1191/AB XXI.GP
Eingelangt am:02.11.2000
Bundesminister für Finanzen
Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier und
Genossen vom 5. September 2000, Nr. 1226/J, betreffend „Auflassung der Punzierung -
Hauptpunzierungs - und Probieramt - Konsumentenschutz ade ?", beehre ich mich, unter
anderem basierend auf einer Stellungnahme des HPPA (Fragen 4 bis 9), folgendes mitzu -
teilen:
Zu 1. und 2.:
Wie in den Erläuterungen zum Entwurf des Punzierungsgesetzes 2000 ausgeführt, kann ein
System der Eigenpunzierung letztlich nicht das gleiche Ausmaß an Kontrolle wie eine
zwingende Vorlage der Edelmetallgegenstände zur amtlichen Prüfung und Punzierung ent -
halten. Die Vermutung, dass dadurch „dem Etikettenschwindel Tür und Tor geöffnet“
werden, ist jedoch unangebracht, gegenüber der betroffenen Branche eine Unterstellung
und wird auch der angestrebten Seriosität der verbleibenden staatlichen Kontrollen nicht
gerecht. Der Gesetzesentwurf enthält ausreichende Regelungen, die einen durchaus ange -
messenen Konsumentenschutz bieten. Verbesserungsvorschlägen in diesem Sinne steht
mein Ressort natürlich aufgeschlossen gegenüber. Ich möchte aber auch betonen, dass in
fast alle Gespräche über das Vorhaben der Konsumentenschutz eingebunden war.
Im Rahmen der Aufsicht sind regelmäßige Vorortprüfungen bei den Erzeugungs - und Ver -
kaufsstätten und die Überprüfung der von den Erzeugern und Händlern angewandten Prüf -
methoden vorgesehen. Verstöße gegen punzierungsrechtliche Vorschriften werden wesent -
lich strenger als bisher geahndet, bei schweren oder wiederholten Vergehen kann die Be -
rechtigung zur Prüfung und Punzierung auf
Zeit oder Dauer entzogen werden.
Zu 3.:
In Umsetzung des langjährigen Wunsches der Erzeuger nach Eigenpunzierung und der
bundesweit laufenden staatlichen Aufgabenreform wird die von den Punzierungsbehörden
bisher wahrgenommene Aufgabe der Prüfung und Punzierung von Edelmetallgegenständen
an die Erzeuger und Händler übertragen. Die staatliche Funktion beschränkt sich auf das
Wesentliche, nämlich die Marktkontrolle.
Zu 4.:
Beschäftigtenstand der Punzierungsverwaltung:
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 30.6. |
|
HPPA |
6 |
6 |
6 |
6 |
5 |
6 |
6 |
|
Zentrallabor |
2.5 |
2.5 |
2.5 |
2.5 |
2.5 |
2.5 |
2.5 |
|
Punzierungsamt Wien I |
27.6 |
27.6 |
26.6 |
25.6 |
23.6 |
23 |
23 |
|
Punzierungsamt Wien II |
4.5 |
4.5 |
4.5 |
4.5 |
4.5 |
4.5 |
4.5 |
|
Punzierungsamt Linz |
6 |
6 |
6 |
6 |
6 |
5 |
5 |
|
Punzierungsstätte Salzburg |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
|
Punzierungsamt Graz |
4 |
4 |
4 |
4 |
4 |
4 |
4 |
|
Punzierungsamt Innsbruck |
3 |
3 |
3 |
2 |
2 |
2 |
2 |
|
Gesamt |
56.6 |
56.6 |
55.6 |
53.6 |
50.6 |
50 |
50 |
Zu 5.:
Anzahl der punzierten Edelmetallgegenstände/Angabe in Millionen:
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 30.6 |
|
HPPA |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
|
Zentrallabor |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
|
Punzierungsamt Wien I |
1.340 |
1.254 |
1.106 |
0.996 |
0.820 |
0.686 |
0.293 |
|
Punzierungsamt Wien II |
0.273 |
0.253 |
0.239 |
0.211 |
0.172 |
0.187 |
0.118 |
|
Punzierungsamt Linz |
0.500 |
0.503 |
0.531 |
0.528 |
0.409 |
0.417 |
0.148 |
|
Punzierungsstätte Salzburg |
0.134 |
0.175 |
0.199 |
0,180 |
0.241 |
0.268 |
0.089 |
|
Punzierungsamt Graz |
0.273 |
0.328 |
0.437 |
0.291 |
0.364 |
0.510 |
0.116 |
|
Punzierungsamt Innsbruck |
0.116 |
0.100 |
0.120 |
0.076 |
0.065 |
0.072 |
0.030 |
|
Gesamt |
2.636 |
2.613 |
2.632 |
2.282 |
