623/AE XXI.GP
Eingelangt am: 28.02.2002
der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Mag. Barbara Prammer, Petrovic, Stoisits, Freundinnen und Freunde
betreffend Sofortmaßnahmen gegen die geplante Steinigung von Frau
Safya Husseini Tungar-
Tudu
Amnesty
International und andere internationale Organisationen haben einen Hilferuf in
folgender Angelegenheit an die internationale Staatengemeinschaft geschickt: In
Nigeria
wurde kürzlich Safya Husseini Tungar-Tudu, eine junge nigerianische Frau,
zum Tode
verurteilt, weil sie, ohne verheiratet zu
sein, ein Kind bekommen hat. Dies wird nach dem in
der Region gültigen islamischen
Recht als schwerer Rechtsbruch betrachtet und entsprechend
sanktioniert, allerdings zumeist nur bei Frauen. So ist es auch in diesem Fall
so, dass der Vater
des Kindes wegen Mangel an Beweisen
freigelassen wurde. Wenn nicht unverzüglich starker
internationaler Druck auf Nigeria ausgeübt wird, wird Safya
Husseini Tungar-Tudu in etwa
einem Monat gesteinigt werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
1. Der österreichische Nationalrat verurteilt mit
allem Nachdruck die geplante Steinigung
von Frau Safya Husseini Tungar-Tudu als
zutiefst grausam und menschenrechtswidrig.
2. Die Bundesregierung, im
Speziellen die Außenministerin, wird aufgefordert, unverzüglich
alles in
ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um die nigerianische Regierung bzw. die
zuständigen
regionalen Behörden von ihrem Vorhaben, Frau Safya Husseini Tungar-Tudu
steinigen
zu lassen, abzubringen.
3. Des weiteren wird die
Bundesregierung, im Speziellen die Außenministerin, aufgefordert,
auf europäischer Ebene
eine Initiative zu setzen, um - wie das in verschiedenen Fällen
drohender Todesstrafen schon gelungen ist - speziell zur Verhinderung von
Frauenrechtsverletzungen eine europaweit
gemeinsame Vorgangsweise festzulegen.
4. Für den Fall, dass Frau Safya Husseini
Tungar-Tudu zwar vor der Steinigung bewahrt
werden kann, aber kein gesicherter
Aufenthalt für sie und ihr Kind in Nigeria möglich ist,
wird die Bundesregierung
aufgefordert, in Absprache mit den übrigen EU-Staaten dafür zu
sorgen, dass beiden die Einreise
nach Europa ermöglicht und Asyl gewährt wird.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Menschenrechtsausschuss vorgeschlagen.
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