612/J

 

Anfrage

 

der Abg.  Mag, Haupt, Aumayr

an die Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz

betreffend enterohämorrhagisches Escherichia Coli in Milch und Fleisch

 

Der Leiter der Fachgruppe Infektionsepidemiologie beim Berliner Robert Koch Institut registrierte seit Juli 1995 in Bayern 45 Erkrankungen am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) mit sieben Todesfällen. Er führt diese HUS -Fälle auf die Infektion von 600 bis 1000 Personen mit enterohämorrhagisches Escherichia Coli-Bakterien (EHEC) zurück. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

 

Auch die Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz warnte anfangs Mai in diesem Zusammenhang vor dem Genuß von roher Milch und Rindfleisch, während sie keine Bedenken bei behandelten Produkten hat.

 

Der Landes-Veterinär Dr. Erik Schmid hält dagegen, daß zwar die Ehec-Bakterien beim Pasteurisieren (70° C) abgetötet werden, das giftige Stoffwechselprodukt aber in der Milch verbleibe. Bei einer nachträglichen Übertragung von Ehec-Bakterien auf hitzebehandelte Produkte (z.B. durch bereits infizierte Personen oder Arbeitsgeräte) könne es sogar zu exponentieller Vermehrung dieser gefährlichen keime kommen, weil die Besiedlung durch harmlose Mikroorganismen, wie sie auf Naturprodukten vorhanden seien, fehle. Es sei daher verfehlt, nur vor dem Verzehr von Rohmilch und nicht durchgebratenem Fleisch zu warnen und die Konsumenten von bearbeiteten Lebensmittel in Sicherheit zu wiegen. (Neue Vorarlberger Tageszeitung, 8.5.1996)

 

In Wien brach im April 1996 auf Grund von Managementfehlern im Zentrallager die Versorgung von Milch und Milchprodukten ca. eine Woche lang zusammen. Es kam zu Unterbrechungen der Kühlkette und zur Überlagerung von Lebensmitteln. Abgesehen von den Versorgungsengpässen beschwerten sich zahlreiche Wiener Konsumenten über noch vor dem Ablaufdatum ungenießbare bzw. verdorbene Milch und Milchprodukte, und zwar noch tagelang nach Beilegung des Versorgungsengpasses.

Es erscheint daher nicht angezeigt, diese Produkte von vornherein für unbedenklich zu erklären. Vielmehr wäre es die Aufgabe des Bundesministeriums für Gesundheit und Konsumentenschutz, die österreichische Bevölkerung vor Lebensmittelvergiftungen und, -infektionen zu schützen, das Meldesystem für diese Erkrankungen zu verbessern und den Ursachen für die Kontaminierung von Nahrungsmitteln gründlich nachzugehen.

 

 

Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz die nachstehende

 

ANFRAGE

 

1.    Mit Ihrer Warnung vor roher Milch und Rindfleisch reagierten Sie auf eine diesbezügliche Informationssendung des ZDF-Magazins "Frontal" anfangs Mai 1996.  Die Zunahme der Erkrankungen wird in Deutschland,

insbesondere Bayern, aber schon seit Juli 1995 registriert.

Warum erhielten Sie von den zuständigen Stellen nicht früher diesbezügliche Berichte und Warnhinweise ?

 

2.    In Österreich wurden angeblich -bisher, weder Fälle von EHEC-Infektionen

       noch HUS -Erkrankungen  bekannt. Laut Krankmeldungen grassierte aber in den östlichen Bundesländern seit        Anfang des Jahres Darmgrippe und Durchfall. Ist in Ihrem Ressort bekannt, wie viele Krankmeldungen wegen        Darmgrippe und Durchfall jeweils von Jänner bis Mai 1996 wie viele Meldungen über EHEC-Infektionen und HUS        Erkrankungen gegenüberstehen?

 

 

3.    Ist Ihrem Ressort bekannt, wie viele Personen jeweils von Jänner bis Mai 1996 wegen akuten Erkrankungen des Verdauuungsapparates in Krankenhäuser stationär behandelt werden mußten ?

 

4.    Wie erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Ihrem Ressort und den Landes-Sanitätsdirektionen hinsichtlich EHEC und HUS ?

 

5.    Was unternehmen Sie, um das Melde-.und Berichtswesen auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten, insbesondere       Lebensmittelbereich, zu verbessern ?

 

6.    Auf welche Ursachen führt Ihr Ressort den Befall von Lebensmitteln mit EHEC zurück ?

 

7.    Welche Maßnahmen zur Verbesserung Ursachenfeststellung ergreifen Sie ?

 

8.    Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um den Befall von Lebenmitteln mit EHEC zu verhindern ?

 

9.    Können Sie ausschließen, daß von hitzebehandelten Lebensmitteln, insbesondere Milch und Milchprodukte

       infolge, nachträglichen EHEC-Befalls, oder Rückständen von EHEC-Stoffwechselprodukten,

       Erkrankungsgefahren für Konsumenten ausgehen?

 

10.  Wie hat Ihr Ressort auf die zahlreichen Beschwerden von Konsumenten in Zusammenhang mit dem

       Zusammenbruch der Milchversorgung in Wien sowie dem darauf folgenden Inverkehrbringen von Milch-

       und Milchprodukten, die noch innerhalb des Ablaufdatum ungenießbar oder verdorben waren reagiert ?

 

11.  Wie viele Personen und Firmen wurden in diesem Zusammenhang angezeigt ?

 

12.  Wie viele Untersuchungen an Milch und Milchprodukten wurden im Zusammenhang mit den durch

       den Versorgungsengpaß entstandenen Mißständen durchgeführt ?

 

13.     Wie lauteten die Resultate dieser Untersuchungen ?