408/AE XXI.GP

Eingelangt am: 20.3.2001

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Glawischnig, Freundinnen und Freunde

 

betreffend drohender Ausverkauf der österreichischen E - Wirtschaft an Atom -

Konzerne

 

 

Wegen jahrelangen Versäumnissen droht der österreichischen E - Wirtschaft jetzt der

wirtschaftliche Ausverkauf. Umwelt - Ziele werden dabei über Bord geworfen. Der

Beschluß über den Verkauf von 27% der Aktien des niederösterreichischen

Energieversorgers EVN durch Verbund, die oberösterreichische EAG und die

steirische EstAG an einen internationalen Atom - Konzern ist sowohl

volkswirtschaftlich unsinnig als auch das Ende der Glaubwürdigkeit der

österreichischen Anti - Atompolitik. Auch ein Verkauf der Anteile der Republik

Österreich an der Verbundgesellschaft steht zur Diskussion. Auch hier könnte ein

Atom - Konzern zum Zug kommen. Steigende Stromimporte aus Atom -  und

Kohlekraftwerken wären die Folge. Während EU - weit eine ökologische

Neuorientierung der Energiewirtschaft forciert wird, um Klimaschutzziele zu

erreichen, katapultiert sich Österreich zurück ins Atomzeitalter. Fehlende

strategische Allianzen und offen ausgetragene Feindseligkeiten führen die

heimischen Stromversorger in die Abhängigkeit internationaler Konzerne.

 

Österreichische Atompolitik wird untergraben

In der Steiermark nahm der Ausverkauf an die Atom - Lobby seinen Anfang. Die

Übernahme eines 25 - Prozent - Anteils der Energie Steiermark AG durch den

französische Atomkonzern EdF im Dezember 1997 war aber nur der erste Schritt.

Geht es nach den Plänen des deutschen Stromdinosauriers E.ON, der mehr als 50%

des gehandelten Stroms aus Atomkraftwerken bezieht, so wird im nächsten Schritt

ein Großteil der österreichischen Energiewirtschaft bald in dessen Hand sein. Nach

Beteiligung in bereits 15 Ländern greift der deutsche Konzern nun nach heimischen

Energieunternehmen, um Strom über Österreich nach Südosteuropa liefern zu

können. Der Kärtner Kelag wurde bereits ein Angebot über den Kauf eines 32% -

Anteil gemacht. Mit der Tiroler TIWAG wird bereits kooperiert. Auch mit dem

oberösterreichischen Stromversorger EAG wurden bereits Verhandlungen geführt.

Am liebsten würde E.ON überhaupt den 51% - Anteil der Republik Österreich am

Verbund aufkaufen. Die verbleibenden Reste der heimischen Stromwirtschaft hätten

keine Überlebenschance und wären rasch weitere Übernahmekandidaten für

internationale Konzerne, die so die alleinige Kontrolle über den Energiemarkt der

Alpenrepublik erlangen würden.

 

Um den Trend in Richtung erneuerbarer Energien nicht weiter zu verschlafen, wäre

aber ein grundlegender Strukturwandel notwendig. Nur so wäre das Überleben einer

eigenständigen österreichischen Energiewirtschaft zu gewährleisten und ökologische

Ziele bei Klimaschutz und Anti - Atompolitik zu erreichen. Denzentral statt Zentral

müsste das Motto lauten. Die Nutzung regionaler Energieressourcen statt

Großkraftwerke das Rezept.

E.ON und EdF sind Dinosaurier einer zu Ende gehenden Epoche und sicherlich nicht

die modernen Partner, die eine ökologisch orientierte Reform der E - Wirtschaft in

Österreich unterstützen würden. Dabei hat Österreich gute Voraussetzungen für

einen Strukturwandel. Österreich könnte weltweit führendes Land für

umweltfreundliche Energietechnologien werden. Österreich hat bereits jetzt einen

technologischen Vorsprung bei Biomasse. Österreich ist reich an Energieressourcen.

Eine eigenständige Technologie -  und Energiepolitik wäre allerdings die notwendige

Vorraussetzung, um diese Chancen zu nutzen. Nur eine starke, eigenständige und

innovationsfreudige E - Wirtschaft kann das gewährleisten. Mit dem wachsendem

Einfluß ausländischer Stromdinosaurier wird es immer schwieriger, diese Chance zu

nutzen. Versagt haben insbesondere die politischen Entscheidungsträger. Weder

wurden die Rahmenbedingungen für die Einrichtung einer österreichweiten

Netzgesellschaft geschaffen noch jene für eine Strombörse bzw. eine gemeinsame

Kraftwerksgesellschaft.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

1. Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird ersucht, als

    Eigentümervertreter für die Bundesanteile am Verbund dem geplanten Verkauf

    der Verbund - Anteile an der niederösterreichischen EVN an einen internationalen

    Atom - Konzern nicht zuzustimmen.

 

2. Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird ersucht, die

     Verbundgesellschaft als Eigentümervertreter für die Bundesanteile am Verbund

     anzuweisen, keine Stromlieferverträge mit Atomstromproduzenten oder

     Atomstromhändlern einzugehen.

 

3. Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird ersucht, eine eigenständige

     österreichische Energielösung zu forcieren werden, welche Umwelt - Ziele im

     Bereich Klimaschutz und Anti - Atompolitik berücksichtigt und auf den massiven

     Ausbau erneuerbarer Energien setzt.

 

 

In formeller Hinsicht wild die Zuweisung an den Wirtschaftsausschuß vorgeschlagen.