6212/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten G. Moser, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

 

betreffend Politische Konsequenzen aus der Entwicklung der Einkommensverteilung in

Österreich (Darstellungen des Sozialberichtes)

 

Die akkordierte „Steuerreform“ soll der Entlastung der unteren und mittleren Einkommen

dienen und die Massenkaufkraft stärken sowie die Wettbewerbsfähigkeit der

österreichischen Wirtschaft erhöhen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen erscheinen

angesichts der dramatischen Einkommensentwicklung zulasten der ArbeitnehmerInnen als in

höchstem Maße unzulänglich. Denn:

 

Nach den Erhebungen des WIFO verringerte sich die Nettolohnquote und speziell die

bereinigte Nettolohnquote innerhalb der letzten zwanzig Jahre von 55,9 auf 47,9 Prozent

bzw. von 57,4 auf 45,9 Prozent des volkswirtschaftlichen Einkommens. Somit sank der

Anteil der ArbeitnehmerInnen am Gesamteinkommen nicht zuletzt aufgrund der Steuern

und Sozialabgaben um bis zu 11,5 Prozent!

Die Zuwachsrate der Bruttoentgelte für unselbständige Arbeit sanken von 1996 auf 1997 um

0,1 Prozent auf 1,2 Prozent, die der Einkünfte aus Besitz und Unternehmung stiegen im

selben Zeitraum hingegen um 1,7 Prozent auf insgesamt 7,1 Prozent. Unverteilte Gewinne

der Kapitalgesellschaften erhöhten ihre Zuwachsraten sogar um 13,3 Prozent auf 15,9

Prozent! Die Einkünfte aus Freien Berufen verbesserten sich (+ 9%) ebenso wie das

Wachstum aus Besitzeinkommen (+5,2%). Hingegen bleibt die Entwicklung der Lohnein -

kommen deutlich hinter der Entwicklung des Volkseinkommens (+3,7%) zurück.

Die Konsolidierungsbemühungen in der Budgetpolitik führten in den letzten Jahren zu

einem Rückgang des Nettomasseneinkommens real um 3,1 Prozent, zu einem Sinken des

Nettorealeinkommens je Arbeitnehmer 1997 um 3,8 Prozent und zu einer insgesamt

stagnierenden Kaufkraft der Haushalte.

Trotz der Wirtschaftsbelebung verstärkte sich die negative Lohndrift, sodaß die

gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten 1997 um 1,25 Prozent unter denen des Vorjahres

lagen und so die Wettbewerbspositition Österreichs vor allem zu Lasten der

ArbeitnehmerInnen - z.B. beziehen 25% der ArbeiterInnen ein Nettomonatseinkommen

unter 3.000 Schilling - erheblich verbessert wurde.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um die Nettolohnquote zu erhöhen?

 

2. Welche Schritte werden Sie unternehmen, um den Anteil der ArbeitnehmerInnen am

     Gesamteinkommen in Österreich wieder zu erhöhen und den derzeitigen Trend

     umzukehren?

 

3. Werden Sie einen nationalen Aktionsplan, eine echte Steuerreform zur gerechteren

    Einkommensverteilung erstellen lassen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, mit

    welchem Zeithorizont?

 

4. Mit welchen Zusatzmaßnahmen werden Sie das Nettomasseneinkommen wieder

    anzuheben versuchen?