgerüsteten Soldaten und der schweren Granatwerfer Züge

(sGrw) auf ungepanzerten Räderfahrzeugen ins Gefecht fahren! Da es sich bei

den drei Panzergrenadierbataillonen um die Kernverbände der mechanisierten

Kampftruppen des Bundesheeres handelt, und diese im Rahmen der verschie -

denen militärstrategischen Einsatzverfahren die Hauptkräfte von Angriff, Ge -

genangriff und Verzögerungskampf darstellen, ist es völlig unbegreiflich, wie

von den verantwortlichen Stellen, unter außer Achtlassung jeglicher militäri -

scher Grundsätze, Kampf - (unterstützungs) - teile eines Panzergrenadierbatail -

lons mit ungepanzerten Räderfahrzeugen ausgerüstet werden sollen!

 

Bei der zu erwartenden Bedrohungslage am Gefechtsfeld und Kampfge -

schwindigkeit eines Panzergrenadierbataillons, ist eine Ausstattung mit von

LKW gezogenen sGrW und PAL - Trupps auf ungepanzerten Räderfahrzeugen

völlig unverständlich und gegenüber den betroffenen Soldaten unverantwort -

lich. Daß man den Panzergrenadierbataillonen die bewährte große Feuerkraft

der Jagdpanzer (die noch dazu derzeit endlich kampfwertgesteigert werden)

wegnehmen will und anstatt dessen vermindert bewegliche und ungepanzer -

te Panzerabwehrlenkwaffentrupps aufstellen will, ohne die Vorteile von Ka -

none mit den Vorteilen der Lenkwaffe vereinen zu wollen, kann nur als Diktat

der leeren Kassen angesehen werden.

Die Forderung nach voller Beweglichkeit auf Kette unter gleichzeitigem vollem

Panzerschutz für Panzergrenadiere ist nicht erst seit dem Mech - Konzept be -

kannt1 sondern seit mehr als 50 Jahren allgemein anerkannter militärischer

Wissenstand.

 

In dem, vom Landesverteidigungsrat 1996 diskutierten Papier „Beschaffungen

für die MECH - TRUPPE“, sprechen die Experten des BMLV in diesem Zusam -

menhang davon, daß es eindeutig feststellbar ist: „daß bei allen Formen der

Bedrohung mit konventionellen Mitteln und Verfahren gepanzerte bzw. me -

chanisierte Trupppen das kräftemäßige Kernelement darstellen und den ent -

scheidenen militärischen Faktor der Auseinandersetzung bilden. Dabei haben

dann eigene mechanisierte Kräfte aber auch die entscheidende abhaltende

Wirkung und tragen damit nachhaltig vor allem dazu bei, die Einbeziehung in

einen Konflikt zu verhindern... Fehlen hingegen eigene mechanisierte

Kräfte oder weisen sie eine allgemein erkennbare Unterlegenheit an

Wirksamkeit auf, können sich durch Wegfall der abhaltenden Funktion

dann sicherheitspolitisch nicht unerhebliche Probleme ergeben. Die Kampf -

panzer müssen jedoch vielseitig durch Panzergrenadiere unterstützt, ergänzt

und abgesichert werden, die in ihrer Beweglichkeit dem Kampfpanzer im

Gelände folgen können, über ausreichenden Schutz sowie wirksame

Bewaffnung verfügen.“

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten in diesem Zusammenhang an

den Bundesminister für Landesverteidigung folgende

 

Anfrage

 

1. Welche Aufgaben kommen den Panzergrenadierkräften im Rahmen des

    Einsatzkonzeptes des österreichischen Bundesheeres“ bzw. speziellen

    Waffengattungskonzepten zu?

 

2. Auf welchen Bedrohungsszenarien und - analysen basieren die darin vor -

    gesehenen Aufträge an die Panzergrenadiertruppe?

 

3. Wie sieht zur Zeit die genaue Gliederung (Bewaffnung, Ausrüstung, Gerä-

     teausstattung, Fahrzeugausstattung und Mobilmachungsstärke) der Pan-

     zergrenadierbataillone des Bundesheeres aufgeschlüsselt bis zur Ebene

     Gruppe aus?

