51/JPR XX.GP
der Abgeordneten Dr. Povysil, Mag. Stadler, Dr. Graf, Dr. Ofner, Dr, Krüger
und Kollegen
an den Herrn Präsidenten des Nationalrates
betreffend: Das Jahr - 2000 - Problem oder ,,Y2K“ in der Bundesverwaltung
Ob bei Flughäfen, Behörden, Banken, Energieversorger, Telekommunikation, Verkehr, Gemeinden oder
im Bereich Gesundheit - alle nur erdenklichen elektronischen Systeme, die vor ca. 1998 installiert
wurden - vom einfachen Aufzug über Arbeitsplatzrechner bis hin zu sogenannten ,,Mainframes"
(Zentralrechner) - sind vom Y2K, so der Fachausdruck für das Jahr - 2000 - Problem, betroffen.
Im Prinzip ist das Problem simpel: Aufgrund des damals geringen Speicherplatzes wurde das Datum
des Betriebssystems lediglich ab dem Jahrzehnt programmiert, weshalb viele Computer den
Datumssprung auf den 1. Jänner 2000 nicht sinnvoll nachvollziehen können und davon ausgehen
werden, daß es sich um den 1. Jänner 1900 handelt. Dies kann zu Systemfehlern führen, deren
gesamte Auswirkungen kaum abzusehen sind. Hinzu kommt noch die Besonderheit, daß das Jahr 2000
ein Schaltjahr ist.
In Österreich haben sich, laut Ermittlungen von Siemens Österreich, noch immer rund 60 Prozent der
Betriebe nicht mit dem Jahr 2000 Problem auseinandergesetzt. Die neueste Studie besagt, daß nur
jeder fünfte Betrieb in Österreich Y2K tauglich ist. Im schlimmsten Fall könnte dies den Untergang für
diese Unternehmen bedeuten. Fünf Prozent der heimischen Unternehmen werden das Jahr - 2000 -
Problem jedenfalls nicht überleben, meint die Industriellenvereinigung.
Die Kosten der Anpassung auf das Jahr 2000 werden, seitens der Donau Universität Krems - Y2K
Berater, mit mindestens 50 Milliarden Schilling veranschlagt.
Auch im medizinischen Bereich und in der Verwaltung der Sozialversicherung finden viele EDV -
gestützte Applikationen Anwendung, bei denen das Jahr-2000-Problem ebenfalls auftreten und - so
steht zu befürchten - auch Menschenleben kosten kann.
In den USA sind lediglich 13 Prozent der Spital Computersysteme und sechs Prozent der
medizinischen Geräte frei von Y2K Fehlern. Nur 13 Behörden von 80 sind in den USA Y2K tauglich.
In Deutschland erfüllen nur 21 von 79 Großstädten den Mindeststandard des Bundesamtes für
Sicherheit in der lnformationstechnik (BSI). München ist führend und deckt alle Bereiche wie
Gesundheit, Haustechnik, Sicherheit, Verkehr, Versorgung und Verwaltung ab.
Auch die EU - Kommission zeigte in ihrem Bericht zum ,,Computerproblem der Jahrtausendwende“ eine
„überaus besorgniserregende“ Position über den Stand in der EU.
Es ist völlig unerklärlich warum man beim Griff zum Milchpackerl mit Akribie auf das Haltbarkeitsdatum
achtet, aber mit extremer Gleichgültigkeit Informationsmanagement mit elektronischen Systemen
betreibt, deren Haltbarkeitsdatum am 1.1.2000 abgelaufen ist. Es sind nur mehr 260 Tage (16.4) bis
zum Jahr 2000.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten
an den Herrn Präsidenten des Nationalrates
nachstehende
ANFRAGE:
1. Wurden die Ihrem Zuständigkeitsbereich unterliegenden Rechenzentren (z.B.
Bundesrechenzentrum, Großrechner der Sozialversicherungen) bzw. die dort oder in anderen
Organisationseinrichtungen Ihres Ressorts eingesetzte Hard - und Software, (z.B. Hightech - EDV
und sonstige elektronische Geräte wie vergleichsweise in Spitälern eingesetzte Apparate) auf ihre
Jahr - 2000 - Tauglichkeit getestet? Wenn ja, wann wie und mit welchem Ergebnis? Wenn nein,
warum nicht?
2. Ist auch die technische Infrastruktur dieser Anlagen Jahr 2000 tauglich?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, wann und wie wurde dies überprüft?
3. Wurden die potentiellen Auswirkungen des Jahres 2000 in Planungen einbezogen? Wenn ja, wann
und in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?
4. Sind auch die Anlagen und die damit verbundenen Systeme in dislozierten bzw.
Betriebsgebäuden/Außenstellen Y2K tauglich? Wann, wie und mit welchen Ergebnissen wurde die
Überprüfung vorgenommen? Wenn nein, warum nicht?
5. Wurden Büromaschinen und anderes technisches Gerät getestet und - wenn möglich - angepaßt?
Wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht?
6. Wurden die Sicherheitsanlagen in Ihrem Bereich geprüft? Wenn ja, welche und mit welchen
Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht?
7. Wurden die Kommunikationsanlagen getestet? Wenn ja, welche und mit welchen Ergebnissen?
Wenn nein, warum nicht?
