1229/AB XXI.GP

Eingelangt am:13.11.2000

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1266/J - NR/2000, betreffend Ausbau

der verkehrspolitischen Anbindung Österreichs an das nördliche Europa, die die

Abgeordneten Gassner und GenossInnen am 21. September 2000 an mich gerichtet

haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Zu den Fragen 1 und 2:

 

Wie Ihnen bekannt ist, hat sich die Bundesregierung in ihrem Regierungsprogramm

den umweltfreundlichen Ausbau von Bahn -, Straßen und Wasserstraßen zum Ziel

gesetzt und sich darüberhinaus dazu bekannt, dass zusätzliche

Güterverkehrsaufkommen mit umweltfreundlichen Verkehrsträgern abzuwickeln sind.

In diesem Zusammenhang ist die Binnenwasserstraße Donau von zunehmender

Bedeutung. Eines der verkehrspolitischen Anliegen meines Ressorts ist es daher,

durch entsprechende Verbesserungen der nautischen und logistischen

Rahmenbedingungen die Konkurrenzfähigkeit der Binneschifffahrt nachhaltig zu

stärken.

 

Die Donau spielt auch im Rahmen der ,,Transeuropäische Netze“ eine wesentliche

Rolle: Sie ist Teil des transeuropäischen Binnenwasserstraßennetzes, sodass

Vorhaben zum Ausbau der Donau somit durch TEN - Zuschüsse förderfähig sind.

Bereits in der Entscheidung Nr. 1692/96 über den Aufbau eines transeuropäischen

Verkehrsnetzes wurde auf die Donauengpässe in Österreich Bezug genommen. Mit

der Vorlage von zwei Anträgen betreffend den Donauausbau wird im Rahmen des

TEN - Investitionsprogrammes MIP 2001 - 2006 die Gewährung von Förderungen für

wasserstraßenbezogene Projekte angestrebt. Außerdem werden bereits Vorhaben

betreffend die Donauhäfen Enns und Krems mit Mitteln aus der TEN - Haushaltslinie

bezuschusst.

 

Über die Funktion hinaus, die der Donau im Konzept der „Transeuropäische Netze“

in der EU zukommt, wird ihr wichtiger verkehrspolitischer Status auch im

Zusammenhang mit den paneuropäischen Korridoren verdeutlicht, wo sie als

Korridor VII aufscheint.

 

Zu den Fragen 3 und 4:

 

Internationale Aktivitäten:

Die Blockierung des Fahrwassers in Jugoslawien im Bereich von Novi Sad aufgrund

der im Zuge der Kampfhandlungen im April 1999 zerstörten Donaubrücken ist eine

der größten Problemstellungen, mit denen sich die Donauschifffahrt derzeit

konfrontiert sieht. Österreich hat sich durch die Präsidentschaft in der

Donaukommission und die Einrichtung des diesbezüglichen internationalen

Projektfonds in dieser Frage sehr engagiert. Durch die Vorsitzführung in der

Expertengruppe „Fahrwasser in Jugoslawien“ ist ein Vertreter des

Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie intensiv an den

internationalen Bemühungen zur Räumung der zerstörten Donaubrücken beteiligt.

Der derzeitige Stand der internationalen Aktivitäten lässt den Beginn der

Räumungsarbeiten etwa im ersten Quartal 2001 erwarten.

 

Die Donau bildet - wie bereits erwähnt - den paneuropäischen Verkehrskorridor VII,

dessen Steering Committe ebenfalls unter österreichischem Vorsitz steht. Ein

diesbezügliches Memorandum wurde textlich im wesentlichen festgelegt und soll

von den Verkehrsministern Deutschlands, Österreichs, der Slowakei, Ungarns,

Kroatiens, der Bundesrepublik Jugoslawien, Rumäniens, Bulgariens, Moldawiens

und der Ukraine unterzeichnet werden. Im Hinblick auf die jüngsten politischen

Entwicklungen in Jugoslawien sollte die baldige Unterzeichnung dieses

Memorandums durch die beteiligten Minister angestrebt werden und auch realistisch

erscheinen.

