6160/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Pollet - Kammerlander, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Evaluierung des Studientages für Entwicklungspolitik
Anläßlich des Studientages im Unterausschuß Entwicklungspolitik wurde die Funktion der
NGOs in der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit und der notwendige Reformbedarf
in diesem Bereich diskutiert. Diese Diskussion soll auch bei der Novellierung des
Entwicklunshilfe - Gesetzes Berücksichtigung finden.
Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende
ANFRAGE:
1. Seitens der NGOs wurde mitgeteilt, daß die Aufbringung privater Mittel für die EZA
sehr schwierig sei (Erfordernis der Spendenwerbung mit großem Personal - und
Kapitaleinsatz) und ihnen daher die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden sehr
entgegenkäme. Was wurde von Ihnen bisher in diese Richtung unternommen?
2. Im Zusammenhang mit dem World - Vision - Skandal hat das Parlament beschlossen, daß
ein Gütesiegel für spendenwerbende Organisationen eingeführt werden solle. Was wurde
seither in diese Richtung unternommen?
3. Seitens der NGOs wurde eine Gefahr in der Tendenz gesehen, daß für die österreichische
EZA primär die lokale Regierung in den Empfänderländern als Partner gesehen werde.
Es sei zu berücksichten, daß durch diese Verschiebung der Bezug zu den Akteuren der
zivilen Gesellschaft verloren gehe. Wie beurteilen Sie dieses Argument bzw. inwiefern
wird es in Hinkunft berücksichtigt werden?
4. Seitens der NGOs wurde darauf hingewiesen, daß die Mittel für die bilaterale EZA zu
gering seien, um den großen Koordinations - und Verwaltungsaufwand der
Koordinationsbüros zu rechtfertigen. Wie hoch ist der Gesamtaufwand für die vom
BMaA finanzierten Koordinationsbüros (auch jener, der nicht nur über EZA - Mittel,
sondern auch über die des diplomatischen Dienstes getätigt wird sowie weiters jener
Aufwand, der auf Dritte entfällt, wie beispielsweise KonsulentInnen,
Entsendeorganisationen etc.)?
5. Nach Aussagen der Staatssekretärin gibt es ein produktives Tandem der EZA -
Koordinationsbüro und dem Sachbearbeiter im Amt. Eine Einbindung der NGOs sei
durch den EH - Beirat gegeben. Bei der Diskussion mit den NGOs ist allerdings
angeklungen, daß die EZA - Koordinationsbüros zunehmend in die direkte
Projektentwicklung - und durchführung intervenieren. Wie beurteilen Sie diesen Vorwurf
und was werden Sie unternehmen, daß dies hinkünftig unterbleibt?
6. Im Zusammenhang der Diskussion entstand der Eindruck, daß NGOs von Koordinatoren
nicht immer als gleichwertige Partner betrachtet werden. Werden Sie und wie werden Sie
daher die exakten Aufgaben und Tätigkeiten der Koordinatoren und der NGOs
definieren?
7. Welche Funktionen übernimmt das BMaA im Zusammenhang mit den Koordinatoren
hinsichtlich Kontrolle, beratender Hilfestellung und Evaluation?
8. Während der Diskussion kam ebenfalls zur Sprache, daß das programmatische und
administrative Regelwerk immer komplizierter werde und ein hoher
Vorbereitungsaufwand für Ausschreibungen erforderlich sei. Welche Möglichkeiten gibt
es vor allem bei kleineren Projekten, auf unangemessene administrative Verfahren zu
verzichten? Inwiefern ist sichergestellt, daß der Erstellen/die Erstellerin von
Ausschreibungsunterlagen sich nicht selbst an der Ausschreibung beteiligt? Inwiefern
sind die Koordinationsbüros in der Lage, Ausschreibungsgrundlagen zu erarbeiten und
woraus werden die erforderlichen Kosten finanziert?
9. Die im Positionspapier des BMaA angesprochenen neuen Verpflichtungen der EZA
sowie der Ausbau der Koordinationsbüros binden Budgetmittel, die in der Vergangenheit
über NGOs abgewickelt wurden. Inwiefern können Sie das Argument entkräften, daß
damit die österreichischen NGOs zu einer unbedeutenden Rolle degradiert werden?
10. Seitens der NGOs wurden mehrjährige Budgets für Projekt - und Programmhilfe
gefordert. Wurden bereits Gespräche mit dem Finanzminister geführt und was war das
Ergebnis?
11. Das BMaA hat für eine verbindliche, sektorbezogene, mittelfristige Finanzplanung zu
sorgen. Wieviel Geld steht in den nächsten drei Jahren für jeden Sektor pro Land zur
Verfügung? Welcher Prozentsatz des bilateralen EZA - Budgets soll dauerhaft für NGOs
reserviert werden?
12. Als Entscheidungsgrundlage zur Festlegung der Sektorprogramme wäre es sinnvoll,
Workshops zu organisieren für die Koordinatoren, die betroffenen NGOs und ggf. auch
die regionalen Partner. Gibt es solche Workshops bzw. sind solche geplant?
13. Wie wird durch das BMaA sichergestellt, daß in der Praxis Projekte nicht einfach in
einem beliebigen Sektor plaziert und damit Sektorplanungen und ggf. sektorbezogene
budgetäre Festlegungen unterlaufen werden?