6417/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Haller, Mag. Haupt

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales

betreffend offene Fragen zum Schutz des Lebens

 

Ende Mai wurden die ersten Ergebnisse der probeweisen Verwendung des Medikaments

Mifegyne am Krankenhaus Korneuburg veröffentlicht (Standard, 21. Mai 1999). Neben

ersten Vergleichsmöglichkeiten der in Österreich neu angewandten mit den bisher

praktizierten Abtreibungsmethoden ist dieser Untersuchung auch zu entnehmen, daß

von den 109 Frauen, die zwischen 27. Jänner und 6. Mai 1999 eine Abtreibung mit dem

neuen Medikament vorgenommen haben und bereit waren, Angaben zu machen, 58

älter als 30 und nur acht Frauen jünger als 20 Jahre waren und 34 der betroffenen

Frauen bereits vorher mindestens eine Abtreibung hinter sich hatten. Aus dieser Alters -

übersicht, aber auch dem mit etwa 31 % doch sehr hohen Prozentsatz an Frauen, die

zumindest zwei Abtreibungen vornehmen ließen läßt sich einerseits erkennen, daß die

mangelnde Information und Erfahrung mit Verhütungsmöglichkeiten eine relativ geringe

Rolle bei Abtreibungen spielen dürfte und andererseits vermuten, daß Abtreibungen

zum Teil auch als Ersatz für bewußt unterlassene Verhütungsmaßnahmen betrachtet

werden und insofern nicht unbedingt aus einer Notlage heraus erfolgen.

 

Angesichts dessen, daß das Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales bis -

her - wie der Anfragebeantwortung 4681/AB zu entnehmen ist - praktisch über keine

brauchbaren Statistiken über die in Österreich durchgeführten Abtreibungen verfügt

und immer noch herzlich wenig geschieht, um unerwünschte Schwangerschaften zu

verhüten bzw. den Frauen die Entscheidung für das Kind zu erleichtern und damit die

sehr belastenden Abtreibungen zu vermeiden meinen die Anfragesteller, daß das Thema

auch angesichts der oben zitierten Zahlen nicht wieder für die nächsten Jahrzehnte ad

acta gelegt werden sollte; sie stellen daher an die Frau Bundesministerin für Arbeit,

Gesundheit und Soziales die nachstehende

 

 

Anfrage:

 

1.             Welchen konkreten Befürchtungen haben Sie als zuständige Bundesministerin,

                wenn beispielsweise über Meldungen der Ärzte bei den Ärztekammern Angaben

                über die Motive, die Anzahl und die Vorgeschichte von Abtreibungen (Gründe für

                die unerwünschte Schwangerschaft) von der Österreichischen Ärztekammer ge -

                sammelt und so anonymisiert an das Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit

                und Soziales weitergegeben werden, daß eine Rekonstruktion des Einzelfalles

                völlig unmöglich ist?

 

2.             Werden Sie sich dafür einsetzen, daß die finanzielle Absicherung von Frauen so

                verbessert wird, daß sich jede einzelne auch ohne Unterstützung eines Ehepart -

                ners, Lebensgefährten oder der Familie ein unerwünschtes Kind „leisten“ kann

                ohne durch Rückforderungen (etwa der Sozialhilfe) ihr künftiges Leben zu be -

                lasten? Wenn ja, wo bestehen derzeit noch Lücken, in denen eine an diesem

                Maßstab gemessene finanzielle Absicherung fehlt? Wenn nein, warum halten Sie

                es für zumutbar, daß Frauen durch mangelnde finanzielle Unterstützung zu einer

                unbestrittenermaßen sowohl gesundheitlich als auch psychisch belastenden Ab -

                treibung gezwungen werden?

 

3.             Wie wird derzeit kontrolliert, daß keine strafbaren Abtreibungen vorgenommen

                werden?

 

4.             Wieviele strafbare Abtreibungen wurden von den Gesundheitsbehörden seit 1975

                aufgedeckt?