1040/AB XXI.GP
Auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde vom
6. Juli 2000, Nr. 1038/J, betreffend strengere Bestimmungen für Lebendtiertransporte, beeh -
re ich mich Folgendes mitzuteilen:
Zu Frage 1:
Die schwedische Amtskollegin Margareta Winberg hat für den Agrarministerrat vom Juni
2000 eine Orientierungsdebatte zur Tiertransportproblematik beantragt, die auch durchge -
führt wurde. Hierbei führte die schwedische Ministerin aus, dass die Tiertransportrichtlinie
nicht in allen Mitgliedsstaaten entsprechend umgesetzt sei und befragte den Rat, ob die be -
stehenden Tiertransportvorschriften überarbeitet werden sollten. Österreich unterstützte das
schwedische Anliegen und kann allen Verbesserungsvorschlägen zustimmen.
Zu Frage 2:
Österreich hat immer die Position vertreten, dass in der Erstattungspolitik Exporte von
Fleisch jenen von Schlachttiertransporten vorzuziehen sind. Österreich begrüßt daher grund -
sätzlich auch eine Streichung der
Erstattungen für Schlachtrinder.
Es wird in diesem Zusammenhang aber wiederum darauf hingewiesen, dass Abnehmer in
traditionellen Lieferländern aus bestimmten religiösen und ethischen Gründen Lebendrin -
derimporte bevorzugen. Sollten diese Abnehmer aus der EU keine Lebendrinder mehr er -
halten, würden sie auf andere Lieferländer, wie z.B. Australien zurückgreifen.
Für einige Mitgliedstaaten der Europäischen Union stellt der Lebendexport einen wichtigen
Einkommensbestandteil dar, der im Endeffekt allen europäischen Rinderhaltern zu Gute
kommt, da der Angebotsüberschuss exportiert wird und damit eine stabile Markt - und Preis -
lage gegeben ist.
Wie bereits erwähnt, bekennt sich Österreich auch zur Streichung der Erstattungen für
Schlachtrinder, wobei dies unter Bedachtnahme einer stabilen Marktiage in kontinuierlichen
Schritten vorzunehmen wäre.
Zu Frage 3:
Diese Frage liegt in der Zuständigkeit des Bundesministers für Finanzen.
Zu Frage 4:
Die letzten Änderungen bei Exporterstattungen für Rinder erfolgten im Verwaltungsaus -
schuss für Rindfleisch vom 12.05.2000, wobei die Erstattung für Schlachtrinderexporte um
25 % und die Erstattung für Zuchtrinderexporte um 20 % gesenkt wurde.
Der österreichische Vertreter forderte eine höhere Reduktion der Erstattungen für Schlacht -
rinderexporte und enthielt sich daher bei der Abstimmung.
Aktuelle Erstattungshöhe bestimmter
Kategorien in Euro/100 kg:
Bestimmungszone: Rußland, Naher u. Mittlerer Osten
Schlachtrinder: Zuchtrinder (reinrassig):
|
Schlachtrinder mehr als 220 kg |
41,50 |
|
Kalbinnen ab 250 kg bis 36 Monate |
46,00 |
|
Kalbinnen über 300 kg |
16,00 |
|
Kalbinnen über 36 Monate |
16,00 |
|
Kühe über 300 kg |
16,00 |
|
Kühe ab 250kg |
46,00 |
|
Männliche Rinder über 300 kg |
41,50 |
|
Männliche Rinder über 300 kg |
46,00 |
Zu Frage 5:
Eine genaue Auflistung aller Bestimmungsländer stellt eine zu detaillierte Auswertung dar.