2.071 |
2.140 |
0.794 |
Zu 6.:
Anzahl der beanstandeten Edelmetallgegenstände:
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 30.6. |
|
HPPA |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
|
Zentrallabor |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
|
Punzierungsamt Wien I |
23. 339 |
9.342 |
16. 068 |
2.025 |
5.471 |
5.803 |
1.925 |
|
Punzierungsamt Wien II |
7.355 |
3.938 |
2.391 |
4.533 |
2.856 |
1.025 |
738 |
|
Punzierungsamt Linz |
2.824 |
4.461 |
2.759 |
1.430 |
1.101 |
1.905 |
1.314 |
|
Punzierungsstätte Salzburg |
5.189 |
10.512 |
8.886 |
17.424 |
1.387 |
1.758 |
434 |
|
Punzierungsamt Graz |
6.778 |
5.206 |
22.744 |
2.177 |
2.044 |
1.120 |
1.049 |
|
Punzierungsamt Innsbruck |
4.928 |
1.081 |
583 |
280 |
146 |
525 |
255 |
|
Gesamt % |
50.413 1.91 |
34.540 1.32 |
53.431 2.03 |
27.869 1.22 |
13.014 0.63 |
12.136 0.57 |
5.715 0.72 |
Zu 7.:
Gemäß § 14 Punzierungsgesetz sind Edelmetallgegenstände, deren Beschaffenheit nicht
den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, erst zu punzieren, wenn die gesetzwidrige Be -
schaffenheit unter punzierungsamtlicher Überwachung behoben worden ist. Edelmetall -
gegenstände, die den Mindestfeingehalt nicht erreichen oder bei denen sich eine andere
gesetzwidrige Eigenschaft nicht beheben lässt, sind dem Einreicher rückzustellen, welcher
die Unkenntlichmachung unrichtiger Feingehaltszahlen unter punzierungsamtlicher Über -
wachung vorzunehmen hat.
Gemäß § 26 leg. cit sind in den Lagern und Auslagen von Verkaufsstätten Gegenstände, die
den Mindestfeingehalt nicht erreichen, weiters Gegenstände, bei denen eine andere gesetz -
widrige Eigenschaft sich nicht beheben lässt, sowie unechte Gegenstände mit edel -
metallähnlichem Aussehen von den Edelmetallgegenständen, die der amtlichen Prüfung und
Punzierung unterliegen, optisch getrennt zu halten und durch deutliche Aufschriften als
unedel zu kennzeichnen. Diese Aufschriften dürfen nicht zur Verwechslung mit Edelmetall -
gegenständen im Sinne des Punzierungsgesetzes Anlass geben. Die Nichteinhaltung dieser
Bestimmungen wird als
Verwaltungsübertretung bestraft.
Zu 8.:
Einnahmen der Punzierungsverwaltung/Angaben in Millionen (Punzierungsgebühren und
Einnahmen aus Analysen des Zentrallabors):
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 30.6 |
|
HPPA |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
-- |
|
Zentrallabor |
0.498 |
0.615 |
0.652 |
0.545 |
0.474 |
0.388 |
0.196 |
|
Punzierungsamt Wien I |
19.416 |
21.928 |
19.220 |
16.449 |
13.009 |
10.318 |
5.245 |
|
Punzierungsamt Wien II |
4.902 |
4.843 |
4.363 |
3.693 |
3.357 |
3.568 |
2.414 |
|
Punzierungsamt Linz |
7.511 |
7.382 |
7.551 |
6.963 |
5.146 |
4.838 |
2.232 |
|
Punzierungsstätte Salzburg |
1.918 |
2.354 |
2.662 |
1.936 |
1.993 |
2.054 |
1.124 |
|
Punzierungsamt Graz |
3.914 |
4.880 |
4.763 |
4.388 |
4.265 |
3.913 |
1.453 |
|
Punzierungsamt Innsbruck |
2.144 |
1.844 |
2.044 |
1.472 |
1.067 |
1.203 |
0.591 |
|
Gesamt |
40.303 |
43.845 |
41.255 |
35.446 |
29.311 |
26.282 |
13.255 |
Zu 9.:
Gegenüberstellung Budgetaufwand/Angaben in Millionen:
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 |
Gesamt 30.6. |
|
Personal - u. Sachaufwand |
23.4 |
27.6 |
25.6 |
25.6 |
26.7 |
28.2 |
13.4 |
170.9 |
|
Gesamteinnahmen (inkl. Strafen, Nebenleistungen etc.) |
41.2 |
45.0 |
42.3 |
36.1 |
29.8 |
26.9 |
13.6 |
234.9 |
|
Unterschied |
17.4 |
17.4 |
16.7 |
10.5 |
3.1 |
- 1.3 |
0.2 |
64 |
kalkulatorische Kosten von rund 5 Mio. S pro Jahr sind in obiger Aufstellung nicht be -
rücksichtigt.
