556/A XXI.GP
Eingelangt am: 23.11.2001
Antrag
der Abgeordneten Mag. Kogler, Dr. Kräuter
auf Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gem. § 26 iVm § 99 Abs. 2 GOG.
Der Nationalrat wolle beschließen:
Der
Rechnungshof wird gemäß § 99 Abs. 2 GOG beauftragt, eine
Sonderprüfung der
Gebarung der Bundesministerien für
• Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) sowie für
• Soziale Sicherheit und Generationen (BMsSG) sowie für
• Wirtschaft und Arbeit (BMWA)
bzw. deren
Vorgängerressorts hinsichtlich der Vollziehung aller dienst-, besoldungs-
und
pensionsrechtlichen
Bestimmungen einschließlich des Ausschreibungsgesetzes 1989
insbesondere
auch im Hinblick auf finanzielle und laufbahnmäßige
Begünstigung von
Personen im politischen Nahebereich (zB Ministerbüros) der
Regierungsmitglieder seit dem
4.2.2000
durchzuführen.
Begründung
Überdurchschnittlich viele
Arbeitsleihverträge in den Kabinetten der Ministerinnen
Forstinger, Haupt und Bartenstein
Sowohl
das BMVIT als auch das BMsSG und BMWA weisen einen überdurchschnittlich
hohen Anteil von Arbeitsleihverträgen in den Ministerinnenbüros auf.
Arbeitsleihverträge
wurden
in bestimmten Ausgestaltungspunkten in der Vergangenheit wiederholt vom
Rechnungshof
kritisiert. Nichtsdestotrotz beschäftigt allein Infrastrukturministerin
Forstinger
laut
dem von ihrem Ressort an den Ständigen Unterausschuss des Rechnungshofes
übermittelten
Erhebungsbericht 14 ihrer 20 Kabinettsmitarbeiterinnen (Stand 30.4.2001)
über
Leihverträge. Ähnlich die Situation im BMsSG: Insgesamt gibt es zum
Stichtag 1. Mai 2001
elf
Arbeitsleihverträge im Kabinett von Sozialminister Haupt, hinzu kommen
vier weitere im
Büro
von Staatssekretär Waneck.
Nicht anders
die Situation im BMWA. Obwohl der vom BMWA an den Ständigen
Unterausschuss
des Rechnungshofausschusses übermittelte Erhebungsbericht mit lediglich
drei
Seiten völlig unzureichend ist, zeigt sich, dass im Bartenstein-Kabinett
mit Stichtag
1.5.2001 zehn der 15 Mitarbeiterinnen mittels Ärbeitsleihvertrag, ein
weiterer mittels
Sondervertrag
beschäftigt war. Zusätzlich sind nach BMWA-Angaben im sieben Personen
umfassenden Büro von Tourismus-Staatssekretärin Rossmann drei weitere
Leih- und zwei
Sonderverträge
vorhanden.
BM Bartenstein bereits in der Vergangenheit vom Rechnungshof kritisiert
BM
Bartenstein wurde schon in seiner Funktion als Minister für Umwelt, Jugend
und Familie
der
rot-schwarzen Koalition vom Rechnungshof in dessen Sonderbericht über die
Ministerbüros wegen überzahlter Leih- und Sonderverträge sowie
Problemen bei der
Abrechnung von Spesen kritisiert. Im Falle eines Sondervertrags im damaligen
Bartenstein-
Ressort
spricht der Rechnungshof sogar von einer „Umgehung besoldungsrechtlicher
Vorschriften".
Keine Auskünfte über Leih-Organisationen
Auskünfte
über die Vertragspartner der Ministerien beim Abschluss der
Leihverträge werden
in
den Erhebungsberichten von den genannten Ressorts nicht gegeben, aus der
Beantwortung
parlamentarischer
Anfragen geht jedoch hervor, dass die überwiegende Mehrzahl dieser
Leihverträge
mit dem Bildungswerk der Industrie (BWI), dem Ring Freiheitlicher
Wirtschaftstreibender
(RFW) sowie anderen FPÖ-nahen Organisationen abgeschlossen
wurde.