Zusammenfassend darf aber eine Übersicht (in Stück) über Exporte in die wichtigsten Be -
stimmungsländer angeführt werden:
|
1999 |
Zuchtrinder |
Schlachtrinder |
Summe |
% an Gesamt |
|
Libanon |
1.822 |
190.758 |
192.580 |
60,05 |
|
Ägypten |
8.175 |
21.593 |
29.768 |
9,28 |
|
Algerien |
19.852 |
0 |
19.852 |
6,20 |
|
Marokko |
17.953 |
0 |
17.953 |
5,60 |
|
andere Länder |
53.966 |
6.559 |
60.525 |
18,87 |
|
Gesamt |
101.768 |
218.910 |
320.678 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1998 |
Zuchtrinder |
Schlachtrinder |
Summe |
% an Gesamt |
|
Libanon |
2.121 |
144.249 |
146.370 |
55,44 |
|
Marokko |
29.067 |
16 |
29.083 |
11,01 |
|
Algerien |
16.196 |
0 |
16.196 |
6,13 |
|
Bosnien |
13.529 |
59 |
13.588 |
5,15 |
|
andere Länder |
44.015 |
14.785 |
58.800 |
22,27 |
|
Gesamt |
104.928 |
159.109 |
264.037 |
|
|
1997 |
Zuchtrinder |
Schlachtrinder |
Summe |
% an Gesamt |
|
Libanon |
2.780 |
171.093 |
173.873 |
61,10 |
|
Kroatien |
19.475 |
121 |
19.596 |
6,89 |
|
Ägypten |
1.930 |
7.694 |
9.624 |
3,38 |
|
Tunesien |
6.214 |
1.315 |
7.529 |
2,64 |
|
andere Länder |
60.731 |
13.224 |
73.955 |
25,99 |
|
Gesamt |
91.130 |
193.447 |
284.577 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1996 |
Zuchtrinder |
Schlachtrinder |
Summe |
% an Gesamt |
|
Libanon |
2.160 |
132.462 |
134.622 |
27,37 |
|
Ägypten |
1.259 |
111.080 |
112.339 |
22,84 |
|
Türkei |
53.259 |
53.508 |
106.767 |
21,70 |
|
Libyen |
1.111 |
37.235 |
38.346 |
7,79 |
|
andere Länder |
82.687 |
17.174 |
99.861 |
20,30 |
|
Gesamt |
140.476 |
351.459 |
491.935 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1995 |
Zuchtrinder |
Schlachtrinder |
Summe |
% an Gesamt |
|
Türkei |
69.663 |
123.174 |
192.837 |
29,39 |
|
Ägypten |
2.043 |
155.486 |
157.529 |
24,01 |
|
Libanon |
569 |
110.597 |
111.166 |
16,95 |
|
Libyen |
2.476 |
103.506 |
105.982 |
16,15 |
|
andere Länder |
60.194 |
28.346 |
88.540 |
13,50 |
|
Gesamt |
134.945 |
521.109 |
656.054 |
|
Zu Frage 6:
Wie schon erwähnt ist eine Forcierung der Fleischtransporte gegenüber dem Lebendtier -
transport auf Grund der Erstattungspolitik eine Möglichkeit. Zusätzlich könnten durch noch
strengere Kontrollen der bestehenden Tiertransportvorschriften die Missstände beim Le -
bendtiertransport verringert werden.
Zu Frage 7:
Die Konzentration von Schlachthöfen erfolgte überwiegend auf Grund betriebswirtschaftli -
cher Überlegungen. Außerdem trug die erforderliche Erfüllung der strengen Hygieneauflagen
mit dem EU - Beitritt wesentlich dazu bei, dass Betreiber kleiner Schlachtanlagen die hohen
Investitionskosten scheuten und den Betrieb zusperrten.
Gerade Österreich hat eine flächendeckende Struktur von Schlachthöfen, sodass hier der
Anteil an überflüssigen Transporten nicht gegeben ist.
Zu Frage 8:
Durch den Vertrag von Amsterdam konnte der Tierschutz im Primärrecht der Europäischen
Union verankert werden. Inwieweit eine darüber hinausgehende Aufnahme in die EU -
Verträge durchsetzbar wäre, kann derzeit nicht beurteilt werden.