1274/AB XXI.GP
Eingelangt am: 21.11.2000
Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich beantworte die an meine Amtsvorgängerin gerichtete schriftliche parlamentari -
sche Anfrage der Abgeordneten Dr. Grollitsch und Kollegen betreffend Cochlear -
Implantationen in Salzburg, Nr. 1280/J, wie folgt:
Frage 1:
Mir ist bekannt, dass in Salzburg Cochlear - lmplantationen bei taub geborenen Kin -
dern bzw. ertaubten Erwachsenen aus dem gesamten Bundesgebiet und auch bei
Patienten aus dem Ausland durchgeführt werden, wobei aber derartige lmptantatio -
nen auch an anderen Krankenhausstandorten in Österreich (Wien, Innsbruck, Graz)
erfolgen.
Frage 2:
In Salzburg wurden laut Auskunft der Landeskrankenanstalten seit 1992 über 200
Cochlear - Implantationen durchgeführt, davon 166 an Kindern und 35 an Erwachse -
nen. Salzburg ist damit ein großes Zentrum für Cochlear - lmplantationen bei Kindern
in Österreich. Univ. Prof. Dr. Albegger, Vorstand der Landesklinik für HNO - Krank -
heiten in Salzburg, weist darauf hin, dass die Erfolge seiner Implantationen im Ver -
gleich zur internationalen Literatur als sehr gut zu bezeichnen sind. Er hat zuletzt
anlässlich der wissenschaftlichen Tagung der österreichischen HNO - Gesellschaft im
September 2000 in Wien über seine niedrigen Komplikationsraten bei über 200 ope -
rierten Patienten berichten können. Demgemäß gehört Salzburg weltweit zu den
Zentren mit den niedrigsten Komplikationsraten.
Frage 3:
Laut den - meinem Ressort aktuell vorliegenden - Diagnosen - und Leistungsberich -
ten 1999 wurden im letzten Jahr in den Landeskrankenanstalten Salzburg 33
Cochlear - Implantationen durchgeführt:
Davon wurden 24,24% (8 Implantationen)
an Patienten mit Wohnsitz Bundesland Salzburg erbracht. An Patienten aus den
übrigen Bundesländern wurden 23 Cochlear - lmplantationen (69,7%) durchgeführt.
Der Anteil von Cochlear - lmplantationen an EU - Bürgern bzw. sonstigen Ausländern
beträgt jeweils 3,03% (jeweils eine Implantation). Im gleichen Jahr wurden im LKH
Innsbruck 17 und im AKH Wien 51 Cochlear - Implantationen durchgeführt.
Bezogen auf den Zeitraum 1992 bis Oktober 2000 kamen nach Auskunft von Univ.
Prof. Dr. Albegger 88% jener Patienten, die sich in Salzburg einer Gochlear - Implan -
tation unterzogen haben, aus Österreich (21% davon aus Salzburg), 9% aus
Deutschland und 3% aus Nicht - EU - Staaten.
Frage 4:
Bis 1992 gab es zahlreiche österreichische Patienten, insbesondere Kinder, die
mangels gleichwertiger Einrichtungen in Österreich in Hannover, dem weltweit größ -
ten Cochlear - Implantationszentrum versorgt wurden. Seit 1992 werden in Salzburg,
kurz danach auch in Wien und Innsbruck, Implantationen von mehrkanaligen intra -
cochleären Implantaten durchgeführt. Seit diesem Zeitpunkt kommt es praktisch
nicht mehr vor, dass sich österreichische Patienten diesbezüglich in Deutschland
operieren lassen. Aus der Sicht von Univ. Prof. Dr. Albegger wäre ein Transfer nach
Deutschland nur mehr dann zu erwägen, wenn ganz schwierige Verhältnisse bei der
Cochlear - Implantation zu erwarten sind, wo die große Erfahrung und Kompetenz des
weltweit größten Zentrums in Hannover gefragt ist. Im Übrigen besteht mit dem Zen -
trum in Hannover eine langjährige exzellente Zusammenarbeit.
Frage 5:
Für das Jahr 1999 wurde bei 30 Gochlear - Implantationen als Kostenträger eine
Krankenkasse angegeben. Die drei restlichen Fälle wurden als Selbstzahler,
worunter auch Vollzahler durch die private Krankenversicherung zu verstehen sind,
ausgewiesen.
Frage 6:
Derzeit gibt es kein starres Konzept, welches spezifisch eine österreichweite Koordi -
nation von Patientenströmen für die Cochlear - Implantation und deren Vor - und
Nachbetreuung vorschreibt.