 

4. Wie wird die genaue Gliederung der Panzergrenadierbataillone des Bun -

    desheeres nach Aufstellung der Kampfunterstützungskompanien aufge -

    schlüsselt bis zur Ebene Gruppe aussehen?

 

5. Welche Ausrüstung, Bewaffnung, Fahrzeugausstattung und Stärke sollen

    diese Kampfunterstützungskompanien haben?

6. Welche Aufgaben sollen diese Kampfunterstützungkompanien im Rahmen

    des Panzergrenadierbataillons erfüllen können?

 

7. Welche Vorteile erwarten sich die verantwortlichen Planungstellen im

    BMLV von der Austattung von Panzergrenadieren mit ungepanzerten

    Lastkraftwagen?

 

8. Auf welchen militärischen Grundsätzen und Erfahrungswerten basiert die

    Entscheidung Kampfunterstützungsteile der Panzergrenadiere mit Last -

    kraftwagen auszustatten?

9. Welche anderen vergleichbaren Armeen in Europa haben die Kampfunter -

    stützungsteile der Panzergrenadiere (nicht die Versorgungs -  und Stabstei -

    le) mit ungepanzerten Lastkraftwagen ausgerüstet?

 

10. Durch welche Maßnahmen wird der Wegfall der enormen Feuerkraft des

      Jagdpanzers (Panzerabwehr mit Kanone und Flachfeuerunterstützung un -

      ter Splitter - und AC - Schutz sowie Beweglichkeit auf Kette) KÜRASSIERS

      kompensiert?

 

11. Welche Entscheidungsgrundlagen haben dazu geführt, daß man das äu -

       ßerts vorteilhafte Zusammenwirken von integrierter Panzerabwehr durch

       Kombination von Kanone (KÜRASSIER) mit Rakete (BILL) in den Panzergre -

       nadierbataillonen nicht umsetzt?

 

12. Wie sieht das Panzerabwehrkonzept für die Panzergrenadierbataillone

      konkret aus?

 

13. Aus welchen Beweggründen wurde in die geplante Kampfunterstützungs -

      kompanie keine Pionierkapazität integriert?

 

14. Aus welchen Beweggründen wurde in die geplante Kampfunterstützungs -

       kompanie keine Fliegerabwehrkapazität integriert?

 

15. Welche Vorteile erwartet man sich, unter besonderer Berücksichtigung der

      die Panzergrenadiere auszeichnenden Kampfgeschwindigkeit und der

      enormen Bedrohungslage durch Steil -, Flachfeuer und Minen, von der

      Ausstattung der schweren Granatwerfertrupps mit ungepanzerten LKWs?

 

16.  Aus welchen Beweggründen soll einer der beiden PAL - Züge der Kampfun -

       terstützungskompanien1 statt, wie dem modernen Standard entsprechend,

       mit Panzern, mit ungepanzerten Kraftfahrzeugen ausgestattet werden?

 

17. Welche Vorteile erwarten sich die verantwortlichen Stellen von dieser

       Maßnahme?

 

18. Welche anderen vergleichbaren europäischen Armeen haben Panzerab -

      wehrelemente in ihren Panzergrenadiertruppen mit ungepanzerten Kraft -

      fahrzeugen ausgestattet?

 

19. Erhöht die Ausstattung der Kampfunterstützungskompanien der Panzer -

      grenadierbataillone mit ungepanzerten Lastkraftwagen die im Papier, „Be -

       schaffungen für die MECH - TRUPPE", festgestellte: "derzeit minimale

       Überlebenschance österreichischer Panzergrenadiere....1‘?

 

20. Wenn ja, wie?

 

21. Bis wann werden Sie eine Entscheidung über den Ankauf von neuen Rad -

      und Schützenpanzern, wie vom Landesverteidigungsrat im Herbst 1996

      empfohlen wurde, treffen?