In diesem Zusammenhang wäre zu prüfen, ob die zahlreichen und oft
überhöhten
Refundierungen
aufgrund derartiger Leiharbeitsverträge zu illegaler Parteienfinanzierung
fuhren
können.
Ute Fabel: „Bin kein Einzelfall"
Die
Problematik der Leihverträge wurde nicht zuletzt durch den Fall Ute Fabel,
die ehemalige
Kabinettchefin
von Sozialminister Haupt, öffentlich erkennbar. Fabel war über einen
zwischen
dem Sozialministerium und dem RFW abgeschlossenen Arbeitsleihvertrag im
Kabinett Haupt tätig. Beim RFW war Fabel jedoch nie beschäftigt. Da
Fabel selbst angegeben
hat, kein Einzelfall gewesen zu sein, drängt sich der Verdacht von
serienweisen
Umgehungsverträgen
in den Ministerbüros sowie der illegalen Parteienfinanzierung auf.
Auch
Forstingers Kabinettchef Hans-Jürgen Miko ist über einen
Arbeitsleihvertrag im
BMVIT
beschäftigt. Wie bei Ute Fabel ist auch im Fall von Miko nicht
ersichtlich, warum in
seinem
Fall seitens des BMVIT das Instrument der Arbeitsleihe gewählt wurde. Miko
bezieht
nicht
nur das höchste Einkommen aller Kabinettchefs der blau-schwarzen
Regierung, sondern
kann sich auch noch einer Reihe von Zusatzeinkünften aus seiner Tätigkeit
in mehreren
Aufsichtsräten
erfreuen.
Hohe Fluktuation im Forstinger-Kabinett
Überprüfungsbedarf
besteht auch hinsichtlich jener Mitarbeiterinnen, die seit Amtsantritt von
Bundesministerin
Forstinger das BMVIT wieder verlassen haben. Die ungewöhnlich hohe,
und
dem Vernehmen nach von der Ministerin zu verantwortende
Mitarbeiterinnenfluktuation
läßt
eine Gebarung des BMVIT nach den Grundsätzen der Sparsamkeit,
Wirtschaftlichkeit
und Zweckmäßigkeit jedenfalls fraglich erscheinen.
Aus der von
Ministerin Forstinger im April dieses Jahres neu geschaffenen Stelle des
BMVIT-Generalsekretärs
ergibt sich zusätzlicher Prüfbedarf. Generalsekretär Rodler
wollte
Medienberichten
zufolge bereits ein halbes Jahr nach seiner Einsetzung wegen Differenzen
mit
der Ressortchefin u.a. über die Umsetzung der mehrfach angekündigten
BMVIT-
Strukturreform wieder das Handtuch werfen. Zum Verbleib soll der
Generalsekretär erst
durch
Intervention von Vizekanzlerin Riess-Passer gebracht worden sein.
Hohe Überstundenabrechnungen in BMVIT und BMSG
Zusätzlich
zur fragwürdigen Praxis der Arbeitsleihverträge zeichnen sich beide
Ministerbüros
durch
hohe Überstundenabrechnungen von Kabinettsmitarbeiterinnen aus . So sollen
nach
Auskunft
des BMVIT im Jahr 2000 22 Mitarbeiterinnen insgesamt 11.411 Überstunden
geleistet
haben. Im Schnitt ergibt dies rund 519 Überstunden pro Mitarbeiterin. Im
Büro von
Gesundheitsstaatssekretär
Waneck soll ein Mitarbeiter sogar mehr als 1.700 Überstunden
jährlich
abgerechnet haben.
Fragwürdige Anwaltshonorare und Forstinger-Rede um halbe Million
Nicht zuletzt
lassen Medienberichte über weit überhöhte Honorare für
Anwälte sowie
Vorbereitungskosten für eine Rede von Ministerin Forstinger in der
Höhe von mehr als einer
halben
Million Schilling eine Sonderprüfung des Rechnungshofes geboten
erscheinen.
Insbesondere
auch unter dem Gesichtspunkt, dass eine Ladung von Bundesministerin
Forstinger und Bundesminister Haupt vor den Ständigen Unterausschuss des
Rechnungshofausschusses
von den Regierungsfraktionen mehrmals abgelehnt wurde.