 

Ein bedeutsamer Faktor für die angestrebte Verkehrsverlagerung auf die

Wasserstraße ist der Einsatz moderner Verkehrs - Telematik. Vertreter meines

Ressorts arbeiten daher im europäischen Rahmen an der Entwicklung

standardisierter elektronischer Schifffahrtsinformationssysteme mit. Eine

elektronische Schifffahrtskarte und elektronische Meldesysteme sollen die Sicherheit

des Schifffahrtsbetriebes weiter anheben und künftig auch Funktionen im Bereich der

Logistik übernehmen können.

 

Innerstaatliche Aktivitäten:

 

Für die angestrebte Stärkung der Wettbewerbsposition der Binnenschifffahrt ist es

unabdingbar, die Wasserstraße Donau zu einem ganzjährig verlässlichen

Verkehrsweg mit entsprechend garantierten Mindestfahrwassertiefen auszubauen.

Für die Donau unterhalb von Wien ist daher derzeit ein flussbauliches

Gesamtkonzept in Ausarbeitung, das unter Kompatibilität mit dem Nationalpark

Donau - Auen die Sohlstabilisierung und die Verfügbarkeit der erforderlichen

Wassertiefe sicherstellen soll. Wie bereits erwähnt, werden für damit im

Zusammenhang stehende Projekte auch gemeinschaftliche Förderungen aus TEN -

Mitteln angestrebt.

 

Die 1999 gegründete Donau - Transportentwicklungsgesellschaft (Via Donau) bildet

als Tochtergesellschaft des Bundes eine wettbewerbsneutrale Plattform, die als

Bindeglied zwischen den Schifffahrtsunternehmen, der verladenden Wirtschaft und

den Behörden dienen und darüberhinaus auch zur Umsetzung verkehrspolitischer

Zielsetzungen im Bereich der Binnenschifffahrt beitragen soll.

 

Als weitere Maßnahme im Sinne einer verstärkten Berücksichtigung der Donau in

den österreichischen Verkehrskonzeptionen wurde auch für eine entsprechende

Einbindung der Binnenschifffahrt in den derzeit in Ausarbeitung stehenden

Bundesverkehrswegeplan Sorge getragen.

 

Seitens der Österreichischen Bundesbahnen darf angemerkt werden, dass alle

bedeutenden, an der Donau gelegenen österreichischen Wirtschaftsstandorte sowohl

in die nationale, als auch in die internationale Angebotsplanung der ÖBB bestmöglich

eingebunden sind. Dies gilt insbesondere für die ökonomisch stärksten Zentren

Wien, Krems, Ybbs, Enns und Linz, als auch für kleinere, zwischenliegende

Stationen, hinsichtlich der die ÖBB verstärkt bemüht sind, im Zuge der

Fahrplanentwicklung die Anbindung an europäische Wirtschaftszentren (auch mit

Schwerpunkt Nord - und Westeuropa) durch enge Kooperation zu verbessern.

 

Zu Frage 5:

 

Die Korridoruntersuchung B 310 Mühlviertlerstraße befindet sich knapp vor

Verfassung des Schlussberichtes.

Als bereits absehbares Ergebnis dieser Untersuchung kann die Notwendigkeit

und die technische Machbarkeit eines selektiven Ausbaues der B 310, vor dem

Hintergrund der Raum - und Umweltaspekte, bis zur Grenze bei Wullowitz

nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden die möglichen Trassenkorridore

ermittelt, die dann in weiterer Folge einer Konkretisierung und Variantenauswahl

unterzogen werden müssen. Für eine allfällige Finanzierung des gegenständlichen

Projektes durch Bemautung wurden die notwendigen verkehrlichen Daten erhoben.

 

Zu den Fragen 6, 7 und 8:

 

In zahlreichen Treffen der zuständigen tschechischen und österreichischen

Behörden wurde über den Stand der Planungen gegenseitig informiert (etwa

am 18. Juli 2000 in Retz /NÖ betreffend die B 310 Mühlviertlerstraße und die A 5

Nordautobahn, oder am 8. September 2000 in Ostrava/TCH betreffend den

Internationalen Transportkorridor 6). Im Zuge der großräumigen Untersuchungen

(Korridoruntersuchungen etc.) wird ein Datenaustausch durchgeführt.