Es hat sich aus verschiedenen Gründen herauskristallisiert, dass die Univ. Klinik für
HNO - Krankheiten in Wien hauptsächlich Patienten aus Wien und den umliegenden
Teilen Niederösterreichs und des Burgenlandes versorgt; das Cochlear - Implanta -
tions - Zentrum in Salzburg betreut hauptsächlich Patienten aus Salzburg, Oberöster -
reich, Steiermark und Kärnten; das Cochlear - Implantations - Zentrum der Univ. - Klinik
für HNO - Heilkunde in Innsbruck versorgt hauptsächlich Patienten aus Tirol, Vorarl -
berg und Südtirol. Graz hat mit dem Aufbau eines Implantations - Zentrums begon -
nen. Neben dieser empirischen Grundzuordnung kommt es aber immer wieder vor,
dass Patienten bzw. deren Eltern nicht „ihr“ regionales Zentrum frequentieren, son -
dern an einem anderen Zentrum ihrer Wahl betreut werden wollen. Diese Wahlmög -
lichkeit für ertaubte Patienten bzw.
Eltern gehörlos geborener Kinder sollte aber
bestehen bleiben, da Cochlear - Implantationen, wie jede andere Operation, eine ganz
besondere Vertrauensbasis zwischen dem Patienten und dem zuständigen Zentrum
erfordern. Bei der Cochlear - Implantation kommt aber noch dazu, dass die Behand -
lung ja nicht nur aus der Operation selbst besteht, sondern aufwendige Voruntersu -
chungen und Vorbereitungen auf die Cochlear - Implantation und eine jahre - bis
lebenslange Nachbetreuungsphase durch ein interdisziplinäres Team umfasst.
Wegen der intensiven Betreuungsnotwendigkeit sollte das Cochlear - Implantations -
Zentrum daher nicht allzu weit vom Wohnort des Patienten entfernt sein. Anderer -
seits ist zu beachten, dass aus Gründen der Sicherung einer hohen Qualität der Ver -
sorgung in jedem Cochlear - Implantations - Zentrum eine ausreichende Patientenfre -
quenz gegeben sein muss. Nach einer internationalen Richtlinie sollte ein derartiges
Zentrum mindestens zwei Cochlear - Implantationen pro Monat durchführen, um die
Qualität hoch und die Komplikationsrate niedrig zu halten. Diese Situation ist in
Österreich beim derzeitigen Verteilungsmodus gegeben. Die vorhandenen Cochlear -
Implantations - Zentren sollten die Funktion von länderübergreifenden Kompetenzzen -
tren haben.
Darüber hinaus ist in der geltenden Vereinbarung gem. Art. 15a B - VG über die
Reform des Gesundheitswesens und der Krankenanstaltenfinanzierung für die Jahre
1997 bis 2000 festgelegt, dass der Österreichische Krankenanstalten - und Großge -
räteplan (ÖKAP/GGP) sukzessive zu einem Leistungsangebotsplan weiterentwickelt
werden soll. Der sich derzeit zwischen dem Bund und den Bundesländern in Ver -
handlung befindliche Entwurf für die Revision des ÖKAP/GGP per 1. Jänner 2001
enthält bereits u.a. eine Leistungsangebotsplanung für ausgewählte komplexe, auf -
wendige und daher teure (spitzen)medizinische Leistungen. Unter der Vorausset -
zung, dass im Rahmen der sich zwischen dem Bund und den Bundesländern derzeit
ebenfalls in Verhandlung befindlichen neuen 15a - Vereinbarung auch die Weiterent -
wicklung der Leistungsangebotsplanung vereinbart wird, wird u.a. auch der Lei -
stungsbereich Cochlear - Implantationen Gegenstand der in den nächsten Jahren
weiterzuentwickelnden Leistungsangebotsplanung sein.
Frage 7:
In der geltenden Vereinbarung gem. Art. 15a B - VG über die Reform des Gesund -
heitswesens und der Krankenanstaltenfinanzierung für die Jahre 1997 bis 2000 ist
festgelegt, dass für inländische Gastpatienten für die Dauer dieser Vereinbarung
keine über die Abgeltung der Landesfonds hinausgehende Entschädigung bezahlt
wird. Dies deshalb, weil sämtliche Leistungen für inländische Gastpatienten durch
den zwischen den Bundesländern ausverhandelten Aufteilungsschlüssel der Mittel
abgegolten sind.
Im Rahmen der derzeit laufenden Verhandlungen über eine neue 15a - Vereinbarung
wird sich der Bund - wie schon in der Vergangenheit - auch diesmal für eine Durch -
lässigkeit der Finanzierungsströme zwischen den Bundesländern einsetzen.