1074/AB XXI.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1076/J - NR/2000, betreffend

Nebenbahnen Oberösterreich, die die Abgeordneten Moser, Freundinnen und Freunde

am 7. Juli 2000 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Einleitend darf ich zur Nebenbahnproblematik feststellen, dass die Absicht des

Vorstandes der ÖBB besteht, bei bestimmten Nebenbahnen den Personen - bzw.

Güterverkehr oder den Betrieb der Infrastruktur einzustellen. Es werden zu diesem

Thema jedoch noch Gespräche mit dem Vorstand der ÖBB stattfinden. Wie ich in der

„Aktuellen Stunde des Parlaments" am 6.6.2000 feststellte, wird es aber zu keinem

Kahlschlag bei den Nebenbahnen kommen.

 

Grundsätzlich sind folgende Szenarien bei der Einstellung von Nebenbahnen

möglich:

 

a. Die OBB stellen den Güterverkehr oder den Personenverkehr ein

 

Dadurch würden freie Zugtrassen zur Verfügung stehen. Im Lichte des freien

Netzzuganges für Drifte können diese Zugtrassen von anderen konzessionierten

Eisenbahnverkehrsunternehmen genutzt werden. Das Land aber auch sonstige

Interessierte können außerdem Verkehrsdienstverträge mit diesen neuen

konzessionierten Eisenbahnverkehrsunternehmen abschließen und bestimmte

Leistungen gegen Bezahlung in Auftrag geben.

b. Die OBB beabsichtigen den Personen - und Güterverkehr und den Betrieb der

Infrastruktur einzustellen

 

Diese Einstellung unterliegt den Bestimmungen des § 29 Eisenbahngesetz. D.h. die

ÖBB müssen einen Einstellungsantrag bei der Eisenbahnbehörde im BMVIT stellen.

Nach entsprechender Prüfung kann, um den Betrieb auf einer von den ÖBB

eingestellten Nebenbahn weiterhin aufrecht zu erhalten, eine öffentliche -

europaweite - Ausschreibung durchgeführt und Interessenten für die

Aufrechterhaltung des Betriebes gesucht werden Die Ausschreibungskriterien

könnten dabei nach folgenden Prioritäten geordnet werden:

-        Betrieb der Infrastruktur und des Güter - und Personenverkehrs

-        Güter - und Personenverkehr

-        Personen - oder Güterverkehr

-        Anschlußbahnähnlicher Betrieb

-        Betrieb als Museumsbahn.

 

Der Bund würde in den ersten drei Fällen diesen neuen Eisenbahnunternehmen

auch die gemeinwirtschaftlichen Leistungen analog zu den Regelungen für

Privatbahnen zur Verfügung stellen. Bei Übernahme des Betriebes der Infrastruktur

würde auch für Dritte die Erhaltung der Infrastruktur gemäß dem

Privatbahnunterstützungsgesetz gefördert werden.

 

Zu den Fragen 1 und 2:

Wie mir die ÖBB, mit Schreiben vom 5.8.00 mitgeteilt haben, haben diese mit dem

Land Oberösterreich eine Adaptierung des Verkehrsdienstevertrages ausgearbeitet,

der den Bestand aller Nebenbahnen in Oberösterreich auch zukünftig sichern soll.

Dieser Entwurf sieht eine bedarfsgerechte Anpassung des Personen -

verkehrsangebots auf der Strecke Linz Urfahr - Aigen - Schlägl (“Mühlkreisbahn“)

sowie die Anschaffung von zwei neuen Nahverkehrsgarnituren vor. Die Zustimmung

der politischen Gremien ist noch erforderlich.

Im Bereich des Güterverkehrs wurde zwischen ÖBB und Land Oberösterreich ein

Vertrag zur Weiterführung des Güterverkehrs (Bestellung von

Güterverkehrsleistungen) auf der Mühlkreisbahn abgeschlossen. Der Vertrag gilt für

die Zeit 30.05.1999 - 30.05.2004.

 

Aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen beabsichtigen die ÖBB eine Einstellung

des Schienengüterverkehrs auf der Strecke Wels Hbf. - Grünau im Almtal.

 

Zu den Fragen 3, 4, 5 und 6:

Da diese Fragen ausschließlich den internen (kommerziellen) Geschäftsbereich der

ÖBB betreffen, kann ich diesbezüglich keine Auskunft erteilen.

 

Zu Frage 7:

Nachstehende Eisenbahninfrastrukturvorhaben auf ,,Nebenbahnen" - getrennt nach

Strecken bzw. Streckenabschnitten - sind den Österreichischen Bundesbahnen zur

Planung und zum Bau übertragen:

Streckenabschnitt Attnang - Puchheim - Schärding

-        Errichtung eines Kleinstellwerkes im Bahnhof Antiesenhofen (Fertigstellung

         voraussichtlich 2001)

-        Errichtung eines Kleinstellwerkes im Bahnhof Ottnang - Wolfsegg (Fertigstellung

         voraussichtlich 2002).

Strecke Steindorf bei Straßwalchen - Braunau am Inn

-        Errichtung eines Mittelstellwerkes im Bahnhof Friedburg-Lengau (Fertigstellung

         voraussichtlich 2001).

 

Weiters werden von den Österreichischen Bundesbahnen derzeit jene Maßnahmen

umgesetzt, die zur Gewährleistung der Betriebssicherheit erforderlich sind.

Wie mir die ÖBB, mit Schreiben vom 5.8.00 mitteilen, ist auf der Strecke Linz

Urfahr - Aigen - Schlägl der Einsatz von zwei neuen Nahverkehrsgarnituren geplant.