6221/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Povysil, Mag. Schweitzer, Dr. Pumberger, Mag. Haupt , Madl
und Kollegen
an die Frau Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz
betreffend: Temelin oder 13 Jahre nach Tschernobyl
Der Oö. Landtag hat einstimmig beschlossen, daß EU - Beitrittsverhandlungen mit Tschechien nur dann
aufgenommen werden sollen, wenn auf Temelin verzichtet wird.
Bisher wurde gegenüber der tschechischen und internationalen Öffentlichkeit mit der Unverzichtbarkeit
des AKW Temelin für die tschechische Energieversorgung argumentiert.
Neue Studien sowie der Endbericht der Temelin - Kommission bestätigen, daß die geplante
Produktionskapazität nicht benötigt wird.
Als Reaktion wird vom tschechischen Stromversorger CEZ nun die Exportvariante ins Spiel gebracht.
Die in der Aussprache zu aktuellen Themen im letzten Gesundheitsausschuß gestellten Fragen wurden
nur teilweise bzw. ungenügend beantwortet.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten
an die Frau Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz
nachstehende
ANFRAGE:
1. Wurde die einstimmige Oö. Landtagsresolution in unmißverständlicher Form auch an die
tschechische Bundesregierung übermittelt?
2. Wird Österreich Beitrittsverhandlungen oder einen allfälligen EU - Beitritt Tschechiens durch ein
mögliches Veto blockieren, wenn auf Temelin nicht verzichtetet wird?
3. Welche konkreten Unterstützungsprojekte (Alternativenergie, Beratungen, know How, etc.) wurden
von Österreich Tschechien angeboten, um auf das gefährliche Atomkraftwerk Temelin zu
verzichten?
4. Werden die geäußerten Exportabsichten zu einer verschärften Reaktion Österreichs, vor allem im
Bezug auf die EU - Integrationsbemühungen Tschechiens, führen?
5. Überlegt die österreichische Bundesregierung neben der bisher erfolgten Bereitstellung von
Experten, auch ein substantielles Angebot an Tschechien zu machen und dieses auch durch
Einbindung Deutschlands sowie der EU zu verstärken?
6. Wird die Größenordnung der Bedeutung des Temelin - Projektes angemessen sein, d.h. auch unter
Rücksichtnahme auf das Angebot vom damaligen Bundeskanzler Dr, F. Vranitzky an die
Slowakische Republik aus dem Jahr 1994?
7. Ist Ihrem Ressort bewußt, daß angesichts der Kapazitätsüberschüsse in Tschechien, die Alternative
zu Temelin in erster Linie auf verbraucherseitigen Maßnahmen begründet sein muß (z.B. Ersatz
von Elektro - Direktheizungen)? Wird diese Tatsache im allfälligen österreichischen Angebot
entsprechend berücksichtigt werden? Wenn ja, wie und in welcher Form?