1593/AB XXI.GP

Eingelangt am: 26-01-2001

 

Bundesministerium für

Bildung, Wissenschaft

und Kultur

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1584/J - NR/2000 betreffend "Gender main -

streaming" in der Bildungspolitik, die die Abgeordneten Mag. Christine Muttonen und Genos -

sen am 28. November 2000 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Ad 1.:

 

Gender Mainstreaming ist eine Methode, die ergänzend und nicht stellvertretend zur Gleich -

stellungspolitik einzusetzen ist. Daher ist es wichtig, Entscheidungsträger umfassend über die

Möglichkeiten und Grenzen dieses Instrumentes zur Herstellung von mehr Geschlechterdemo -

kratie zu informieren. Dazu wird es entsprechende Informationsveranstaltungen und Schulun -

gen in allen Ressortbereichen geben.

 

In den nächsten sechs Jahren sind Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer / innen in "Gender

Sensitivity" und "Gender Mainstreaming" vorgesehen, die über die Pädagogischen Institute

durchgeführt werden sollen.

 

Darüber hinaus ist auf schulischer Ebene ein Projekt "Gender Mainstreaming und Schulent -

wicklung“ angelaufen (Projektende: Dezember 2002), mit dem ein handlungsorientierter Ansatz

verfolgt wird: Ziel des Projektes ist es, gesamtschulische Entwicklungsprozesse zu setzen und

geschlechtergerechte Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen zu ermöglichen.

Im Rahmen eines EU - LEONARDO - Pilotprojektes "Fem - training - net", bei dem die Abteilung

für geschlechtsspezifische Bildungsfragen des Ressorts als Partner fungiert, wurde ein Leitfa -

den zum "Gender Mainstreaming" für Projekt - und Programmverantwortliche entwickelt. Die -

ser ist in Fertigstellung und wird bis März 2001 zur Verfügung stehen.

 

Ad 2.:

 

Der Einsatz des Instruments Gender Mainstreaming im Ressort befindet sich derzeit in der Pla -

nungsphase. Daher können keine vollständigen Angaben über die erforderlichen Mittel gemacht

werden. Klar ist jedoch, dass die erfolgreiche Umsetzung des Gender Mainstreaming in den

Politikfeldern des Ressorts auch Ressourcen erfordert.

 

Die zu Frage 1 bereits konkret angeführten Maßnahmen werden teilweise aus ESF - Mitteln (Eu -

ropäischer Sozialfonds) finanziert, teilweise werden dazu Mittel aus dem Ansatz 1/12208 (Bud -

getmittel der Abteilung für geschlechtsspezifische Bildungsfragen und - je nach Projekt - ande -

rer betroffener Abteilungen) verwendet.

 

Ad 3.:

 

Der Informationsarbeit kommt bei der Umsetzung des Gender Mainstreaming große Bedeutung

zu. Daher sind alle Möglichkeiten zu nutzen, die eine erfolgreiche Einbindung des Gender

Mainstreaming in Entscheidungsprozesse des Ressorts gewährleisten.

Geplant ist beispielsweise, das Thema "Gender Mainstreaming" in die Lehrer/innenbildung an

den Akademien zu integrieren. Ein entsprechendes Projekt ist in Planung.

 

Ad 4.:

 

Die interministerielle Koordinierung im Bereich Gender Mainstreaming liegt nicht im Aufga -

benbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Ad 5.:

 

Seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur gibt es seit vielen Jahren

Bestrebungen zur Beseitigung von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten. Dazu wurde von

1997 bis 2000 ein Aktionsplan 2000 zur Förderung der Gleichstellung im Bereich von Schule

und Erwachsenenbildung umgesetzt. Welche Maßnahmen in diesem Zusammenhang getroffen

wurden bzw. derzeit laufen, ist dem angeschlossenen Informationsblatt für Schulbildung und

Gleichstellung Nr. 12/2000 zu entnehmen (Beilage).

 

Im Rahmen des Aktionsplans 2003 (Gender Mainstreaming und Frauenförderung in Schule und

Erwachsenenbildung) sollen im Zeitraum 2001 - 2003 seitens des Ressorts Maßnahmen in den

folgenden Schwerpunktbereichen gesetzt werden:

 

1. SCHULQUALITÄT UND CHANCENGLEICHHEIT

• Unterrichtsprinzip "Erziehung zur Gleichstellung": Weitere Integration in die Lehrpläne

   und Förderung der Umsetzung.

• Didaktischer Grundsatz "Bewusste Koedukation": Aufnahme in die Lehrpläne und Förde -

   rung der Umsetzung.

• Veranstaltungsreihe "Bewusste Koedukation an Schulen verbessert die Qualität von Schu -

   len - Aufnahme in das Schulprogramm" (Zusammenarbeit mit den Landesschulräten).

