6380/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten C. Moser, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

 

betreffend Atomtransitverbot, Aktionspaket Baustopp des AKWs Temelin und Stillegung des

AKWs Bohonice

 

 

 

 

Mehrmals beschloß der Nationalrat ein mehrteiliges Aktionspaket zur Stillegung des AKWs

Bohunice (April 1998) und zur Verhinderung des Fertigbaus des AKWs Temelin (Mai und

Oktober 1998).

 

Erst nach dem mit einer knappen Mehrheitsentscheidung gefällten Beschluß der

tschechischen Regierung, das AKW Temelin trotz gegenteiliger Empfehlungen von

internationalen Experten fertig zu stellen, kündigten verschiedene Regierungsstellen ein

Aktionspaket gegen die Inbetriebnahme an. Im Zuge der vorrangehenden Bemühungen, die

Entscheidungsträger in Tschechien von der sicherheits- und wirtschaftspolitischen

Widersinnigkeit des Projekts zu überzeugen, traten wiederholt österreichinterne

Koordinationsmängel auf. Darüberhinaus fordern die Länder Salzburg, Oberösterreich,

Niederösterreich und Wien einen offensiveren Anti -Temelin - und Anti - Bohunice - Kurs der

Bundesregierung.

 

In Sachen Atomtransit zeigte erst das jüngste Tunnelunglück, das dringend Maßnahmen zur

reduktion des Transport - Gefährdungspotentiales in Österreich gesetzt werden müssen.

Dazu gehört auch ein generelles Atomtransit - Verbot. Im Sommer 1997, als Medien und

Grüne darauf aufmerksam machten, daß es immer wieder auch zu Transporten

hochradioaktiven Materials durch Osterreich kommt, wurde ein derartiges Verbot in

Aussicht gestellt, aber trotz mehrmaliger Urgenz der Grünen im Nationalrat bislang nicht

im Rahmen des ebenfalls ausständigen Atom - Verfassungsgesetzes umgesetzt.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

 

1. Warum wird erst nach der Entscheidung der tschechischen Regierung an die

    Erstellung eines Aktionspakets gegangen, und welche konkreten Maßnahmen für

    einen Atomausstieg wird das Paket jetzt enthalten?

 

2. Warum wurden die wiederholten Forderungen der österreichische Landtage,

    Landesregierungen und Landeshauptleute - beispielsweise ein Gipfelgespräch Klima -

    Zeman vor der Regierungsentscheidung in Prag - bei der Vorgangsweise der

    Regierung nicht berücksichtigt?

 

3. Wie werden Sie die jüngste Resolution der Landtagsabgeordneten aus Salzburg,

    Oberösterreich, Niederösterreich und Wien bzw. die Forderung der Landeshauptleute

    Pühringer und Pröll vom 27. Mai innerhalb der Bundesregierung sowie auf EU - Ebene

    umsetzen, in denen formuliert ist, einen Temelin - Baustopp als unabdingbare EU -

    Beitrittsvoraussetzung zu fixieren?

 

4. Haben die beiden Landeshauptleute in dieser Sache bereits persönlich vorgesprochen

    und mit Ihnen eine gemeinsame Vorgangsweise innerhalb der Bundesregierung und

    auf EU - Ebene geklärt?

 

5. Wann und in welcher Form wurde bzw. wird in den Vorverhandlungen (aquis -

    screening) zum Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union die Erstellung eines

    Atom - Ausstiegskonzept bzw. ein Temelin - Baustopp thematisiert?

 

6. Wann wurden auf EU - Ebene Gespräche über finanzielle Umstiegshilfen für den

    Atomausstieg geführt?

 

7. In welcher Form wurde die Fertigstellung des AKWs Temelin auf dem Kölner Gipfel

    angesprochen?

 

8. Wann und in welcher Form wurde gegenüber dem deutsche Bundeskanzler auf die

    Risiken der Inbetriebnahme des AKWs Temelin hingewiesen und eine gemeinsame

    Vorgangsweise beraten?

 

9. Wodurch soll in Hinkunft eine bessere Koordination der österreichischen Anti -

    Temelin - Aktivitäten gewährleistet sein?