8. Welche Geschäfts - und Kooperationspartner sind Ihnen aus Ihrem Bereich bekannt, die nicht Jahr -
2000 - fähig sind und die Umstellung auch in einem angemessenen Zeitraum nicht schaffen werden?
Wenn ja, welche Überlegungen haben Sie , um negative Auswirkungen in Ihrem Bereich durch den
kurzfristigen Ausfall von Vertragspartnern zu vermeiden?
9. Wurden alternative Angebote für den Fall eingeholt, daß Geschäfts - und Kooperationspantner
vorgegebene Termine nicht einhalten können? Wenn nein, warum nicht?
10. Wurde in allen einschlägigen Verträgen, die über den Jahreswechsel hinaus gelten, die erfolgreiche
Bewältigung dieses Problems vereinbart? Wenn nein, warum nicht?
11. Wurde in Ihrem Bereich ein Risikomanagement - Programm (RMP) festgelegt? Wenn ja, welchen
Inhalt hat es und seit wann wird dieses Programm betrieben? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum
nicht?
12. Wurde ein Zeitplan für die Durchführung und Beendigung des RMP Ihres Bereiches aufgestellt?
Wenn ja, welchen Inhalt er? Wenn nein, warum nicht?
13. Sind alle Außenstellen sowie sonstige dislozierte Stellen im RMP berücksichtigt worden? Wenn
nein, warum nicht?
14. Sind Ihnen alle Jahr - 2000 - Risiken, die im Zusammenhang mit der Infrastruktur Ihres Bereiches
bestehen können, bekannt? Wenn ja, welche sind diese Ihrer Meinung nach? Wenn nein, warum
nicht?
15. Wurden Alternativen gefunden auf die im Falle einer Störung von Teilen der Infrastruktur
zurückgegriffen werden kann? Wurden dabei potentielle Risiken auf den gesamten Prozeßablauf
berücksichtigt? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
16. Wurden Y2K - Verträge mit allen Anwendern geschlossen, die diverse vernetzte und interaktive
Systeme unterstützen? Wenn ja, nach welchen Kriterien? Wenn nein, warum nicht?
17. Wurden alle Y2K - Risiken mit Datenträgern und Anwendungen in Betracht gezogen? Konnten
Fehler beseitigt werden? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
18. Entspricht der Ablauf des Tests der Y2K - Fähigkeit ihrer Partner Ihrem Zeitplan? Wann ist die
Deadline dafür? Wie sieht Ihr Zeitplan aus?
19. Konnten die Kombinationen von Jahr - 2000 - spezifischen Ereignissen und Szenarien, die potentiell
Abläufe stören, identifiziert werden? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
20. Werden die vermeintlichen Y2K - Test - Checklisten regelmäßig aktualisiert? Wenn ja, wie? Wenn
nein, warum nicht?
21. Wird kontinuierlich versucht, Y2K - Probleme zu finden und werden angemessene Aktionen gesetzt?
Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
22. Wurden für den Tag „Null“ Personal und Technologie eingeplant, die über die kritische Phase helfen
sollen (Check der eigenen Systeme, Netzwerke, der öffentlichen Infrastruktur, Telekommunikation
u.a.)? Wenn ja, in welcher Form? Welche voraussichtlichen Kosten werden dadurch entstehen?
Wie sind diese Kosten bedeckt? Wenn nein, warum nicht?
23. Wurden alte EDV - Anwendungen, welche über das Jahr 2000 hinaus in Betrieb sein werden,
hinsichtlich der Datumsverarbeitung überprüft und nötigenfalls umgestellt? Wenn ja, welche und wie
umgestellt? Wenn nein, warum nicht?
24. Wurden etwaige Verbindungen zu anderen Systemen im einzelnen und dann im gesamten
geprüft? Wenn nein, zu welchen nicht und warum? Wenn ja, zu welchen , wie und mit welchen
Ergebnissen?
25. Wurden auch Datenbestände die von Dritten stammen oder eingespielt werden überprüft? Wenn ja,
welche, wie und mit welchen Ergebnissen?
26. Wurden Programme, deren Quellcode nicht mehr verfügbar ist, aus den bestehenden Systemen
ausgeschieden? Wenn ja, um welche handelt es sich hierbei? Welche Alternativprogramme wurden
angeschafft mit welcher Funktionalität? Wenn nein, warum nicht?
27. Die Finanzierung der Umstellung betrifft eine zu den Verwaltungsaufwendungen zählende Aufgabe,
die erforderlichen Aufwendungen sind daher aus dem laufenden Budget zu finanzieren. Welche
Gelder und Personalressourcen wurden und werden hierfür aufgewendet werden?
28. Wurden auch entsprechende Tests hinsichtlich des Schaltjahres im Februar 2000 durchgeführt?
Wenn ja, nach welchen Kriterien? Wenn nein, warum nicht?
29. Wurde für die Testlaufprogramme die dezentrale Verwaltung kurzerhand außer Kraft gesetzt um
eine zentrale Testplanung und Ablauf zu ermöglichen? Wenn nein, warum nicht? -
30. Welche überregionalen Strategien und internationale Zusammenarbeit wurden oder werden bei
Jahr 2000 - Lösungen angewendet? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?