1770/AB XXI.GP

Eingelangt am: 16.03.2001

 

Bundeskanzler

 

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Lunacek, Freundinnen und Freunde haben

am 18. Jänner 2001 unter der Nr. 1725/J an mich eine schriftliche parlamentarische

Anfrage betreffend Einsatz und Wirkung von NATO - Munition mit abgereichertem

Uran im Balkankrieg gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

 

Zu Frage 1:

Eine unmittelbar nach Bekanntwerden eines Verdachts der Gesundheitsgefährdung

durch Munition mit abgereichertem Uran durchgeführte stichprobenartige Blutunter -

suchung bei 53 Soldaten durch die Truppenärztin des österreichischen Kontingents

im Kosovo erbrachte bei den untersuchten Soldaten keine pathologische Verände -

rung der weißen Blutzellen. Über den Sachverhalt der DU - Munition bzw. im Einsatz -

raum vorhandener Munitionsteile wurde das österreichische Einsatzpersonal umfas -

send informiert.

 

Zu Frage 2:

Das Bundeskanzleramt richtete zur Koordinierung der Hilfsaktivitäten für den Kosovo

am 7. April 1999 die Steuerungsgruppe für die Hilfsaktion der Bundesregierung für

Vertriebene aus dem Kosovo ein, in der ein Großteil der angesprochenen Nichtregie -

rungsorganisationen vertreten waren. Im Laufe der regelmäßigen Besprechungen

dieses Gremiums wurde der Einsatz von DU - Munition bzw. allfällige daraus folgende

Gesundheitsbeeinträchtigungen bzw. diesbezügliche Untersuchungen nicht bespro -

chen.

 

Zu Frage 3:

Wie zu Frage 2 ausgeführt, wurden Fragen des Hilfseinsatzes der NGOs im Kosovo

im Rahmen der genannten Steuerungsgruppe besprochen. Keine der Nichtregie -

rungsorganisationen berichtete in diesem Rahmen über Probleme bei Patienten mit

Immunschwächeerkrankungen, daher ist die Frage mit nein zu beantworten.

Zu Frage 4:

Im Jahr 1999 gab es keine Informationen über verstrahlte Gebiete im Kosovo und

eine mögliche Gesundheitsgefährdung von Rückkehrern.

 

Die Äußerung in Bezug auf die Berücksichtigung einer Gesundheitsgefährdung bei

Rückkehr bezieht sich nur auf den Behandlungsbedarf und die Gesundheitsversor -

gungsmöglichkeit von Kranken und gefährdeten Personen in der Herkunftsregion im

Kosovo.

 

Bei der Beratung zur freiwilligen Rückkehr der in der Unterstützungsaktion des Bun -

des und der Länder betreuten kosovarischen Kriegsvertriebenen erfolgte auf Basis

von Informationsmaterialien, die der UNHCR, die KFOR, die UNMIK und OSZE zur

Verfügung stellten. Informationsmaterial über verstrahlte Regionen wurden weder

von der OSZE noch von KFOR und UNHCR zur Verfügung gestellt.

 

Zu Frage 5:

Die Organisation der Rückkehr im Zusammenhang mit freiwilliger Rückkehr erfolgte

stets unter Einbindung der Internationalen Organisation für Migration und des

UNHCR, die beide im Kosovo tätig sind und niemals einen Einspruch erhoben

haben. Abschiebungen in das Kosovo erfolgten im Luftweg nach Pristina unter

Einbindung der UNMIK.

 

Zu Frage 6:

Diese Frage betrifft keinen Gegenstand der Vollziehung.

 

Zu Frage 7:

Meines Wissens hat mein Amtsvorgänger das Thema Uranmunition anläßlich der

Konferenz von Sarajewo nicht erwähnt. Die Gründe hiefür sind mir nicht bekannt.

 

Zu Frage 8:

Ich verweise auf die Anfragebeantwortung des Bundesministeriums für auswärtige

Angelegenheiten (1728/J).

 

Zu Frage 9:

 

Die österreichische Bundesregierung orientiert sich in der Frage einer allfälligen Ge -

sundheitsgefährdung am derzeitigen Erkenntnisstand.

 

Eine wissenschaftliche Untersuchung im Rahmen des Umweltprogramms der

Vereinten Nationen (UNEP) vom 13. März 2001 über die Auswirkungen von

DU - Munition im Kosovo Krieg konnte in den untersuchten Gebieten keine

weitverbreitete Bodenkontamination feststellen. Daraus wird gefolgert, dass die

entsprechenden radiologischen und chemischen Risken als unbedeutend

einzustufen sind.

Die Studie kommt weiters zu dem Ergebnis, dass den in spezifischen Situationen

auftretenden Risken (z. B. direkter Körperkontakt mit DU - Munition) mit bestimmten

Vorsichtsmaßnahmen begegnet werden kann. Darüber hinaus werden wegen der

nach wie vor bestehenden Unklarheiten bezüglich der Langzeitfolgen von

DU - Munition - etwa auf das Grundwasser - in Zusammenarbeit von Vereinten

Nationen, IAEA und WHO weitere Untersuchungen erwogen.