Eine allfällige Vereinbarung zur Festlegung der Grenzübergabepunkte für die

gegenständlichen Straßenprojekte kann erst nach Abschluss der Untersuchungen

erfolgen, die unter dem Gesichtspunkt der naturschutzrechtlichen Festlegungen,

sowie der räumlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte, alle möglichen

Übergabepunkte ermitteln. Dabei wird in weiterer Folge voraussichtlich eine

grenzüberschreitende Untersuchung gemäß den Vorgaben der EU durchzuführen

sein.

 

Die A 5 Nordautobahn (Verbindung Wien - Brünn - Prag bzw. Polen) ist bereits im

Bundesstraßengesetz verankert und wurde kürzlich in das TEN Netz aufgenommen.

Darüber hinaus wird durch die Realisierung der Spange Kittsee (B 307) Wien mit der

slowakischen Autobahn D 2 nach Brünn und Prag, sowie der slowakischen Autobahn

D 61 nach Krakau verbunden.

 

Für den Eisenbahnbereich darf einleitend darauf hingewiesen werden, dass auf

Grund der verkehrsgeographischen Lage Österreichs und Tschechiens vornehmlich

Verkehr in Nord - Süd - Relationen nach und durch Osterreich (als „Ost - West - Verkehr“)

zu betrachten ist. Die Verlagerung von bilateralen und Österreich transitierenden

Verkehren auf die Schiene ist gerade unter diesem Aspekt von größter Bedeutung

für die österreichische Verkehrspolitik.

 

Über die Planungen und Infrastrukturmaßnahmen der Tschechischen Republik wird

das Verkehrsressort laufend im Rahmen bilateraler Arbeitsgespräche und

internationaler Gremien informiert. Bereits seit 1991 finden mit der Tschechischen

Republik regelmässig intensive Gespräche über den Ausbau der

Eisenbahnverbindung Berlin - Prag - Wien statt.

 

Im Juni 1995 wurde eine diesbezügliche Vereinbarung zwischen den

Verkehrsministern Deutschlands, der Tschechischen Republik und Österreichs

unterzeichnet. Zugleich wurde ein bilaterales Abkommen zwischen den

Verkehrsministerien Tschechiens und Österreichs abgeschlossen mit den

grundlegenden Zielen einer Abstimmung des Ausbaus der Eisenbahninfrastruktur,

der Interoperabilität und der Zusammenarbeit der Eisenbahnindustrien.

Auf Grundlage dieses Abkommens wurde eine „gemeinsame Arbeitsgruppe“

eingerichtet, in deren Rahmen regelmässige Abstimmungsgespräche stattfinden. Die

Tschechische Republik hat den Ausbau ihres Eisenbahnnetzes mit Österreich

abgestimmt und führt ihn auf den wichtigsten Strecken sehr zügig durch, wobei

internationale Standards angewendet werden.

 

Die Eisenbahnverbindung Wien - Hohenau - Brünn - Prag - Dresden - Berlin stellt für

Österreich die wichtigste Verbindung mit Tschechien dar und schliesst zugleich die

bedeutendste Eisenbahnachse Tschechiens ein. Der Ausbau ist derzeit bereits auf

mehr als der Hälfte der Streckenlänge auf tschechischem Gebiet abgeschlossen. Der

Ausbau der Gesamtstrecke soll Ende 2002 fertig gestellt sein.

 

Ähnlich hohe Priorität kommt sowohl aus tschechischer als auch aus österreichischer

Sicht der Eisenbahnverbindung von Wien über Hohenau und Ostrau zur polnischen

Grenze zu. Der Ausbau ist von Breclav ausgehend in mehreren Abschnitten bereits

im Gange und soll grossteils bereits 2002/2003 fertig gestellt sein, die restlichen

Abschnitte bis zur polnischen Grenze sollen bis zum Jahre 2005 ausgebaut werden.

Somit werden demnächst zwei sehr leistungsfähige Schienenverbindungen über

Tschechien in den Norden Europas zur Verfügung stehen.

 

Weiters wurde im Rahmen der bilateralen Eisenbahnkooperation eine gemeinsame

Machbarkeitsstudie über die Eisenbahnverbindungen Prag - Linz/ - Gmünd - Wien

durchgeführt, deren Umsetzung durch eine im Frühjahr 2000 konstituierte bilaterale

Arbeitsgruppe gesteuert wird.