5/AE XXI.GP

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Mag. Dr. Eva Glawischnig, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Umsetzung der Forderungen des Gentechnik - Volksbegehrens

 

 

 

 

Von 7. - 14. April 1997 fand das in Österreich bisher erfolgreichste parteiunabhängige

Volksbegehren statt, das von 1,266.551 Österreicherinnen und Österreichern unterzeichnet

wurde. Das Volksbegehren richtete sich gegen den Einsatz der Gentechnik in der

Landwirtschaft und in der Lebensmittelproduktion sowie gegen die Patentierung von Leben.

 

Die drei Forderungen

 

1. Kein Essen aus dem Genlabor in Österreich!

2. Keine Freisetzungen genmanipulierter Organismen in Österreich!

3. Kein Patent auf Leben!

 

wurden bislang nicht umgesetzt.

 

Bislang ist keine dieser frei Forderungen umgesetzt worden. Das Ergebnis des Ausschusses

zur Behandlung des Gentechnik - Volksbegehrens entsprach in keiner Weise den

Anforderungen von direkte Demokratie und den Interessensausgleich in Österreich.

Österreich stimmte im EU - Ministerrat vom 27.11.1997 sogar für die sog. EU -

Patentierungsrichtlinie, was einer Ablehnung der Forderung „Kein Patent auf Leben“

gleichkommt. Lobbytum und die Interessensvertretung großer Unternehmen konnten sich

auf politischer Ebene gegen die Bedenken, Wünsche und Ängste von über 1,2 Millionen

Menschen in diesem Land durchsetzen.

 

Nach wie vor drängt die Gentechnik - Lobby darauf, ihre Produkte auf die europäischen

Märkte bringen zu können. Durch die Entwicklungen in Großbritannien und Frankreich

sieht sich die Gentechnik - Lobby nun jedoch einem unerwarteten Widerstand gegenüber. Die

Gentechnik - Konzerne Novartis und Monsanto haben angekündigt, für die nächsten drei

Jahre keine Offensive mehr zu starten; Man habe den Konsumentenwillen in Europa

unterschätzt.

 

In Großbritannien fordern mittlerweile über 65 % ein Verbot von gentechnisch veränderten

Lebensmitteln, 97% fordern eine lückenlose Kennzeichnung. In Großbritannien hat man

heuer sogar - nicht rechtlich - aber faktisch ein einjähriges Moratorium für die

industrielle Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen beschlossen. Auf Initiative

einer britischen Lebensmittelkette haben sich sieben der größten europäischen Supermärkte

zusammengeschlossen, um garantiert gentechnikfreie Lebensmittel anbieten zu können. Ein

neues Konsortium hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produzenten von garantiert

gentechnikfreien Nahrungsmitteln ausfindig zu machen und zu fördern. Bei seinen

Mitgliedern handelt es sich neben den beiden britischen Ketten J. Sainsbury und Marks &

Spencer um die größten Lebensmittelketten der Schweiz (Migros), Frankreichs (Carrefour)

und Belgiens (Delhaize) sowie um die irischen und italienischen Ketten Superquinn und

Effelunga. Sie wollen durch Kontrollen sicherstellen, daß die gentechnikfreien Vorprodukte

und Substanzen nicht auf dem Transportweg oder bei der Verarbeitung mit genveränderten

Produkten in Berührung kommen.

 

In einem Bericht an die britische Regierung warnte die „British Medical Association“ vor

den möglichen Gefahren von gentechnisch veränderten Lebensmitteln und verlangt weitere

Versuche bevor eine Kommerzialisierung stattfindet. Die Gesellschaft, die über 115.000

Ärzte repräsentiert kommt zu dem Entschluß, daß noch zu wenig über gentechnisch

veränderte Lebensmittel bekannt ist.

 

Der Bericht der britischen Ärztevereinigung "Die Auswirkungen der Gentechnologie auf

Landwirtschaft, Essen und Gesundheit“ ist die erste Veröffentlichung dieser Vereinigung

seit der Gentechnikdebatte in Großbritannien, die seit Jänner stattgefunden hat. Weiters

fordert die Vereinigung britischer Ärzte, daß Untersuchungen von unabhängigen Experten

zu erfolgen haben und die Ergebnisse öffentlich gemacht werden müssen. Die

Hauptbedenken der britischen Mediziner betreffen mögliche gesundheitliche Auswirkungen.

Die Ärzte sprechen von möglichen Antibiotikaresistenzen oder von einem steigenden Risiko

für Epidemien so wie etwa Meningitis.

 

Die griechische Regierung startete vor wenigen Monaten eine Initiative für ein europaweites

Moratorium für alle kommerziellen Freisetzungen von gentechnisch veränderten

Organismen und für den Handel mit gentechnisch verändertem Saatgut. Durch diese

Initiative kam es zu europaweit zu einem de - facto - Moratorium.

 

Die derzeitigen Kenntnisse über gentechnisch veränderte Lebensmittel sind nach wie vor

völlig unzureichend. Ein mehrjähriges Moratorium für den kommerzielen Anbau von

gentechnisch veränderten Pflanzen und für den Verkauf für gentechnisch veränderte

Lebensmittel ist ein Gebot der Stunde. Die EU muß dieser Entwicklung und den

Konsumentenwünschen endlich Rechnung tragen.

 

Ähnlich wie im Bereich der Atomkraft (Verhinderung von Zwentendorf) muß Österreich auf

EU - Ebene auch bei der „unkontrollierbaren“ Gentechnik die Vorreiterrolle übernehmen, um

negative Folgen von Anfang an zu verhindern. Daher fordern die Grünen nach wie vor ein

gesetzlich verankertes Verbot für die nationale Herstellung gentechnisch veränderter

Lebensmittel und Agrarprodukte (in Österreich) sowie konkrete Maßnahmen der

Bundesregierung, daß in Österreich keine Freisetzungen gentechnisch veränderter Pflanzen,

Tiere und Mikroorganismen stattfinden.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

"Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Verbraucherschutz wird

aufgefordert, Maßnahmen zu setzen, um die Forderungen des Gentechnik - Volksbegehrens

1. Kein Essen aus dem Genlabor in Österreich!

2. Keine Freisetzungen genmanipulierter Organismen in Österreich!

3. Kein Patent auf Leben!

durch entsprechende nationale und europäische Regelungen umzusetzen."