6063/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Johann Maier und Genossen

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend „Österreichische Straßentunnelsysteme und offene Sicherheitsfragen“

 

Das Inferno im Mont Blanc  - Tunnel (Länge: 11,6 km) kostete vermutlich 40 Menschen das

Leben. Die Katastrophe wurde durch einen Lastwagen ausgelöst, der in Brand geriet. Danach

bildete sich ein 300 m langes Feuermeer, das auch andere Kraftfahrzeuge (ca. 30 Fahrzeuge).

betraf, die überdies durch herabfallende Gesteinsbrocken zermalmt wurden. 20 Lastwagen

und ca. 10 Personenwagen sind ausgebrannt.

Die Lösch - und Bergungsarbeiten waren durch Temperaturen von über 1000°C und giftige

Gase massiv beeinträchtigt worden. Wesentlich erschwert wurden die Rettungsaktionen auch

durch das Fehlen eines Fluchttunels.

Nun wird der Vorwurf geäußert, daß das in den 50er Jahren geplante Tunnelsystem und

entwickelte Belüftungssystem völlig unzureichend war und zusätzliche

Sicherheitsmaßnahmen nicht realisiert wurden. Daher werden nun in Frankreich für

Straßentunnels ,,Sicherheitsdiagnosen“ erstellt.

 

Auch in Österreich werden insbesonders die Alpen mit Hilfe von Tunnelsystemen durchquert.

Dabei handelt es sich um einröhrige Straßentunnel zumeist mit Gegenverkehr und ohne

Rettungs - bzw. Fluchtstollen. Dadurch wird die Rettung und die Brandbekämpfung enorm

erschwert und das Gefahrenpotential für die Verkehrsteilnehmer wesentlich erhöht.

Als besonders problematisch werden von den Einsatzkräften und Sicherheitsexperten der

Tauern - und Katschbergtunnel sowie der Arlbergtunnel angesehen.

Die Mehrheit der Salzburger Bevölkerung verlangt daher den Bau einer zweiten Tunnelröhre

auf der Tauernautobahn (Tauern - und Katschbergtunnel).

 

Auch in Österreich ergeben sich (nach diesem Unfall) zahlreiche Fragen nach der Sicherheit

der Straßenverkehrsteilnehmer und nach den Sicherheitsstandards in diesen Straßentunnels.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für wirtschaftliche

Angelegenheiten nachstehende Anfrage:

 

1. Gibt es einheitliche Normen (z.B. ÖNORM) oder gesetzliche Regelungen für

    Sicherheitseinrichtungen für Straßentunnelsysteme? Welche baulichen Maßnahmen und in

    welcher Ausführung müssen für die Sicherheit in Straßentunnels getroffen werden?

 

2. Wenn ja, wie lauten diese?

 

3. Wer überwacht die Einhaltung dieser bestehenden Auflagen, Normen oder gesetzlichen

    Regelungen?

 

4. Gibt es europaweit einheitliche Sicherheitsstandards für die Sicherheit in

     Straßentunnelsysteme?

 

5. Ist für jedes Straßentunnelsystem ein Katastrophenplan vorgeschrieben? Wie sieht der bei

    einem derartigen Notfall notwendige Katastrophenplan aus?

6. Finden - um für den Ernstfall gerüstet zu sein - Katastrophenschutzübungen (z. B.

     Brandschutzübungen) für Straßentunnelsysteme statt?

 

7. Sind diese Übungen gesetzlich vorgeschrieben?

 

8. Wenn nein, weshalb nicht?

 

9. Wieviele Katastrophenschutzübungen haben in den letzten drei Jahren bei welchen

    Straßentunnels stattgefunden?

 

10. Wie sehen die Katastrophenpläne in Österreich für die einzelnen Tunnelsysteme konkret

       aus (Innsbrucker Alpenstraßen AG und Österreichische Schnellstraßen -  und Autobahnen

       AG)?

 

11. Gibt es für die Brandbekämpfung in Straßentunnels eigene Einsatzkräfte und

      Löschfahrzeuge

 

12. Weshalb werden beim Bau von Straßentunnelsystemen keine Rettungs - bzw. Fluchtstollen

       behördlich vorgeschrieben?

 

13. Dürfen Gefahrenguttransporte eingeschränkt oder uneingeschränkt das österreichische

      Straßentunnelsystem frequentieren?

 

14. Wurde den diesbezüglichen Sicherheitsforderungen der Gewerkschaft HTV bereits

      Rechnung getragen?

 

15. Welche zusätzlichen Maßnahmen werden Sie treffen um ein Inferno wie im Mont Blanc-

       Tunnel soweit als möglich auszuschließen?

 

16. Werden Sie für Straßentunnels - analog zu den nun beschlossenen französischen

       Vorstellungen - Sicherheitsdiagnosen vorschreiben?

 

17. Wieviele Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich im Jahr 1995, 1996, 1997 und

       1998 in österreichischen Straßentunnelanlagen?

 

18. Worauf waren diese zurückzuführen?

 

19. Welche Maßnahmen haben Sie in diesen Jahren getroffen um derartige Unfälle

       weitgehend zu verhindern?

 

20. Werden Sie dem Wunsch der Mehrheit der Salzburger Bevölkerung nachkommen, und

       den Bau einer zweiten Tunnelröhre für den Tauern - und Katschbergtunnel -  nicht zuletzt

       aus Sicherheitsgründen -  unterstützen und diesen Bau gegenüber der ÖSAG durchsetzen?