Zu 10.:
Gemäß EuGH - Urteil Houtwipper werden in Staaten mit obligatorischer Punzierungspflicht
eingeführte Edelmetallgegenstände als gleichwertig den innerstaatlichen Vorschriften aner -
kannt, wenn
• die Feingehaltspunzierung den gleichen Informationsgehalt wie die des Einfuhr -
mitgliedstaates aufweist;
• die Bezeichnung für den Konsumenten des Einfuhr - Mitgliedstaates verständlich ist;
und, die Bezeichnung von einer unabhängigen Stelle angebracht wurde, falls es eine
nationale Regelung vorschreibt.
Die in Österreich vorgesehene Eigenpunzierung durch Erzeuger und Händler erfüllt diese
Voraussetzungen zwar nicht, für die Ausfuhr ist jedoch gemäß § 10 (2) des Punzierungs -
gesetzentwurfes 2000 weiterhin die Bezeichnung mit der Gemeinsamen Punze durch das
staatliche Edelmetallkontrolllabor möglich, wenn der Edelmetallgegenstand den Be -
stimmungen des Übereinkommens (BGBl. Nr. 346/1975) entspricht.
Zu 11.:
Die Vermutung, dass Seriosität und Redlichkeit der Erzeuger und des Handels bei der
Eigenpunzierung von der Überwachung und von den Sanktionen abhängen werden, wurde
wiederholt von der AK dargestellt. Ich selbst bin hingegen der Überzeugung, dass die be -
troffenen Branche ein großes Eigeninteresse an der Beibehaltung ihres guten Rufes hat.
Dies ergibt sich schon daraus, dass ein Verkauf von unterlegierten Schmuckstücken
negative Auswirkungen auf das Verhalten der Kundschaft und damit den Absatz hätte.
Das vereinzelte Auftreten „schwarzer Schafe“ ist natürlich nicht ausgeschlossen. Die Ein -
haltung der gesetzlichen Vorschriften wird daher durch entsprechende Kontrollen überprüft.
Zur Hintanhaltung von Gesetzesverletzungen werden die bisherigen Geldstrafen drastisch
erhöht. Auch kann die Lizenz für die Eigenpunzierung bei schweren Vergehen entzogen
werden.
Es ist in Aussicht genommen, für die Kontrolle (Nachschau) 16 Punzierungsbeamte abzu -
stellen.
Letztlich ist auch noch darauf hinzuweisen, dass der Edelmetallwert bei Schmuckstücken in
aller Regel den geringsten Wertanteil repräsentiert. Besonders ausgeprägt ist die geringe
Relevanz des Edelmetallwertes bei Silberschmuck, der mengenmäßig unter den derzeit zur
Punzierung vorgelegten Waren den
überwiegenden Anteil stellt.
Zu 12.:
Unter dem Begriff „Gemeinsame Punze“ werden offenbar die Bemühungen auf EU - Ebene
hinsichtlich einer „Punzierungsrichtlinie“ (Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die
Angleichung der Rechts - und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten für Arbeiten aus
Edelmetallen) verstanden.
Eine Einigung über eine solche Richtlinie konnte bislang nicht erzielt werden. Ob die Ver -
handlungen wieder aufgenommen werden, ist derzeit vollkommen ungewiss.