6396/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Povysil, Dr. Pumberger, Mag. Haupt, Mag.

Praxmarer

und Kollegen

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales

 

betreffend: Pillen aus dem "Giftschrank“ Internet

 

Medikamente aus der „Cyber“ - Apotheke sind das boomende Geschäft im E - Commerce.

Experten warnen vor Mißbrauch. ("Die Presse vom 18.5.1999)

 

Wie wäre es mit dem Potenzmittel Viagra, einem kleinen Stimmungsaufheller oder

einem Hormonpräparat? Kein Problem: Die Homepage einer virtuellen Apotheke, eine

Kreditkartennummer, ein Klick, schon kommt das Päckchen nach Hause - noch dazu

deutlich billiger als aus der Hausapotheke. Auch das lästige „Oder fragen Sie ihren Arzt

oder Apotheker“ können Sie dabei vergessen. Beratung und Hinweise entfallen. Der

Medikamenteneinkauf im Netz ist nach den virtuellen Buchhändlern und

Auktionshäusern die neue boomende Branche im E - Commerce.

 

Laut Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg sollen bereits 2002 mehr als 6,3 Mrd.

Dollar (80,6 Mrd. S/ 5,86 Mrd. Euro) pro Jahr für Medikamente und Drogeneartikel im

Internet ausgegeben werden. Zum Vergleich: 1998 konnten die Buchläden im Internet

immerhin schon 630 Mill. Dollar umsetzen, die „Cyber - Apotheken“ (druostore.com oder

Somacom erst 213 Mill. Dollar. Einerseits werden Drogeneartikel, allen voran die in den

USA unglaublich beliebten Vitaminpräparate verkauft. Daneben steigt aber auch der

Umsatz von rezeptpflichtigen Medikamenten an. Unklar ist die Situation mit der Rezept -

Kontrolle: In vielen Fällen lassen sich dabei die Verkäufer die Verschreibung tatsächlich

faxen oder Name und Nummer des Arztes geben, oft wird aber überhaupt darauf

verzichtet.

 

Diese neue Freiheit bringt in den USA Konsumentenschützer und Politiker auf die

Barrikaden: So wird gefordert Internetapotheken strenger zu überprüfen und

Regelungen gegen den Mißbrauch zu beschließen.

 

Auch in Österreich schlagen Experten bereits Alarm. Zwar nützen erst wenige User das

Angebot und konventionelle Apotheken bemerken noch keine Umsatzeinbußen, einige

Problemfälle wurden aber dennoch registriert. So ist Rainer Prinz von der

Rechtsabteilung der Apothekerkammer immer öfter damit beschäftigt, Anfragen

verunsicherter Internet - Shopper nachzugehen. Einige Neugierige landeten nach der

Bestellung von neuartigen Vitaminpräparaten und geheimnisvollen Kraftspendern erst in

ihrer echten Apotheke, um sich dort über die erstandenen Produkte zu informieren. Bei

Internet - Pillen fehlen Beipackzettel zumeist. Das normale Aspro werde nicht im Netz

gekauft, das zahle sich nicht aus und sei verboten, berichtet Prinz aus der heimischen

Praxis. Zumal gebe es im Netz keine Krankenkasse.

 

Dennoch fallen Konsumenten oft auf falsche Angebote rein: So wurden Medikamente

gegen Alzheimer auf einer Homepage als Mittel für die Intelligenzförderung

angepriesen. Von den beträchtlichen Nebenwirkungen war natürlich keine Rede.

Pharma - Verbände warnen daher deutlich: „Hände weg von Internet - Medikamenten.“

User setzten ihre Gesundheit leichtfertig aufs Spiel.

Prinzipiell ist es in Österreich verboten, Arzneimittel via Versand oder eben Internet zu

kaufen. Außerdem unterliegen diese Mitte! dem Werbeverbot. Damit ist ein Einstieg

heimischer Apotheken oder Pharma - Unternehmen de facto ausgeschlossen.

Zahlreiche Medikamente, die man im Internet erstehen kann, sind in Österreich noch

nicht zugelassen, manchmal aus gutem Grund. Für Schlagzeilen sorgte das Potenzmittel

Viagra, das lange vor dem Start in Europa bereits via Internet gekauft wurde. Bei diesem

Beispiel zeigte sich ein weiteres Problem der ungehinderten Vertriebsmöglichkeiten: Eine

Firma bot ein angebliches Potenzmittel namens Viaga an, und machte damit satte

Gewinne.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales

die nachstehende

 

ANFRAGE:

 

1. Welche konkreten Maßnahmen werden Sie setzen, um Mißbräuche dieser Art,

    wirkungsvoll zu ahnden und zwar sowohl auf der Anbieter- als auch auf der

    Mißbrauchsseite um den Bürger zu schützen?

 

2. Werden Ihrerseits, in Zusammenarbeit mit dem Verbraucherschutz und den

    Sozialversicherungsträgern, eine Durchforstung der Preise derart gestaltet, daß ein

    Anbot aus dem Internet unattraktiv erscheint?

 

3. Werden etwaige Medikamentensendungen aus dem Ausland, sowohl EU als auch

    Drittländer, auf deren Inhalt und Zulässigkeit in Österreich überprüft? Wenn nein,

    warum nicht? Wenn ja, wie?

 

4. Welche Bestrebungen werden auf EU Ebene zu diesem Problem seitens Österreich

    unterstützt?