• Informations - und Diskussionsangebote (auch über Internet).

• Unterstützung von Modellschulen

II. GESCHLECHTSSENSIBLE BERUFSORIENTIERUNG / MÄDCHEN UND TECHNIK

• Projekt "READY" an Schulen (ESF - Mittel): Zielgruppe 12 - bis 15 - jährige Mädchen.

• Aktion "MiT (Mädchen/Frauen in die Technik): Zielgruppe technische Schulen.

• Projekt FIT (ESF - Mittel): Zielgruppe 17 - bis 19 - jährige Mädchen.

• Projekt "Technikerinnen als Mentorinnen" (Gemeinschaftsinitiative EQUAL, EU - Mittel):

   Kooperation mit Betrieben.

• Aktion "Geschlechter - Kultur macht Schule" (Expert/inn/en aus nichttraditionellen Berei -

   chen kommen an die Schule)

• Verbesserung der Zugangsvoraussetzungen von Mädchen zu technischen Ausbildungen

   (Maßnahmen in der VS, HS, PS und AHS).

• Förderung von Mädchenberatungsstellen für einschlägige Maßnahmen zur BO.

III. ENTWICKLUNG VON NETZWERKEN / UNTERSTÜTZUNG DURCH BEAUFTRAG -

TE

 

• Vernetzung (LSR, Schulaufsicht, PI, PA, BPA, UNI) zur Umsetzung des Aktionsplans 2003

• Netzwerk zwischen pädagogischen Mitarbeiter / innen an Pädagogischen Instituten zur Erhö -

   hung einschlägiger Fortbildungsangebote

• Arbeitsgemeinschaften von Lehrer/innen

• Netzwerk im Akademiebereich

• Expert/inn/engruppe Berufsschulen

• Netzwerk von Genderbeauftragten an Schulen (Konzeptentwicklung und Pilotphase)

IV. GLEICHBEHANDLUNG UND FRAUENFÖRDERUNG

• Öffentlichkeitsmaßnahmen zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich des Nutzens und der Vor -

   teile einer ausgewogenen Mitwirkung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozes -

   sen.

• Sicherstellung der Vertretung von Frauen in Entscheidungsgremien.

• Verstärkte Qualifizierung von Frauen für Führungsfunktionen.

• Motivierung von Lehrerinnen, sich für Leitungsfunktionen zu bewerben.

V. ERWACHSENENBILDUNG - FRAUEN UND NEUE TECHNOLOGIEN

• Förderung von Bildungsmaßnahmen im Bereich Neue Technologien

• Etablierung eines offenen Lernsystems für Frauen

• Weiterentwicklung und Umsetzung des Tutorinnenmodells

• Vernetzung von Fraueninitiativen

• Transfer nationaler und internationaler Projekterfahrungen

 

Die genannten Maßnahmen erfolgen unter dem Gesichtspunkt des Gender Mainstreaming und

erfordern die Bereitstellung von Informationsmaterialien, Fortbildungsangebote (für Leh -

rer/innen, Schulaufsicht und Verwaltung) und begleitende genderorientierte Forschung. Eine

Intensivierung des transnationalen Austauschs wird ebenso angestrebt wie die Ausnutzung von

Kofinanzierungen mit Bund, Ländern und EU.

Im Wissenschaftsbereich wurde mit dem Studienjahr 1999/2000 das Projekt FIT ( = Frauen in

die Technik, siehe auch oben unter Punkt II) österreichweit erfolgreich etabliert. An fünf Uni -

versitätsstandorten (Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Wien) wird diese Maßnahme umge -

setzt. Im Rahmen dieser Initiativen werden Schulbesuche an allgemein bildenden höheren

Schulen und berufsbildenden höheren Schulen sowie Schnuppertage an technischen und

naturwissenschaftlichen Fakultäten, Technischen Universitäten, Fachhochschulen und techni -

schen Kollegs durchgeführt. Ziel dieser Maßnahme ist es, junge Frauen für ein technisches oder

naturwissenschaftliches Studium zu motivieren. Die Informations - und Beratungstätigkeit

erfolgt unter Einbeziehung von Schulleitung, Bildungsberatung, Elternvertretung, Schulspre -

chern und Schulsprecherinnen, Lehrtätigen an den Universitäten, Fachhochschulen und techni -

schen Kollegs, Studierendenvertretung, Experten und Expertinnen aus der Wirtschaft sowie von

Personen, die im Bereich der Bildungspolitik tätig sind. Damit soll gewährleistet werden, dass

die Sensibilität für eine geschlechtssensible Studien - und Ausbildungswahl nachhaltig steigt.

 

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