45/AE XXI.GP

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Freundinnen und Freunde

 

 

betreffend des militärischen Vorgehens russischer Truppen in Tschetschenien

 

 

Anfang Oktober 1999 hat der neu im Amt befindliche russische Premierminister Wladimir

Putin, die russische Armee zu einer Vergeltungsaktion "gegen Terroristen", die in Moskau

angeblich Wohnhäuser in die Luft gesprengt hatten, nach Tschetschenien entsendet. Dies hat

sich inzwischen als großangelegte Luft - und Bodenaktion unter Beteiligung von mehr als

50.000 Soldaten herausgestellt. Inzwischen sollen 210.000 Zivilpersonen aus

Tschetschenien in die Nachbarrepubliken Inguschetien, Dagestan und Nord - Ossetien

geflohen sein. Über Opfer dieses Krieges gibt es unterschiedliche Angaben. Mitte

November hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz aufgrund der Gefährdung der

Mitarbeiter Tschetschenien verlassen müssen.

Das tschetschenische Parlament in Grosny hat inzwischen an den Westen appelliert,

Rußland politisch davon zu überzeugen, die Militäraktion umgehend zu beenden und einen

Waffenstillstand abzuschließen. Die russische Regierung betrachtet den Krieg in

Tschetschenien hingegen als „innere Angelegenheit“. Das Einfrieren der IWF - Kredite

könnte zu einer weiteren Verhärtung der Lage führen. Eine klare politische Linie gegen das

russische Militärabenteuer, unter dem vor allem die Zivilbevölkerung Tschetscheniens

leidet, ist umso wichtiger.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ANTRAG:

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Der Außenminister der Republik Österreich wird ersucht, eine Initiative gegen die russische

Kriegspolitik in Tschetschenien zu setzen und damit einen Anstoß zu einem Friedensprozeß

zu geben. Nicht zuletzt der OSZE - Vorsitz Österreichs, der nächstes Jahr beginnt, macht den

Kaukasus zu einer primären Aufgabe österreichischer Außenpolitik.

 

. Als Sofortmaßnahme möge die EU ihre Flüchtlingshilfe für die Opfer des

  Tschetschenienkrieges intensivieren und gegenüber Rußland durchsetzen, daß

   Bedingungen wiederhergestellt werden, die es dem Internationalen Komitee vom Roten

   Kreuz erlaubt, seine Tätigkeit in Tschetschenien wiederaufzunehmen.

.  Die derzeitige EU - Ratspräsidentschaft ist angesichts der humanitären Katastrophe in

   Tschetschenien dazu angehalten, den politischen Druck auf Moskau zu erhöhen. Die

   Androhung der Einstellung von Infrastruktur- und anderen Programmen, die die

   „Strategie für Rußland“ vorsieht, möge als konkretes Druckmittel auf die Führung in

   Moskau eingesetzt werden, die Kampfhandlungen sofort einzustellen.

• Zwei Sonderbeauftragte von OSZE und EU, sollten auf europäischer Ebene in einen

   politischen Dialog mit Rußland über die Tschetschenien - und Kaukasuspolitik eintreten.

   In dem Zusammenhang ist eine OSZE - Mission für Tschetschenien vorzubereiten.

• Die europäische Staatengemeinschaft sollte sich darüber verständigen, daß eine Nato-

   Erweiterung am Kaukasus für eine friedliche Entwicklung in der Region disfunktional

   ist und die Hardliner in Rußland stärkt. Darüberhinaus könnte dadurch eine neue

   Blockkonfrontation entstehen.

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Außenpolitischen Ausschuß vorgeschlagen.