113/AE XXI.GP

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Ratifikation des internationalen Übereinkommens ILO Nr.169 über

eingeborene und in Stämmen lebende Völker

 

 

Die ILO - Konvention 169 ist das erste internationale Abkommen, das grundlegende

Rechte für indigene und in Stämmen lebende Völker auf ein selbstbestimmtes Leben

garantieren soll. Weltweit gehören 300 Millionen Menschen in über 70 Ländern

indigenen Völkern, Nationen und Gemeinschaften an. Indigene sind oft Opfer von

Diskriminierung, Ausbeutung, Unterdrückung, Folter, staatlichem Mord, bis hin zum

Ethno - und Genozid.

 

Die ILO - Konvention ist ein Instrument, das die Identität eingeborener Völker und

deren Rechte auf Weiterentwicklung eigener Institutionen im Rahmen der eigenen

Kultur verankert. Die Artikel der Konvention betreffen u. a. den Schutz vor Entzug

bzw. Zerstörung des traditionellen Lebensraumes, die Beschäftigungsbedingungen

und Berufsbildung von Angehörigen dieser Völker, das Bildungswesen (Verwendung

der Eingeborenensprache, Heranziehung eigener kultureller Bestrebungen) und das

Gesundheitswesen. Ein wichtiger Grundsatz, der die gesamte Konvention

durchzieht, liegt darin, die Einbindung indigener Völker in Entscheidungen, die sie

oder ihren Lebensraum betreffen, vorzuschreiben.

 

Diese Konvention stellt einen wichtigen Fortschritt im Ringen um die Rechte

eingeborener Völker dar und kann als neuer ‚Mindeststandard‘ im Umgang mit ihnen

betrachtet werden. Die Organisationen eingeborener Völker fordern die Ratifikation

der Konvention durch möglichst viele Staaten, da sie einen wesentlichen

solidarischen Beitrag im Ringen um die Rechte eingeborener Völker bedeutet. Die

sich aus der Ratifikation ergebende Hauptverpflichtung für unser Land würde darin

liegen, regelmäßig Berichte über die Verwirklichung der Konvention durch Österreich

in Genf vorzulegen.

 

Auch wurde mit der Resolution Nr. 48/163 der UN - Generalversammlung im

Dezember 1994 die Internationale Dekade eingeborener Bevölkerungen proklamiert.

Österreich sollte daher gerade jetzt - in der UN - Dekade zu den Indigenen Völkern

der Welt (1994 - 2004) - unterzeichnen.

 

Bereits am 17. Juni 1993 wurde im österreichischen Parlament der

Entschließungsantrag 356 /A(E) betreffend die Ratifikation des internationalen

Übereinkommens ILO Nr.169 einstimmig beschlossen. Einen weiteren einstimmigen

Beschluß des Nationalrates zur Ratifizierung der ILO - Konvention 169 gab es am 11.

Juli 1997. Trotz zweimaligem Beschluß des Nationalrates wurde die Ratifizierung

bisher nicht eingeleitet.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen.

 

Die Bundesregierung möge im Sinne des Entschließungsantrages 356/A(E) vom

17. Juni 1993 und des Entschließungsantrages 250/A(E) (in der Fassung des

Ausschußberichtes 836 der Beilagen), einstimmig beschlossen in der 83. Sitzung

des NR am 11. Juli 1997, die notwendigen Schritte zur Ratifikation des

internationalen Übereinkommens ILO Nr.169 einleiten und die Ratifikationsurkunde

in Genf hinterlegen.

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den außenpolitischen Ausschuß

vorgeschlagen.