6384/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten G. Moser, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Inneres

betreffend Atomtransitverbot, Aktionspaket Baustopp des AKWs Temelin und Stillegung

des AKWs Bohonice

 

Mehrmals beschloß der Nationalrat ein mehrteiliges Aktionspaket zur Stillegung des

AKWs Bohunice (April 1998) und zur Verhinderung des Fertigbaus des AKWs Temelin

(Mai und Oktober 1998).

Erst nach dem mit einer knappen Mehrheitsentscheidung gefällten Beschluß der

tschechischen Regierung, das AKW Temelin trotz gegenteiliger Empfehlungen von

internationalen Experten fertig zu stellen, kündigten verschiedene Regierungsstellen ein

Aktionspaket gegen die Inbetriebnahme an. Im Zuge der vorrangehenden Bemühungen,

die Entscheidungsträger in Tschechien von der sicherheits - und wirtschaftspolitischen

Widersinnigkeit des Projekts zu überzeugen, traten wiederholt österreichinterne

Koordinationsmängel auf. Darüberhinaus fordern die Länder Salzburg, Oberösterreich,

Niederösterreich und Wien einen offensiveren Anti - Temelin - und Anti - Bohunice - Kurs der

Bundesregierung.

 

In Sachen Atomtransit zeigte erst das jüngste Tunnelunglück, das dringend Maßnahmen

zur reduktion des Transport - Gefährdungspotentiales in Österreich gesetzt werden

müssen. Dazu gehört auch ein generelles Atomtransit - Verbot. Im Sommer 1997, als

Medien und Grüne darauf aufmerksam machten, daß es immer wieder auch zu

Transporten hochradioaktiven Materials durch Österreich kommt, wurde ein derartiges

Verbot in Aussicht gestellt, aber trotz mehrmaliger Urgenz der Grünen im Nationalrat

bislang nicht im Rahmen des ebenfalls ausständigen Atom - Verfassungsgesetzes

umgesetzt.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1. Am 7. August 1997 kündigten Sie in der „Neuen Kronen Zeitung“ nach Auffliegen

    der Atomtransite durch Österreich an, daß „Atomtransporte durch unser Land

    verboten“ werden. Durch den aktuellen Anlaßfall des Tauerntunnel - Unglücks stellt

    sich die Frage der Gefahrenreduktion unter einem weiteren Aspekt. Bis wann

    werden Sie Ihre Ankündigung eines generellen Atomtransport - Verbotes in die

    Realität umsetzen?

2. Laut apa445 vom 18. Mai 1999 begrüßen Sie den Protest der NÖ Landesregierung

    gegen Temelin. Bekanntlich hat die NÖ Landesregierung in einer Protestnote

    fixiert, daß ein Baustopp in Temelin unabdingbare Voraussetzung für den Weg

    Tschechiens in die EU ist. Welche Aktivitäten werden Sie zur Unterstützung dieser

    Position innerhalb der Bundesregierung und der FU setzen?

 

3. Wann und in welcher Form wurde bzw. wird in den Vorverhandlungen (aquis -

    screening) zum Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union die Erstellung eines

    Atom - Ausstiegskonzept bzw. ein Temelin - Baustopp thematisiert?

 

4. Wann wurden auf EU - Ebene Gespräche über finanzielle Umstiegshilfen für den

    Atomausstieg geführt?

 

5. In welcher Form wurde die Fertigstellung des AKWs Temelin auf dem Kölner

    Gipfel angesprochen?

 

6. Wann und in welcher Form wurde gegenüber dem deutsche Bundeskanzler auf

    die Risiken der Inbetriebnahme des AKWs Temelin hingewiesen und eine

    gemeinsame Vorgangsweise beraten?

 

7. Wodurch soll in Hinkunft eine bessere Koordination der österreichischen Anti -

    Temelin - Aktivitäten gewährleistet sein?